Kein „Heldengedenken“ in Kreuzberg! Desertieren statt marschieren! War starts here!

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In den frühen Morgenstunden des 11.11.2023 wurden anlässlich des bevorstehenden „Volkstrauertages“ auf und in der Nähe des Friedhofs Lilienthalstraße antimilitärische Spuren hinterlassen. Am 12.11.2023 werden hier – wie jedes Jahr – Wehrmachtssoldaten sowie an aktuelleren Angriffskriegen beteiligte deutsche Soldaten von fackeltragenden Bundeswehrangehörigen und staatstragenden Politiker*innen geehrt. Dagegen wurde die sogenannte „Ehrenhalle“ und eine Wehrmachts-Gedenktafel mit Lack beworfen, an der „Krypta“ wurden Parolen wie „Desertieren!“, „Abrüsten!“ und „War starts here!“ geschrieben. In den Straßen um den Friedhofseingang und um den unweit entfernt liegenden U-Bahnhof Südstern wurden mit Hilfe von Schablonen „Desertieren statt marschieren“, „Aufrüstung stoppen“, „Deutschland ist Kriegstreiber“ und „Bundeswehr abschaffen“ gesprüht. Außerdem wurden Wandzeitungen angebracht, die das „Heldengedenken“ von Nazi-Tätern und die deutsche Kriegstreiberei anprangern, sich gegen Waffenlieferungen und Aufrüstung positionieren und stattdessen fürs Desertieren und Sabotieren aussprechen.

 

Schon früher kam es zu Protestaktionen gegen den „Volkstrauertag“ auf dem Friedhof Lilienthalstraße:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/196525/

Video von der revisionistischen Gruselveranstaltung im letzten Jahr:
https://youtu.be/Z2xJ7PFISXE

 

 
Hier der Inhalt der Wandzeitung:

Solidarität mit denen, die sich entziehen, desertieren und sabotieren!

 
Eine Nazi-Kulisse in Kreuzberg

Am Vorabend des Volkstrauertags findet auf dem Friedhof Lilienthalstraße in Berlin-Kreuzberg eine traditionelle Gedenkstunde des Diplomatischen Korps statt, samt Militärvertreter*innen und Fackelträger*innen. Der Friedhof wurde zwischen 1938 und 1941 im Auftrag Albert Speers, dem „Generalbaudirektor für die Reichshauptstadt“, nach Plänen des NS-Architekten Wilhelm Büning als Begräbnisstätte für Wehrmachtsoldaten erbaut. Die „Ehrenhalle“ dient auch heute noch als Kulisse für das geschichtsrevisionistische und gleichmachende Gedenken an „die Opfer im Osten“.

 
Revanchistische Scheiße

Im Jahr 1922 wurde der Volkstrauertag durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt. Er wurde zunächst als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs begangen. Unter der Naziherrschaft wurde er offiziell zum „Heldengedenktag“ umgewidmet. Heute heißt es, dass an die Millionen Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus erinnert werden soll. Im Bundestag findet dazu eine zentrale Gedenkstunde unter Beteiligung des Bundespräsidenten, des Kanzlers, des Kabinetts und des Diplomatischen Korps statt, die Nationalhymne und das Lied „Der gute Kamerad“ werden gespielt.

 
Desertieren ist beispielgebend

Den Hunderttausenden, die sich weigerten für die Nazis in den Krieg zu ziehen, wird dagegen kaum gedacht. In Berlin befindet sich seit 2015 einzig eine Gedenktafel für den ermordeten unbekannten Deserteur in Charlottenburg und in Bernau gibt es ein entsprechendes Bronzerelief an der historischen Stadtmauer. Dabei wurden 100.000 Kriegsverweigerer von den Nazirichtern in Zuchthäuser, Konzentrationslager und Strafbataillone geschickt, von 30.000 Todesurteilen wurden 20.000 vollstreckt.

 
Gegen Waffenlieferungen und Aufrüstung

Auch im Krieg zwischen Russland und der Ukraine versuchen viele, sich dem sinnlosen Sterben zu entziehen. Statt die Deserteure beider Seiten zu unterstützen, wird der Konflikt als Anlass genommen, die BRD weiter aufzurüsten und den deutschen Imperialismus zu stärken. Deutschland ist weltweit an Kriegsverbrechen beteiligt und befeuert mit Waffenlieferungen den Fortgang dieser zerstörerischen Konflikte. Hunderte Milliarden fließen den Rüstungskonzernen zu, die Bundeswehr und Atomwaffen sollen „modernisiert“ werden sowie der Soldat wieder zum Kämpfen bereit sein. Außerdem soll die Gesellschaft auf unbedingte Unterstützung dieses Kriegskurses getrimmt werden. All das wird dem Sterben kein Ende bereiten.

 
Deutsche Täter sind keine Opfer

Während hiesige Soldaten- und Kriegerdenkmäler vordergründig immer „unserer gefallenen Kameraden“ gedenken sollen, sind sie doch tatsächlich Orte der Sinnstiftung des Kriegstodes und damit eine Legitimation des Krieges. Sie verklären nostalgisch den Krieg und seine Ursachen, verschweigen die deutsche Täterschaft und sind damit auch Anlaufpunkt für Neonazis und rechte Parteien.

 
Das ist nicht unser Krieg

Als Internationalist*innen und Antimilitarist*innen stehen wir solidarisch an der Seite derer, die sich gegen Kriege auflehnen – die sabotieren, desertieren und sich entziehen. Wir kämpfen mit denen, die ihren Kriegsherren und -damen die Gefolgschaft verweigern. Solidarität bedeutet die kriegstreiberische Hetze zurückzuweisen und zu erkennen, dass unsere Verbündeten jenseits der Fronten stehen. Die Grenze verläuft noch immer zwischen oben und unten.

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Ergänzungen

es ist ganz klar, dass diese erzaehlweise der "korrektur" teil der militarisierung ist. natuerlich ist die nato kriegspartei in diesem konflikt. wir muessen uns gegen jedes militaer stellen und uns an die seite der menschen ueberall, das heisst russland, ukraine und sonstwo stellen, die nicht bei dem schlachten mitmachen. lest regelmaessig indymedia, dann wird klar, wie die antwort von unten auf dieses desaster aussieht. definitiv nicht indem wir in einem krieg zweier imperien uns auf eine seite  stellen!