Bundesweit agierende rechtsextreme MPU Beratungsstelle - Gina Lisa Lohfink als Werbegesicht

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Mit dieser Recherche werden die geschäftlichen Verbindungen der Rechtsextremisten Matthias Deyda (Dortmund), Matthias Drewer (Dortmund), Markus Walter (Kerpen), Rene Götting (Halberstadt) und Detlef Modler (Kerpen) offengelegt.

Mit einem Geflecht von Unternehmensgesellschaften (UG) gründeten die rechtsextremen Kader der Partei „Die Rechte“, Matthias Deyda und Markus Walter, die „Clever MPU GmbH“. Dort werden Dienstleistungen von medizinisch-psychologischen Untersuchungen (MPU) von Abstinenzkontrollprogrammen, Beratung und Vorbereitung auf die Untersuchungen sowie Handel mit Waren aller Art, insbesondere von Fachbüchern und Schnelldrogen- bzw. Alkoholtests angeboten. 

Bei der Namensfindung war die rechtsextreme Kreativität grenzenlos: Matthias Deyda gründete die Unternehmensgesellschaft „Deymat UG“ und Markus Walter die „Marwal UG“. Diese Strukturen werden genutzt, um bei der „Clever MPU GmbH“ als Gesellschafter aufzutreten. 

Ansässig ist „Clever MPU GmbH“ in der Porschestr. 16, 51381 Leverkusen. Vertreten wird sie durch den Rechtsextremisten und Aktivisten der Partei „Die Rechte“ des Kreisverbandes Rhein-Erft, Detlef Modler, aus Kerpen. U. a. kandidierte Modler auf der DR-Liste zur Landtagswahl NRW 2017 auf Platz 8. 2009 hatte Modler noch für die Partei „Die Linke“ kandidiert. 

Geschäftsführer Modler kann hierbei als Strohmann bezeichnet werden. 

Erste mediale Aufmerksamkeit erhielt die MPU Beratungsstelle durch die Veranstaltung der „Mallorca Party“ im "Haus Oestrich" in Castrop-Rauxel Anfang März 2022. Dort feierten Rechtsextremisten aus Dortmund den Geburtstag von Ratsmitglied Matthias Deyda, der innerparteilich auch für die europaweite Vernetzung und Kontaktpflege verantwortlich ist. Im Nachgang der Veranstaltung nutzten die Nazis die Möglichkeit sich mit dem Schlagersänger M. Distel aka „Ikke Hüftgold“ ablichten zu lassen. Fälschlicherweise bezeichnete M. Distel die Veranstalter in seiner Stellungnahme als Fahrschule. Distel distanzierte sich nach Bekanntwerden von den Nazis.

Neben der Veranstaltung in Castrop-Rauxel wurde eine weitere „Mallorca Party“ am 17.09.2021 in Halberstadt durchgeführt. Die Räumlichkeit „Zum Goethe“ wurde hierbei von den Eigentümern des Malerbetriebs Götting zur Verfügung gestellt. Der Gebäudekomplex wird ebenfalls von der Diakonie Werkstätten Halberstadt gGmbH genutzt. Dem Geschäftsführer des Malerbetriebs Götting, Rene Götting, kann nicht nur wirtschaftliches Interesse an der Kooperation mit der Clever MPU GmbH unterstellt werden, sondern auch eine ideologische Nähe zum Rechtsextremismus. Neben einem bundesweiten Geflecht von Vorbereitungsstellen und Kooperationen mit Untersuchungslaboren besitzt die Clever MPU GmbH in der Quedlinburger Str. 21, 38820 Halberstadt und in der Zeißstr. 4, 50171 Kerpen weitere Büroräume. 
Als zentrale Verwaltungsstelle können die Büroräumlichkeiten im Ellipson, Ruhrallee 9, 44139 Dortmund bezeichnet werden. Hier ist unter anderem der vorbestrafte Rechtsextremist Matthias Drewer angestellt. M. Drewer fungiert als Sekretär und Telefonist, unverfroren stellt er sich auch persönlich den Kund:innen vor. Das Brisante hierbei ist, dass sich die Rechtsextremisten das Gebäude mit der Bezirksregierung Arnsberg teilen.
Ratsherr Matthias Deyda wird ebenfalls des Öfteren mit dem Fahrzeug seiner Partnerin Angelique Wette zur o.g. Vorbereitungsstelle chauffiert (Audi A3 - DO-AW1408).   

Einen „interessanten“ Gastbeitrag auf dem Blog der Beratungsstelle veröffentlichte der rechtsextreme Szeneanwalt Heiko Urbanzyk aus Coesfeld. Selbstverständlich wird den Kunden auch H. Urbanzyk als rechtlicher Beistand empfohlen und auf seine Kontaktdaten verwiesen. Die dilettantischen Verschleierungstaktiken machten auch vor der Telefonnummer des Unternehmens nicht Halt: 0800-900-1312. Werbegesicht des Unternehmens ist die Influencerin Gina-Lisa Lohfink, auf ihrem Instagram-Account bewirbt das Model das Unternehmen unverhohlen. 

Die positiven Bewertungen des Unternehmens im Internet lassen sich auf Löschungen der negativen Beiträge zurückführen, ehemalige Kund:innen berichten in Foren von Einschüchterungen und Bedrohungsszenarien. 

Auch bewerben Rechtsextremist:innen, wie Steffi Grahlmann aus Wismar, das Unternehmen: „Mein Bruder hat dank „Clever MPU“ seinen Führerschein zurück bekommen und war mit der Beratung und Betreuung rund um zufrieden. Er berichtete von Freundlichkeit und große Hilfsbereitschaft.“ Die Gefährdung potenzieller, unwissender Kund:innen durch die Rechtsextremisten muss verhindern werden. Eine weitere Finanzquelle des Unternehmens ist der Verkauf von Fachliteratur. Auf der Verkaufsplattform „eBay“ wird über den Account clever-mpu-de Literatur (Der Testknacker bei Führerscheinverlust) vertrieben.

Die Durchleuchtung dieses undurchsichtigen, deutschlandweiten Firmengeflechts gibt Hinweise darauf, wie es den Neonazis gelingen konnte, die entsprechenden finanziellen Mittel für ihre Strukturen zu generieren.

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