Erdogan Fans und türkische Faschisten feiern auf dem Stübeplatz

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In Wilhelmsburg feierten rund 200-250 Erdogan Anhänger den "Wahlsieg" ihres ideologischen Führers auf dem Stübenplatz im Reiherstiegviertel. 

Davon konnten mindestens 20 als "Graue Wölfe" identifiziert werden. Es wurden außerdem zahlreiche Fahnen der Grauen Wölfe gesichtet, dazu unzählige Wolfsgrüße und "Allahu Akbar" rufe.

Im folgenden ein Augenzeugenbericht.

 

 

 

Was war los?

 

 

 

Am 24.06.2018 wurde in der Türkei das Parlament und Präsident gewählt.

 

Erdogan hatte die Abstimmung um mehr als ein Jahr vorgezogen.

 

Damit soll der Umbau hin zu einem Präsidialsystem beschleunigt werden.

 

Vor beendigung der Auszählung erklärte sich Erdogan zum Wahlsieger.

 

Die Opposition spricht von Manipulation.

 

 

 

Im Ausland gab es bereits eine Rekordwahlbeteiligung: 1,49 Millionen Türken gaben ihre Stimme ab.

 

 

 

Die Koalitionspartei Milliyetçi Hareket Partisi (dt.: Partei der nationalistischen Bewegung – MHP) hatte, laut berichten, einen Zuwachs an Stimmen.

 

 

Gegen 21 Uhr bemerkte ein Genosse der Roten Antifa Wilhelmsburg das sich auf dem Stübenplatz mehrere Autos sammelten. Sie waren ausnahmslos mit Türkeifahnen geschmückt. 

 

 

 

Nachdem über die Verteiler, Instagram und Facebook die Nachricht verbreitet wurde, das sich türkische Nationalisten auf dem Platz im Herzen des Reiherstiegviertels sammeln, wurden es immer mehr hupende und gröhlende türkische Faschisten.

 

 

 

Exkurs: Graue Wölfe

 

 

 

Die Grauen Wölfe (türkisch Bozkurtlar oder Bozkurtçular) sind türkische Faschisten. Meist handelt es sich um Anhänger*innen der MHP oder der BBP (Partei der großen Einheit).

 

In der 1970er waren die Anhänger der Grauen Wölfe extrem gewalttätig und begangen mehrere Morde.

 

 

 

Die älteste in Deutschland aktive Organisation ist die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland (ADÜTDF) bzw. Türkische Föderation (Türk Federasyon), die als Gründungsmitglied der Türkischen Konföderation in Europa (Avrupa Türk Konfederasyon) angehört. Weiterhin werden Mitglieder des Verbandes der türkischen Kulturvereine in Europa (ATB) und der Union der türkisch-islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) der Bewegung zugerechnet. Auch unorganisierte Nationalisten begreifen sich teilweise als „Idealisten“.

 

Die Jugendorganisation der Grauen Wölfe ist die „Idealisten-Jugend“ (Ülkücü Gençlik).

 

 

 

Als Feindbilder sehen die Grauen Wölfe die kurdische Arbeiterpartei PKK, welche auf einschlägigen Webseiten als „Babymörder“ bezeichnet wird, und jegliche Kurden, welche eine „Gefahr“ für die Türkei darstellen (wie z.B. die YPG & die YPJ). Ebenfalls als Feindbilder gelten des Weiteren Juden, Christen, Armenier, Griechen, Kommunisten, Freimaurer, Israel bzw. „Zionisten“, die EU, der Vatikan und die Vereinigten Staaten.

 

Also eigentlich alles dabei, was die faschistischen Bewegungen der europäischen Staaten ablehnen oder bekämpfen wollen.

 

 

 

Wie entwickelte sich der Abend?

 

Gegen 22 Uhr traf die erste Streife der Polizei Hamburg ein.

 

Relativ untätig sahen die Beamten zu, wie sich der Platz mit mehr Autos und türkischen Fahnen füllte.

 

 

 

Throwback:

 

Als der antifaschistische Spaziergang stattfand, der die Übergriffe von Mitgliedern des MSK Insel Biker Motorradclubs auf Linke thematisierte, waren erstaunlich schnell unzählige Streifenwagen und hochmotivierte Cops zur Stelle.

 

Nicht aber am Abend des Wahlsiegs Erdogans.

 

 

 

Relativ schnell wurde klar, dass die feierenden Türkei-Fans einen Autokorso bilden wollten. Auch die anwesenden, eher  hilflosen Polizisten bemerkten dies und versuchten halbherzig einzugreifen.

 

 

 

Die Zahl der Erdogan Fans wuchs stetig, die der Cops langsam auch und während vereinzelt Linke dazu kamen um sich das Schauspiel anzusehen, wurde die Stimmung immer aufgeladener. 

 

 

 

Als der Korso am Kreisel der Fährstraße aufgehalten wurde, trudelten so viele Einsatzkräfte der Polizei ein, dass die türkischen Faschisten anfingen "ACAB" und weitere nationalistische Parolen zu rufen. Die Polizei beschränkte ihre Einsatzkräfte bis dahin nur auf gewöhnliche Streifenbullen und Hunde.

 

 

 

Zu dem Zeitpunkt erstreckte sich der Autokorso bis zum Ende des Vogelhüttendeichs und wahrscheinlich sogar noch weiter. 

 

 

 

Auf unseren Streifzügen durch die vollen Straßen entdeckten wir sogar ein Kind mit einer roten Fahne, auf der die drei Halbmonde zu sehen waren (die Fahne der Grauen Wölfe).

 

 

 

Zwischendurch trudelte mal eine Wanne mit Bereitschaftspolizei ein.

 

Die auch bald Eingriff, um eine Gruppe Punker festzusetzen.

 

Warum wissen wir nicht, denn als wir Licht ins Dunkle bringen wollten, wurde eine andere Gruppe von Genoss*innen von einem zivilen Polizisten als vermeintliche Störer erkannt und die Ereignisse überschlugen sich.

 

Der Autokorso wurde bis dahin immer noch aufgehalten. Einzelne Fahrzeuge aber ab und zu durch gelassen.

 

 

 

Dem ganzen wurde die Krone aufgesetzt als ein Teilnehmer des türkischen Fascho-Treffens über die Lautsprecher eines Polizeiwagens etwas auf Türkisch durchsagen durfte.

 

Da wir kein Türkisch verstehen, können wir gerade nicht sagen was durchgesagt wurde. Der nationalistische Autokorso-Aufmarsch löste sich dann gegen 23.30 Uhr langsam auf.

 

 

 

Soweit die Geschehnisse.

 

Falls ihr Anmerkungen habt, faschistische Übergriffe gesehen oder vielleicht sogar Betroffene*r seid, meldet euch bei Antifa-Strukturen eures Vertrauens z.B. Bei uns.

 

 

 

Den Widerstand in den Vierteln organisieren:

 

Schulter an Schulter gegen den Faschismus – Fasizme karsi omuz omuza!

 

Biji Berxwedana Rojava – Solidarität mit der kurdischen Befreiungsbewegung!

 

Ihr findet die Rote Antifa Wilhelmsburg auf Facebook und Instagram. E-Mail Adresse und PGP folgen.

 

 

 

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Ergänzungen

"Die Ideologie ist der türkische Rechtsextremismus. Als Feindbilder sehen die Grauen Wölfe die kurdische Arbeiterpartei PKK, welche auf einschlägigen Webseiten als „Babymörder“ bezeichnet wird, und jegliche Kurden, welche eine „Gefahr“ für die Türkei darstellen. Ebenfalls als Feindbilder gelten des Weiteren Juden, Christen, Armenier, Griechen, Kommunisten, Freimaurer, Israel bzw. „Zionisten“, die EU, der Vatikan und die Vereinigten Staaten.[6]

Der „Wolfsgruß“ ist die Grußform der Grauen Wölfe, die einen Wolf darstellt. Necdet Sevinç, ein Vordenker der MHP, charakterisierte in „Notizen an einen Idealisten“ (Ülkücüye Notlar) den Ülkücü folgendermaßen:

„Ein Idealist ist in der Regel kein Mann des Denkens, sondern immer ein Mann der Tat […] Alle Denkweisen, Handlungen und Meinungen, die von Handlungs- und Denkweise der Idealisten abweichen, sind ungültig.“[7]

Ziel der Grauen Wölfe ist eine sich vom Balkan über Zentralasien bis ins chinesische Autonome Gebiet Xinjiang erstreckende Nation, die alle Turkvölker vereint, diese Ideologie wird auch als Panturkismus bezeichnet. Zentrum der von ihr beanspruchten Gemeinschaft aller Turkvölker ist eine starke, unabhängige und selbstbewusste Türkei.

„In diesem Streben nach „Turan“, der zentralasiatischen Urheimat der Türken, konkretisieren sich die pantürkischen Ziele der „Idealisten“, die sämtliche türkischstämmigen Völker Asiens in einem großtürkischen Reich vereinigt sehen möchten.“[8]"

https://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe#Ideologie

"Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu erhielt Erdogan 52,54 Prozent der Stimmen. Im Parlament erhielt die Volksallianz aus AKP und der ultrarechten MHP demnach 53,4 Prozent."

https://www.welt.de/politik/ausland/article178138718/Teilergebnisse-in-d...

"Laut dem Chef der Wahlkommission kamen die islamisch-konservative AKP Erdogans, die linksnationalistische CHP, die prokurdische HDP und die ultrarechte MHP bei der Parlamentswahl über die Zehn-Prozent-Hürde. Angaben zu den genauen Ergebnissen machte Güven nicht. Sie sollen erst in mehreren Tagen bekannt gegeben werden."

https://www.welt.de/politik/ausland/article178138718/Teilergebnisse-in-d...

"Als wichtigste "Feindorganisationen" wurden demzufolge das von dem Rechtsextremisten Axel Heinzmann gegründete Tübinger "Institut zur Bekämpfung kommunistischer Menschenrechtsverletzungen", die von dem Westberliner Arnulf Priem angeführte Nazi-Organisation NSDAP/AO, die türkische Faschistengruppe "Graue Wölfe", rechte Wehr- und Kampfsportgruppen in der Bundesrepublik sowie Nachfolgeorganisationen der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten des Neonaziführers Michael Kühnen erwähnt.

Wie das BKA vor 30 Jahren mit den Informationen umging, die man von der Stasi erhielt, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Auf Anfrage teilte die Behörde lediglich mit, dass man keine Unterlagen mehr dazu im Archiv habe."

https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1602558/

"Seit mehr als fünf Jahrzehnten existiert in der Türkei eine ultranationalistische, rassistische und gewalttätige Bewegung, deren Traditionen weit in die Geschichte zurückreichen. Mit zahlreichen Vereinen und mehreren Dachverbänden ist sie auch in Deutschland präsent. Die sogenannten "Grauen Wölfe" verstärken Spannungen unter türkeistämmigen Menschen und richten sich gegen das im Grundgesetz formulierte Prinzip der Menschenwürde – in den vergangenen Jahren haben sie ihre Aktivitäten verstärkt."

https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/260333/graue-wo...

https://www.youtube.com/watch?v=kh4STDrjJBE