Die aggressive Variante der Gefangenensolidarität – damit der Druck die Seite wechselt

Regionen: 
OPKE Jeep in Exarchia

 

Nach einigen Veranstaltungen zu dem Thema Umgang mit Repression, Deals mit dem Gericht und Solidarität mit Gefangenen, die in letzter Zeit in Berlin stattgefunden haben, kann vielleicht der Blick auf den Umgang in anderen Regionen damit, neue Perspektiven eröffnen.

 

Nicht jede/r Gefangene in Griechenland ist dafür bereit und nicht für jede/n dreht die Bewegung voll auf. Aber zwei Fälle der letzten Zeit sind exemplarisch für die aggressive Soliarbeit in Athen.

 

Panagiotis Z.

 

Am frühen Samstagmorgen des 26. August 2017 ist es in der Umgebung der Polytechnio Universität in Athen zu Auseinandersetzungen zwischen ungefähr fünfzig Anarchist*innen und vielleicht doppelt so vielen Beamten der Bereitschaftspolizei gekommen. Ursächlich dafür ist die zu diesem Zeitpunkt seit einem Monat andauernde Untersuchungshaft von Panagiotis Z., der am 25. Juli 2017 vor der Wohnung eines Freundes verhaftet wurde.

 

Dutzende Zivilfahnder hatten sich auf die Lauer gelegt um den Anarchisten zu ergreifen. In dem Verfahren bedient sich die Polizei des in Griechenland nicht unüblichen Konstruktes eines „anonymen Hinweises“. Wie auch in anderen Verfahren, z.B Marfin Bank Fall oder im Fall des kürzlich nach fünf Jahren U-haft freigesprochenen Thasos Theofilou  behauptet die Polizei einen Hinweis bekommen zu haben, der Panagiotis Z. für die Brandstiftung an einem Löschfahrzeug im Zusammenhang mit Unruhen bei einem Generalstreik 2012 verantwortlich macht. Kürzlich hatte bereits das skandalöse Urteil gegen Irianna für Unmut gesorgt, die ohne Beweise zu 13 Jahren Haft wegen ihrer Freundschaft zu einem freigesprochenen Anarchisten verurteilt wurde. Der Haftbefehl gegen Panagiotis Z. wurde wegen angeblicher Fluchtgefahr erlassen, weil das Gericht behauptet Panagiotis habe keinen festen Wohnsitz. Bereits bei seiner Vorführung vor dem Haftrichter kam es zu Auseinandersetzungen zwischen solidarischen Menschen und der Polizei.

 

Die Solidaritätsversammlung zu diesem Fall schreibt dazu in einem u.a. auf actforfree verbreiteten Text:

 

Die Verhaftung des Genossen und der Zeitpunkt sind nicht zufällig. In einer Zeit, in der die soziale Mehrheit zunehmend von den Forderungen der ökonomischen Tyrannei versklavt wird und sich die sozialen und Klassenwidersprüche verschärfen, ist die staatliche Maschinerie aufgefordert einer Vielzahl von Herausforderungen zu begegnen, welche die heimische kapitalistische Normalität bedrohen, wozu die steigenden Aktionen der Anarchist*innen gehören, den inneren Feinden der Demokratie. Die Aufstände der Migrant*innen in Abschiebelagern und die anhaltende Mobilisierung in den griechischen Knästen sind Ausdruck des tobenden sozialen Konflikts. Die Menschen des Aufstands und der Anarchie, die sich nicht der linken Regierung ergeben haben und gefährliche Feinde von Staat und Autorität bleiben, werden von den Kräften des Regimes angegriffen, deren Interessen sich – trotz interner Konflikte – in der Bekämpfung der Anarchist*innen bündeln.

 

Folglich sind die Ausbreitung der aufständischen/revolutionären Aktionen im Stadtgebiet und die Versuche eine subversive Vision wieder aufzubauen unvermeidbar mit den verschiedenen politischen Kräften der Aufstandsbekämpfung und Counter-Revolution konfrontiert. Von der anti-anarchistischen Rhetorik der Politiker und Journalisten und dem Erscheinen Regime-freundlicher Gruppen von empörten Bürgern, bis zur Räumung von Squats und der vorbestimmten Verurteilung der Justizmafia gegen die politischen Gefangenen, wird hier versucht diejenigen einzuschüchtern, die Widerstand leisten, rebellieren, revoltieren – um so den Weg zur bevorstehenden Eskalation der Repression zu ebnen, mit Unterstützung durch die Unterwürfigkeit der friedlichen Zuschauer. Als Ergebnis gibt es gezielte Repression der diversen antistaatlichen Zusammenhänge, zu denen Panagiotis gehört.

 

Weit entfernt von der Logik ungerechter Behandlung und Gehorsam und gegen die Frage von Unschuld und Schuld, ist unsere Position klar. Wir stehen zu jenen, die mit Wut und Gewissenhaftigkeit gegen das existierende System der Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen, gegen alle Formen der Autorität. Jeder Schlag gegen Einen von uns ist ein Schlag gegen uns alle und wird nicht ohne Antwort bleiben. Wir rufen zur Solidarität mit unserem Genossen Panagiotis Z. auf und zu Soliaktionen.“

 

 

 

 

In Folge dessen kam es dann auch am 29. Juli 2017 zu einem Angriff auf das Haus des Ministers Alekos Flabourari und seiner Bewacher am Rand des Stadtteils Exarchia. Dabei wurde ein Jeep der OPKE Spezialeinheiten mit Molotovs zerstört. Hier die Erklärung dazu:

 

Anschlagserklärung zum Angriff auf Polizeieinheiten in der Voulgaroktonoustraße

 

Am 29. Juli haben wir mittags die Schweine der Militärpolizei in er Voulgaroktonoustraße angegriffen. Das leere Haus von Flambourari ist der Vorwand für ein Zeichen der Kontrolle und Stützpunkt von ELAS in der Gegend. Der Staat versucht fanatisch die Polizeiherrschaft in Exarchia durchzusetzen um einen Ausgleich zu den vermehrten selbstorganisierten Häuser und dem freien öffentlichen Raum zu schaffen. Ihre Vision ist es demonstrativ die Kader und Elite einer verkommenen Kultur in Umlauf zu bringen.
Die Kontrolle der Nachbarschaft ist Teil einer weiteren Repression gegen die Revolte. Innerhalb dieses Rahmens fügt sich auch die provokative Untersuchungshaft eines Kämpfers ein: Die von Panagiotis Z.
Verteidigen wir die Strukturen des Kampfes, der Gemeinschaft, unserer Viertel und unsere Gefährten mit jedem Mittel
Weder in Exarchia noch sonstwo, zerschlagt die Schweine in jedem Viertel

 

Freiheit für die gefangenen Kämpfer

 

Anwohner und Besucher von Exarchia“

 

 

Und als es der Bereitschaftspolizei am Samstagmorgen des 26. August nach drei Stunden nicht gelungen war die Unruhen vor der Universität zu beenden und sich die Angreifer*innen zurückzogen, revanchierte sich die Polizei der SyrizAnel Regierung am gleichen Abend noch mit der großzügigen Verbreitung von Gas in den umliegenden Straßen. Zuvor hatte es kleinere Scharmützel mit wenigen Vermummten gegeben. Anwohner*innen, die das aus der Ferne beobachteten wurden dann angegriffen.

 

Nach dem es von August bis Anfang September 2017 an den Rändern Exarchias fast täglich zu Angriffen auf die Bullen kam, wurde Panagiotis endlich freigelassen.

Diese Mobilisierung der teilweise fragmentierten Bewegung kam auch durch die Positionierung der Gefangenen zustande, der aus dem Knast einen offenen Brief schrieb:

 

 

„Ich habe irgendwo gelesen, dass es auf der ganzen Welt, unter all den Millionen, keine zwei gleichen Jungen oder Mädchen gibt, wie es zwei gleiche Tropfen Wasser gibt. Genauso ist es mit Revolutionär*innen. Jede/r trägt in seiner/ihrer Teilnahme die eigenen Träume, die eigenen Vorlieben. Ihr/sein eigenes Ich, das eigene „Ich kann“. Also wenn es anders wäre. Wären wir entweder Maschinen oder Amöben.

Und die Geschichte diese Hure, so wie sie von den beiden geschrieben wird, von den Bürgern und den Kommunist*innen: horizontal, platt. Sie sprechen über Leute, sie sprechen über Massen. Niemand von ihnen könnte je die Intensität, die Leidenschaft, den Höhepunkt fühlen und den Zusammenbruch ganzer Welten, in nur einem Tag vom Leben des Revolutionärs.“

Großartig, du wurdest früh getötet’

Chronis Missios

Alles begann 2012 mit einem Protest gegen die Kürzungsmaßnahmen, an dem ich mich auch beteiligte, so wie alle Leute. Zum Ende des Protestes gingen einige nach Hause, andere in Coffee Shops, andere zum Exarchia Square. Ich begab mich zu Fuß zu meiner Wohnung. Das spielt keine Rolle für den Staat und seine Lakaien, seit dem sie mir nicht erlaubten mich vor meiner Inhaftierung zu verteidigen.

Am Abend des Dienstags, 25/07/2017, als ich das Haus eines Freundes verließ – ich betone das es nicht mein Haus war – wurde ich von 25 Müllsäcken des Staatsschutz umzingelt, sie fesselten mich und brachten mich ins Polizeipräsidium, wobei sie mir bekannt gaben, dass seit drei Monaten ein Haftbefehl gegen mich vorliegt, über den ich nie informiert wurde. Nach ungefähr 30 Minuten rief mich der Chef in sein Büro und gab mir beim Eintreten die Hand. Reflexiv lachte ich und sagte er soll sich selbst festhalten und setzte mich. Er erwähnte, dass er wisse ich sei ein guter Junge aber er hat den Verdacht das ich an Protesten der Bewegung teilnehme. Ich bestritt nichts und gab nichts zu. Ich antwortete überhaupt nicht.

Als nächstes erwähnte er einige Namen ohne mich etwas bestimmtes zu fragen. Dann um das Profil des „guten“ Bullen zu personalisieren, erzählte er mir das sie nicht zu meinem Haus gehen „weil meine Mutter schon älter ist und sie nicht wollen das ihr etwas passiert.“ Das alles dauerte 5 Minuten, ich kehrte auf den Flur des 6. Stocks zurück und nach einer Stunde brachten sie mich in den 7. Stock zu den Zellen, dort wo sie die Körper der Menschen halten.

Am nächsten Morgen folgten die typischen Prozeduren, sie holten mich für Fotos und dann zu den Gerichten Evelpidon-Loukareos, wo sie meine Inhaftierung in Korydallos bekannt gaben, mit der Begründung ich haben einen unbekannten Wohnort, ohne das ich dafür von der verantwortlichen Person gesehen wurde. Es sollte klargestellt werden, dass sie nach meiner Verhaftung nicht mein Haus durchsuchten und der Grund ist offensichtlich. Sie wollten mir nicht ermöglichen zu beweisen das sie wissen wo ich wohne. In Wirklichkeit könnten sie mich rund um die Uhr finden, wie es auch geschah. Es ist lustig zu erwähnen, dass ich nach meiner Verhaftung in der Polizeistation eine Menge Gesichter sah, die ich in der Umgebung meines Hauses und auch dem Haus meiner Mutter gesehen hatte.

Für mich ist offensichtlich warum ich von so vielen staatlichen Müllsäcken verhaftet wurde und warum ich nicht für unbegründete Vorwürfe vorgeladen wurde. Es war offensichtlich, dass diese Vorwürfe nicht ausreichen jemand in Untersuchungshaft zu bringen. Es wurde mir nicht mit irgendeinem Dokument mitgeteilt, dass ich beim Staatsanwalt in dem laufenden Verfahren erscheinen soll, mit dem Ergebnis das ich ihnen unerwartet in die Hände fiel.

Diese Praktiken sind der Bewegung bekannt. Sie versuchen unsere Kämpfe zu unterdrücken und erfassen jede Idee, die gegen die miserable Gleichmäßigkeit geht, welche als Sicherheit und Ruhe vermarktet wird. Staatlicher Abschaum, that play in a chessboard the entire societal majority.

Proteste sind eine Form des Kampfes, die die Stille des sozialen Friedhofs unterbrechen. Die ganzen entfremdeten Leben innerhalb der Kompromisse und der „tu es nicht“. Mit Beziehungen die in Lügen ertrinken, welche auf Profit und die Aufwertung des sozialen Status zielen. Der Staat versucht mit seinen Augen jede/n zu überwachen die/der diese Fäulnis stört. Er inhaftiert jene die Widerstand leisten, aber die Solidarität der Genoss*innen ermöglicht den Seelen der Gefangenen das sichere Herumwandern in den Momenten des Aufstands, jene Momente für die Kompromisse nicht passen.

Alle von uns wünschen die Zerstörung der miserablen Gesellschaft, die Zuschauerin bleibt und mit ihrer Passivität zerstört. Gleichzeitig wollen wir neue Wege der Interaktion schaffen und wir müssen uns selbst mit unserem Gewissen bewaffnen und mit allen Mitteln agieren, nicht tatenlos sein. Wir müssen Schöpfer unserer Ideen werden, all jener Ideen die auf unterschiedliche Aktionen gegen den Staat gerichtet sind.

Wir sollten den Samen von Freiheit und Aufstand für die ganze Bewegung sähen, in allen kämpfenden Gemeinschaften und revoltierenden Individuen. Wir wissen das Worte oft in der Leere widerhallen, aber wir nehmen reuelos unser Leben in unsere Hände und blicken auf die Härten, die vor uns stehen. Wir sind nicht stillgelegt auch wenn Ihr unsere Hände fesseln könnt. Unsere Seele schlüpft von den Galeeren des Staates, der alles einsperrt was er nicht kontrollieren kann. Er versucht Genoss*innen und Angehörigen der Angeklagten Angst zu machen aber er vergisst, wer handelt ist nie alleine.

Wir sehen mit unseren brennenden Augen auf das Monster und fliegen ohne ein Morgen, wie Daedalus und Icarus, für die Reise unserer Träume. Ein Traum mit freien Menschen, bewaffneten Frauen die ihre Vergewaltiger zerschmettern, Tieren die ihre Besitzer*innen an der Leine halten, Arbeiter*innen die ihre Bosse aufhängen, Müllmännern die ihre Bürgermeister in die Mülltonnen werfen.

Mit unserem Gewissen am Steuerrad und unserer Leidenschaft am Gaspedal, blicken wir zurück auf einen weiteren gestorbenen Tag und warten auf die Geburt des nächsten, auch wenn es der härteste ist. Wir werden ihn akzeptieren so wie wir die Konsequenzen unserer Ideen und Aktionen akzeptieren. Für immer reuelos.

Solidarität mit den Squats

Solidarität mit den Festgenommenen des G20

Solidarität mit den Migrant*innen, die in den Konzentrationslagern revoltieren

Snitches go back- Comrades forward!

Long live Anarchy!“

Panagiotis Z. –‘ A’ Flügel im Korydallos Gefängnis

 

 

 

Konstantinos (Dinos) Giagtzoglou

Ungefähr sechs Wochen nach der Freilassung von Panagiotis Z. wurde am 28. Oktober 2017 Konstantinos (Dinos) Giagtzoglou in Athen verhafte. Er ist ebenfalls ein in der anarchistischen Bewegung bekannter Genosse. Die Verhaftung erfolgte, als Dinos eine Wohnung aufräumte, dabei sollen Waffen gefunden worden sein. Vorwurf ist Mitgliedschaft in den CCF und das Versenden einer Paketbombe an den ehemaligen Premier Minister Loukas Papadimos. „Beweise“ sind DNA Gutachten und der Besuch von Dinos bei einem inhaftierten Genossen im Korydallos Knast 2013. Nach seiner Verhaftung erklärte Dinos, die Wohnung unter falschem Namen gemietet und die Waffen transportiert zu haben, als Teil der „revolutionären Solidarität. Die übrigen Vorwürfe bestreitet er.

Um ihn während der Untersuchungshaft zu isolieren, wurde Dinos in das 350 km von Athen entfernte Larissa verlegt, was Besuche erheblich erschwert. Ende Februar wurde er für einige Tage nach Korydallos gebracht, um im wegen Ausschreitungen bei einer Demonstration 2011 den Prozess zu machen. Das nutzte Dinos um am 21.02. hier einen Hunger- später einen Durststreik zu beginnen, mit dem er seine Rückverlegung nach Larissa verhindern wollte. Sein Antrag, in Korydallos zu bleiben, wurde von den Justizbehörden tagelang nicht bearbeitet und dann abgelehnt. Am 24. Februar wurde Dinos in seiner Zelle in Korydallos von einer EKAM Einheit (vergleichbar GSG 9) überfallen, verletzt und nach Larissa verschleppt.

 

Darauf brach ein Aufstand der anderen Gefangenen aus, die alle Flügel von Korydallos unter ihre Kontrolle brachten und die sofortige Rückkehr von Dinos forderten. Es kam auch zu Tumulten in den Knästen von Malandrino und Chania. Erst eine Ankündigung des Justizministeriums, den Fall erneut zu prüfen, veranlasste die Gefangenen wieder in ihre Zellen zu gehen. Inzwischen kam es, wie bei Panagiotis, jede Nacht in Exarchia zu Angriffen auf die Bullen, die ihre dortigen Stellungen nicht aufgeben können.

 

Dinos verbreitete unterdessen folgenden Brief:

 

„STILL ALIVE…

 

I am currently in Larissa prison after the police operation carried out by police special forces (EKAM) today at dawn in the first wing of Korydallos prison where I was transferred for court reasons. The cops invaded my wing and my cell, while I was bedridden as a hunger striker, after a faint episode I had in the evening, they carried me out of the prison building while beating me and threw me into the prisoner transfer vehicle. At this point, I resisted as much as I could while demanding my personal items (shoes, clothes, medicines, etc.) which I never got. They did not even allow me to take a bottle of water I had in my cell although they knew that my health was in bad condition due to my hunger strike. As far as I am concerned, I have to say that the authoritatian circles’ attempt to bend my morale will be for nothing…

 

“At the moment of commitment the entire universe conspires to assist you”
Johann Wolfgang von Goethe

 

“Those who restrain desire do so because theirs is weak enough to be restrained”
William Blake

 

First of all, my capture does not in any way imply my moral and political defeat. Since as long as I stand on my feet and breathe through my lungs, my values ​​and my principles are non-negotiable, because my decision to revolt against power will not be stopped by no dungeon and no “exile”. And this message is a promise to all comrades.

 

But it seems that my imprisonment alone, as well as my long-standing conviction, which has been announced by the investigating authorities (in the draft indictment it is stated that the acts I am accused of are punishable by a life sentence) are not enough for power. Authority wants, in addition to depriving me of my physical freedom, to impose an informal “exile” on me. Thus, prosecutor Raikou, instead of ordering my detention in Korydallos prison, where every person that is arrested in Athens is jailed while awaiting trial, “exiled” me to Larisa prison. An “exile” that aims to:

 

Firstly, to take me away from my friends and families, making their visits practically impossible, forcing my relatives to travel enormous distances crossing half the country burdening them physically and financially just to see me a few minutes behind glass.

 

Secondly, to alienate me from the complex and huge dossier of the case that keeps me in jail, as the lawyers are unable to travel to Larissa in order to have frequent and uninterrupted communication with me. Also, the very nature of the case file (thousands of pages in electronic form, video, etc.) makes it impossible even after so many months to be accessed from Larisa prison as there is no proper equipment.

 

Thirdly, to make it possible to supervise, control and severely restrict my communication with other imprisoned anarchists and comrades in solidarity with me, in an effort to isolate me.

 

Lastly, to basically condemn me before the trial in a state of forgetfulness, “forgotten in the warehouses of defective and redundant human goods”…
This practice of authority is not unprecedented. However, its strong implementation by the Greek state was evident during the two years 2010-2011, when the wave of suppression that resulted in the arrest of dozens of anarchist comrades was followed by their dispersion in prisons throughout Greece (Grevena, Malandrinos, Corfu, Trikala, Komotini, Domokos etc.) despite the fact that they were accused of the same deeds. A guide to this practice was the anti-insurrectional repressive method applied by other states abroad, like in Spain for example, where ETA fighters were transferred 700 kilometers away from the Basque country in order for them not to have prison visits or communication witch each other.

 

The informal “exile” in my case (without it being the only one that has taken place recently) seems to me to be a test of authority in view of the new Penal Code, as it is in some way a precondition for some of its provisions. In particular, authority reopens the subject of special detention conditions for anarchist prisoners. It has not been many months since the anti-criminal policy secretary of the Justice Department, Eftihis Fytrakis, stated that “no anarchist will come back to Korydallos prison”. Now my “exile” in Larissa, tomorrow the special wards for all political and unruly prisoners. Of course, the experimentation we have mentioned above is based on the gauging of our reactions, and especially the anarchists’ reflexes outside the walls and of the movements in solidarity with the struggles of the prisoners.

 

It is also no coincidence the fact that my transfer to Korydallos to be tried for another case (an arrest in clashes with the police after an anti-memorandum demonstration on 11 May 2011) took place just 1 day before the trial! This is indicative of the fast track procedures they want to implement in my case, as there are political pressures from the high levels of Dominion and their “justice” works on demand…

 

“The ethical resoluteness of one who abandons and attacks the power structures is a perception, a moment in which one tastes the beauty of one’s comrades and the misery of obligation and submission. “I rebel, therefore I am” is a phrase from Camus that never ceases to charm me as only a reason for life can do. In the face of a world that presents ethics as the space of authority and law, I think that there is no ethical dimension except in revolt, in risk, in the dream. The survival in which we are confined is unjust because it brutalizes and uglifies.”
Massimo Passamani

 

For all these reasons, I REFUSE to passively accept the state of “exile” and the transfers-abductions overnight. I stand fiercely opposed against these machinations with words and actions. Because my deep conviction is that our actions and attitude should not be trapped between the repression-anti-repression dipole but should permeate every aspect of our being, let my actions now be still another blare of attack aiming to open cracks of freedom in the multiple and multiform cells within society – prison. An attack, a product of rebellion, which, if it doesnt happen at present time, will never be a future option…

 

The fact that I am a prisoner of war in the Hellenic Republic does not mean that I left my dignity at the entrance of the prison and that I bent my knee. On the contrary, in prison, in the courtyard, in the cell, in the prisoner transfer vehicle, I carry on my pure passion for freedom, every single gesture of solidarity, every act of revolutionary complicity that lowers the walls of the prison and a decision to fight for anarchy TO THE END.

 

That is why, since 21/02/2018, I am on a hunger strike demanding that my transfer to Korydallos prison be formalized and my informal state of “exile” to be stopped. The first transfer request I had deposited since my first week in jail was rejected, confirming the decision of authority to put me in a “political quarantine” in Larisa prison in order to be forgotten here. But the power and will for the continuous anarchist rebellion is capable of overturning every decision of those who think they can rule our lives at no cost. No enemy of freedom is unapproachable and no imprisoned comrade is alone…

 

I also announce that from tomorrow, Sunday 25/2, I will start a thirst strike as an escalation from the hunger strike I’m already on. I thank from the bottom of my heart the thousands of prisoners in Korydallos prison who have today showed, that when they hurt and offend a single prisoner, they hurt and offend all of us. United we will win. Their strength gives me the strength to reach the end to win the fight I give.

 

MIND, SOUL AND BODY FOREVER IN THE STRUGGLE

 

IN SOLIDARITY WITH ALL POLITICAL PRISONERS IN GREECE

 

STRENGTH TO ALL MY BROTHERS AND SISTERS IN CHILE AND ITALY

 

STRENGTH TO THE ANARCHISTS WHO FACE THE REPRESSIVE MANIA OF THE RUSSIAN STATE

 

THE RIGHT BELONGS TO THOSE WHO REVOLT

 

VICTORY TO THE PRISONER’S STRUGGLE

 

AGAINST THE NEW PENAL CODE“

 

Konstantinos Giagtzoglou
24/02/2018

 

 

 

 

 

Bereits davor hatte es einige Soliaktionen für ihn gegeben:

 

  • Eine Gruppe “Cracks in normality” verwüstete zwei SYRIZA Büros und eine Post in Athens am 26/01/2018

  • Eine “FAI-IRF Cell” deponierte einen Brandsatz bei einer Post in Patras 06/01/2018

  • Die Gruppe “Destroyers of social peace” verwüstete eine Post und eine Bank in Athen am 18/01/2018

  • Eine FAI Zelle “Revolutionary Cells of Action” legte an einer weiteren Bank in Athen einen Brandsatz ab, 26/01/2018

  • Unter dem Namen “Anarchist Cell – Destruction of the existent” wurde eine Stromstation der National Company of Telecommunications (OTE) in Thessaloniki am 14/12/217 verbrannt.

 

 

 

Nachdem sich Anfang März der Gesundheitszustand von Dinos verschlechterte und er kurzfristig ins Knastkrankenhaus gebracht wurde, setzte eine starke Mobilisierung der ansonsten wenig vereinten Bewegung ein. Das Hauptgebäude der Nationalen Universität von Athen bleibt besetzt, sowie eine Serie von Aktionen und Angriffe haben stattgefunden:

 

Ungefähr 250 Anarchist*innen haben sich in Solidarität mit Konstantinos Giagtzoglou mit einem Umzug die zentralen Strassen von Athens genommen und Flyer verteilt die auf seine Zwangsverlegung weg von Athen und seinen Hunger und Durststreik dagegen aufmerksam gemacht haben.

 

Eine Gruppe Anarchist*innen schlug einige Schaufensterscheiben in der teuersten Einkaufsstrasse, (Ermou Street) Athens ein. Die kurze Erklärung dazu enthält die zentrale Botschaft an die Bewegung, an die Gefangenen und an die Behörden:

 

28.02.18: We attacked last night in the heart of the metropolis, just a few meters away from units of the DIAS (Hellenic Police) and the MAT (Riot Police) squad, breaking the windows of various stores without being detected. This action is part of the general wave of solidarity that has broken out for our imprisoned comrade, K. Yiagtzoglou who is on hunger and thirst strike. We will destroy the city if they continue to delay their response to his fair request for a transfer to Korydallos Prison.

 

ALL OR NOTHING
WE WILL BECOME YOUR NIGHTMARE

 

Anarchists“

 

 

 

Eine Gruppe Anarchist*innen hat in Zentrums Thessaloniki, in der Egnatia Allee Barrikaden errichtet

 

Eine Gruppe Anarchist*innen hat eine zentrale Strasse in Patras blockiert.

 

Eine Gruppe die sich "Nachtarbeiter*innen" nennt hat ein Auto eines Privates Sicherheitsdienstes (21.2) und ein Diplomatenfahrzeug (25.2) in Thessaloniki in Brand gesteckt.

 

Eine Gruppe namens "Anarchistische Fraktion für Politische Selbstverteidigung" hat in Athen die Fensterscheiben von 2 Banken eingeschlagen (27.2 und 28.2)

 

Eine Gruppe namens "Informelles Anarchistisches Netzwerk - Kommando Haris Temperekindis“ hat ein Auto einer Privaten Sicherheitsfirma (G4S) abgebrannt und das Hauptgebäude von diesem privaten Sicherheitsunternehmen in Athen mit Molotov Cocktails angegriffen. (27.2)

 

Eine Gruppe namens "Anarchistische Zellen in Solidarität und Verschwörung" hat in Patras ein Geldautomat (ATM) in Brand gesteckt, mit 10 Molotov Cocktails eine Filiale des Landwirtschaftsdepartement angegriffen, die Scheiben eines Supermarktes eingeschlagen und das persönliche Fahrzeug eines Polizisten angezündet. (28.2)

 

Eine Gruppe von 40 Anarchist*innen hat für ein paar Stunden die Büros von der Zeitung "Avgri (Dämmerung)" besetzt, welches die offizielle Zeitung von Syriza ist.

 

Eine Gruppe Anarchist*innen hat eine Rede von N.Voutsis verhindert, dem aktuellen Präsidenten vom Griechischen Parlament, und eines der bekanntesten Mitglieder von Syriza, indem sie dem Eingangsbereich von dem Hotel blockierten wo die Rede stattfinden sollte.

 

Nun folgte eine allgemeine Welle von Angriffen in verschiedenen Städten auf Banken und Geschäfte, Behörden und Parteibüros, Bullen und am 1. März wurde auf Indymedia Athen folgende Erklärung veröffentlicht:

 

Anschlagserklärung zum Angriff auf MAT-Einheiten mit Molotovcocktails

 

Gestern Abend griffen wir eine MAT-Einheit in der Gegend von Exarchia mit Dutzenden von Molotovcocktails, Steinen und Leuchtspurraketen an. Dieser Angriff ordnet sich ein in die Solidaritätswelle, die sich im ganzen Land in Bezug auf den Hunger- und Durststreik von Dinos Giatzoglou ausbreitet. Eine Welle, die die Syriza Regierung wegfegen und den Dezember 2008 zu einer angenehmen Erinnerung für die Bullen machen wird, wenn Dinos auch nur im Geringsten leidet. Dieses Mal wird Blut fließen, wenn Dinos stirbt …

 

Wir sind viele, wir sind wütend …
Sieg dem Kampf des sich im Hunger-und Durststreik befindenden Dinos Giatzoglou

 

Sofortige Verlegung ins Korydallosgefängnis

Verabredung auch für heute Abend in den Straßen des Zorns und noch stärker als zuvor…

 

Anarchist*innen“

 

 

 

Am 2. März 2018 beendete Dinos seinen Streik, nachdem die Justizbehörden bereit waren seine Forderung zu erfüllen und ihn nach Korydallos verlegten.

 

 

 

Beide Fälle, Panagiotis und Dinos, zeigen die notwendigen Charakteristiken, um Forderungen durchzusetzen und gleichzeitig innerhalb und außerhalb der Knäste mobilisierende Ereignisse zu schaffen. Beide haben sich in eindeutigen Briefen an die Bewegung zu ihrer Positionierung im ständigen Konflikt mit dem Staat bekannt. Sie haben dem Druck nicht nachgegeben, mit dem Untersuchungshaft Reue oder wenigstens Schweigen erpressen will. In beiden Fällen waren die Menschen draußen bereit anzugreifen. Nicht nur die Freundeskreise sondern auch Leute, die nicht immer das innigste Verhältnis haben. Und zwar bereit jeden Tag und jede Nacht anzugreifen. Sie haben dem Druck der Repression nicht nachgegeben, sondern ihn zurück geworfen ins Lager des Feindes. Dieser Feind musste sich nun in seinen täglichen Sitzungen mit den materiellen und psychologischen Schäden der vergangenen Nacht befassen. Denn mehr Menschen verloren die Angst und waren bereit zu kämpfen, andere Gefangene, Jugendliche die von den Riots angelockt wurden.

 

Auch wenn dieses Szenario aktuell in der BRD nicht möglich erscheint, wären doch einige Bedingungen zwingende Voraussetzung für ähnliche Wellen aggressiver Solidarität.

 

Nämlich die Erkenntnis, dass Repression nicht als individuelles Problem und auch nicht im engsten Umfeld abgehandelt werden kann. In Athen sind die Treffen der Solidaritätsversammlungen für einzelne Gefangene öffentlich. Dadurch entsteht ein Gefühl von Betroffenheit über die Kleingruppe hinaus. Auch wenn bei diesen offenen Treffen gestritten wird, verhalten sich die verschiedenen Gruppen und Individuen zu den jeweiligen Fällen. Entweder durch Solipartys, durch Transparente oder durch Angriffe. Und die Gefangenen sind nicht anonym für Leute, die sie nicht persönlich kennen. Sie stehen mit ihrem Namen für den gemeinsamen Kampf ein. Während entsprechender Kampagnen für die Forderungen einzelner Gefangener, sind diese das Thema Nummer Eins im Alltag der Bewegung. Für einen bestimmten Zeitraum konzentrieren sich alle Kräfte darauf, den Druck zu erhöhen. Im Gegensatz zum Nischendasein, welches die Solidarität in unseren Regionen einnimmt.

 

 

 

 

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