Aktivist*innen lassen Luxus-Dreckschleudern die Luft raus
Aktivist*innen in Berlin ließen 25 SUVs die Luft aus den Reifen. Die Aktion prangert die überproportional hohe Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche an.
Berlin 30.12.2021 – Aktivist*innen ließen 25 SUVs die Luft aus den Reifen. Die Aktion prangert die überproportional hohe Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche an, die auch von der kommenden Koalition mitgetragen wird.
Dieses Aktion soll die Reichen treffen, die ihr Recht auf hoch emittierende Luxusgüter offenbar über die Lebensgrundlagen von Menschen stellen. Etwa von Menschen, die vom Meeresspiegelanstieg betroffen sind. Von Indigenen, die im Einklang mit einer verendenden Natur leben. Von Menschen, die unter neokolonialen Ausbeutungsbedingungen zu der Herstellung eben dieser Luxusgüter gezwungen sind. Oder eben von Menschen, die erst kürzlich geboren wurden oder noch nicht geboren sind.
Angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klima- & Ungleichheitskrise und einer Politik, die vor allem dem Autokapital dient, sehen wir keinen anderen Ausweg: Hoch emittierende CO2-Maschinen müssen neutralisiert werden, um die Klimakrise zu stoppen und damit Menschenleben zu retten. Dazu haben wir den SUVs die Luft herausgelassen und mit einem Sicherheitshinweis versehen. Was wie ein Jugendstreich klingt, ist der ernstgemeinte Auftakt einer Reihe solcher Aktionen, die nach Nachahmung schreien. Wir fordern SUV-Besitzer*innen dazu auf, die Lebensgrundlage vieler Menschen weltweit über ihren vermeintlichen Statuszuwachs durch überdimensionierte Blech-Juwelen zu stellen und ein ÖPNV-Ticket oder Fahrrad zu kaufen. SUVs nehmen in einer zunehmend gentrifizierten Stadt wie Berlin nur Platz weg, verpesten die Luft und gefährden die Verkehrssicherheit kleiner und älterer Menschen. Zudem sind diese, egal ob E-SUV oder Verbrenner, allein durch die Herstellung an immenser Umweltzerstörung und neokolonialer Ausbeutung von Arbeiter*innen im globalen Süden beteiligt.
Für die betroffenen SUV-Fahrer*innen bedeutet die Ermahnung einen überschaubaren Verlust an Zeit und Geld für die Abschleppung und ein ÖPNV-Ticket. Für die Menschen in MAPA [1] bedeutet eine Reduktion von Luxusgütern wie SUVs, Jachten oder Privatjets eine größere Chance zu überleben. Nachdem die Ampel-Koalition keinen Beitrag zur Mobilitätswende vorweisen kann, nehmen wir diese selbst in die Hand.
Die Aktion ist u.a. inspiriert von Andreas Malms Buch „How to blow up a pipeline“ und fand in ähnlicher Form bereits in Glasgow, München, Leipzig und Dortmund statt. Und es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein...
Folgenden Flyer hinterließen die Bohnenlüfter:innen auf allen betroffenen Autos:
VORSICHT PLATTE REIFEN!!
DEINE LUXUSKARRE WURDE TEMPORÄR INAKTIVIERT!
Wir haben die Luft aus einem oder mehreren Reifen dieser Luxuskarre gelassen. Den Unmengen an verbrauchtem Kraftstoff & Platz sind sie sich sicherlich be- wusst, diesbezüglich bedarf es keiner weiteren Erklärung. Was sie anscheinend nicht wissen oder nicht zu interessieren scheint - all der Kraftstoff, den sie verhei- zen, um mit Ihrem Statussymbol die Straßen der Stadt zu verstopfen, hat verhee- rende Folgen für andere: Sie heizen die Klimakrise an, andere Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und ihr Zuhause - schon JETZT.
Allein die Produktion Ihres Autos verbraucht unverhältnismäßig viele, nicht-nach- wachsende Rohstoffe und beutet (Kinder-)Arbeiter*innen weltweit aus. Zudem trifft andere ein Aufprall mit der überdimensionierten Schnauze Ihres SUVs besonders schwerwiegend oder tötlich. Dieses Verhalten ist rücksichtslos und überheblich - ya basta!
NEUJAHRSVORSATZ: Solidarisch verhalten und Ressoucenverbrauch minimieren!
Nach der vorübergehenden Stilllegung können Sie sich zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Nehmen Sie die fehlende Luft im Reifen als Anlass, Ihre Verantwortung zu überdenken. Denn insbesondere bei reichen und sehr reichen Menschen besteht eine enge Korrelation zwischen Einkommen & Vermögen einerseits und CO2-Emissionen & Ressourcenverbrauch andererseits.
„Insgesamt waren die reichsten 10 % der EU-Bürger*innen für genauso viele Emissionen verantwortlich wie die ärmere Hälfte der EU-Bevölkerung – jeweils 27 % der gesamten EU-Emissionen.“ (Oxfam Pressemitteilung - 8.12.2020) [4]
Dieser geringe Teil der Bevölkerung ist für einen überproportional großen Anteil der freigesetzten Schadstoffe verantwortlich und zu diesem oberen Zentel (DE: ab 3.300€ mtl. Nettoeinkommen, iwd) [3] gehören mit ziemlicher Sicherheit SIE!
Wir finden es ignorant sich in Zeiten der Klima- und Ungleichheitskrise so zu ver- halten. Ihre Rücksichtslosigkeit kotzt uns an! Wegen ihrer mangelnden Verantwortungsübernahme wollen wir Ihnen mit diesem Hinweis auf die Sprünge helfen, sich solidarischer zu verhalten.
2022 - Zeit zum Nachdenken & Handeln!
Höchste Zeit um sich verantwortungsbewusst zu verhalten!
Höchste Eisenbahn um allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen!
[1] Most affected people and areas
[2] https://de.indymedia.org/node/162321
[2] https://de.indymedia.org/node/162321
[4] https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2020-12-08-klimaschutz-ge...
[5] https://www.iwd.de/artikel/reich-oder-nicht-reich-486559/
Ergänzungen
Radio Feature
FRN: Radio-Feature „friedliche Sabotage“ oder Irrelevanz – eine Suchbewegung der Klimagerechtigkeitsbewegung (freie-radios.net)