München: Konfrontationen mit den Bullen – der Scheinfrieden bröckelt

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Kontaktsperren und -beschränkungen, Ausgangssperre und Bullenpräsenz, Restriktionen und Verbote – die Repression ist überall. Diesen Samstag brachte der Sonnenschein nicht nur etliche Menschen dazu sich nach draußen zu bewegen, sich zu treffen und Spaß zu haben… er spülte auch die Wut an die Oberfläche.

Die Wut, die jeder, der mit offenen Augen und Ohren durch die Straßen läuft, schon seit Monaten hört und fühlt. Die Wut, die sich in allen Ecken der Stadt breit macht, die im Angesicht der Omnipräsenz der Staatsbüttel brodelt und… welche gelegentlich auch überkocht. Letzten Samstag tummelten sich wieder Tausende Jugendliche im Englischen Garten. Sie taten das, was lebensfrohe Menschen an schönen Tagen eben so machen… sich treffen, Musik hören, trinken und ähnliches. Später wird der Bullenpräsident dieses Klientel „problematische Jugendgruppen“ nennen. Es war nicht der erste „Vorfall“ in der „Problem-Zone“ Englischer Garten bei dem sich Ordnungshüter und Feiernde in die Quere kamen. Und auch diesen Samstag taten die Bullen, was lebensfeindliche Menschen eben so machen, wenn andere Menschen Spaß haben: Befehle befolgen, kontrollieren, schikanieren, festnehmen und unterdrücken. Doch diesen Samstag passierte daraufhin, was leider viel zu selten in solchen Situationen passiert: Die von den Bullen genervten Jugendlichen entschlossen sich all das nicht einfach so gefallen zu lassen. Sie schlugen zurück. „50 geworfene Flaschen, 19 verletzte Polizisten und 5 Festnahmen“ sollte die Konsequenz des Tages lauten. „Krawalle im Englischen Garten“ titelten die Zeitungen und einige verwackelte Videos zeugen von einer Meute, die lauthals „Alle Bullen sich Schweine“, „Ganz München oida“, „1312“ und „Freiheit!“ ruft. Die Minister sind schockiert, so was hätten sie noch nie erlebt. Stimmt vielleicht sogar. Der Englische Garten verfasst gleich eine neue „Parkordnung“ und will Feiernde härter bestrafen, während der Hundertschaften samt Kamerawägen die Parkanlage am Folgetag durchkämmen und alles kontrollieren und nerven, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die (vorletzte Nacht der) Ausgangssperre wird rigoros durchgesetzt beziehungsweise das Repertoire der Münchner Bullen eindrucksvoll zur Schau gestellt, indem zur gleichen Zeit mehrere Dutzend Bullenwägen die Isar abfahren und um 21.30 beginnen Herumsitzende anzuleuchten und zum Gehen aufzufordern. Doch am nächsten Abend tummeln sich wieder Tausende an den Isarufern und im Englischen Garten… und auch wenn das Wetter einmal unbeständig ist, bleibt der Hass auf die Bullen konstant. Sie werden nervöser und sind sichtlich von der Eskalation im Englischen überrascht. Sie wissen, dass es brodelt, dass die Jugend Bock auf Krawall hat. An jeder zweiten Ecke werden sie beleidigt und es ist offensichtlich, dass sich niemand an die lächerlichen Maßnahmen hält. Sie schwitzen unter ihren dicken Uniformen, beim Anblick all der frustrierten und gelangweilten Jugendlichen läuft ihnen der Angstschweiß kalt den Rücken herunter. Wer soll die alle unter Kontrolle halten können, wenn einmal alles außer Rand und Band gerät? Dass es letzten Sommer in Stuttgart scheppert, damit hätte auch niemand gerechnet. Was, wenn es jetzt öfter passiert, dass sich Leute beim Anblick von Bullenkontrollen miteinander solidarisieren? Selbst in Sankt Gallen hat es vor ein paar Wochen Partykrawalle gegeben… die Jugendlichen haben sogar Molotow-Cocktails auf Bullen geworfen… Was, wenn das Fass zum Überlaufen kommt? Niederlande, Frankreich, USA, England, Italien, Griechenland, Berlin… überall eskaliert der Hass gegen die Bullen. Sorgen wir dafür, dass es nicht so schnell zur Ruhe kommt. Zerstören wir den Scheinfrieden.

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