[S] Nazis in den Kofferraum – Gedenkveranstaltung für Nazis nicht ungestört von statten gehen lassen!

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Wir haben in der Nacht auf den 21.10.2017 im Vorfeld einer Gedenkveranstaltung für Hanns Martin Schleyer den Boden vor der Alten Reithalle, in der sie statt fand, mit seiner NS-Mitgliedsnummer und dem Spruch „Täter, kein Opfer“ markiert.

Die Veranstaltung wurde vom Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. - Südwestmetall organisiert und der ehemalige SS-Untersturmführer sollte als Verfechter der sozialen Marktwirtschaft und Sozialpartnerschaft gewürdigt werden.

Der ehemalige Arbeitgeberpräsident und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie hat im Faschismus eine Bilderbuchkarriere begonnen, bereits mit 15 Jahren wurde er 1931 Mitglied der Hitler-Jugend, mit 18 Jahren trat er der SS bei. Die NSDAP- Mitgliedschaft ließ auch nicht lange auf sich warten, und dass er als Student der schlagenden Verbindung „Suevia“ beitrat, ergibt sich wohl von selbst. Dort prangerte er allerdings „mangelnde nationalsozialistische Gesinnung“ an, weil die Verbindung sich weigerte, jüdische Altmitglieder auszuschließen. Ab 1943 war Schleyer dann in der Führung des „Zentralverbandes der Industrie für Böhmen und Mähren“ tätig, einer Organisation, die die wirtschaftliche Ausplünderung der besetzten Tschechoslowakei organisierte. Insbesondere war sie für die „Arisierung“ jüdischer Unternehmen, aber auch den Raub jüdischer Wohnungen, sowie für Versklavung tausender Tschechen als Zwangsarbeiter zuständig. Von ihrer „arisierten“ Villa in Prag aus konnte das Ehepaar Schleyer täglich ein Ergebnis seiner Arbeit sehen - die Deportationen in die Vernichtungslager.

Nach dem Ende des Faschismus konnten er, wie auch viele andere Faschisten, seine Karriere weiter fortsetzen und mit Lügen – so gab er unter anderem einen niedrigeren Dienstgrad an – als einfachen „Mitläufer“ eingestuft werden – dies obwohl er an Terror, Enteignungen und Ermordungen in der besetzten Tschechoslowakei beteiligt gewesen war.

Als Arbeitgeberrepräsentant ging er gegen Mitbestimmung vor und setzte beispielsweise die erste Aussperrung in einem Abseitskampf seit 1929 durch.

Die RAF entführte und tötete mit ihm daher sicherlich kein Opfer, sondern einen Täter. Einen der auf Seite derjeniger steht, die für Krieg, für Rassismus, Ausgrenzung und die Unterdrückung des Großteils der Bevölkerung zugunsten der Profiten für einige Wenige stehen.

Aus unserer Sicht ist eine Gedenkveranstaltung für einen Nazi nicht nachvollziehbar – gedenken müsste man den Opfern des Faschismus und den Menschen, die aufgrund von Kriegen und Armut, ihr Leben verloren haben und alltäglich unter dem Kapitalismus und den Organisatoren von Ausbeutung (und Mord), wie Schleyer einer war, zu leiden haben.

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