Für ein Berliner Frühlingskonjunkturprogramm anlässlich des 1. Mai
Es sind nur noch etwa 3 Monate bis zum Revolutionären 1. Mai in Berlin. Autonome aus Berlin, aber auch das traditionelle 1. Mai Bündnis rufen auf, sich Gedanken zu machen, wie der Tag in diesem Tag unter Coronabedingungen aussehen kann. Es kann nicht am Althergebrachten festgehalten werden. Das Neue muss geboren werden. Der Tag bietet sich wie kein anderer an.
Es gibt einen ersten Aufruf von Autonomen aus Berlin zum 1. Mai 2021:
»Nutzen wir also die kommenden Wochen, um erste Visionen zu entwerfen, wie wir wieder auf die Straße zurückkehren könnten. Erinnern wir uns vielleicht an den 1. Mai 2020 in Kreuzberg, der sich so angenehm von den toten Ritualen der vergangenen Jahre unterschied. Der eine der ersten Massenaktionen in Westeuropa nach dem Beginn der Pandemie war, und der so viele Überraschungsmomente mit sich brachte, dass sogar die Bullen nicht mehr aus dem Staunen heraus kamen. Nutzen wir die Zeit, die uns bleibt, bis die Sonne wieder den Asphalt und unsere Gesichter wärmt, um den Kontakt zu jenen zu suchen, für die dieses System keine Verwendung mehr hat. Erinnern wir uns an die alten Bündnisse, an Antifa Genclik, daran, dass die erste Hausbesetzung in Berlin im Märkischen Viertel stattfand. Erinnern wir uns die wilden Streiks im Herbst 1969, die von Migrant*innen ausgingen, machen wir Werbung für den kommenden 1. Mai, besuchen wir die Viertel der Ausgesteuerten, hinterlassen wir Flugblätter und Parolen, suchen wir das Gespräch mit den Leuten, denen das Wasser jetzt erst recht bis zum Halse steht. Laden wir unsere Freund*innen aus dem Ausland ein, versprechen wir nicht zuviel, aber vermeiden wir trotzdem nicht das Utopische. Verhindern wir, dass die Anhänger der Rituale wieder die Führung an sich reißen, erweitern wir unseren Aktionsradius für diesen Tag. Vermeiden wir taktische Festlegungen und Vorgaben, bleiben wir um jeden Preis unberechenbar und trotzdem sichtbar, bevölkern wir mal wieder die Sonnenallee und die Hermannstraße, haben wir einen Plan B, den wir auch umsetzen bei Bedarf, denken wir über den Tag hinaus. Wir haben nichts mehr zu verlieren, und alles was kommen wird, kann nur noch grausamer sein sein, als wir es uns jemals haben vorstellen können. Winter Is Here. Zeit sich zu bewegen.«
Außerdem erschien auf der offiziellen Webseite zum Revolutionären 1. Mai folgender Hinweis:
»Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Im Augenblick der Krise war der Revolutionäre 1. Mai in Berlin immer ein attraktiver Anziehungspunkt. So verspricht auch der Maianfang 2021 etwas besonderes zu werden. Zuversichtlich stimmen uns dabei die ersten Worte autonomer Freund*innen für ein Berliner Frühlingskonjunkturprogramm. Anknüpfend an den Maifeiertag im vergangenen Jahr laden sie schon mal zum unberechenbaren Bevölkern der Straßen in unseren Vierteln ein.
Auch wir werden für alle, die dabei sein wollen, ein Mitmachangebot vorschlagen, das uns ein öffentliches Zusammenkommen und eine kollektive Erfahrung ermöglicht und den gebotenen Schutz (Masken usw., ihr wisst schon) gewährleistet. Konkret-praktisches werden wir voraussichtlich erst kurzfristig verraten können, um die jeweils aktuelle Situation angemessen zu würdigen. Die nächsten 100 Tage ist für alle – so divers wir auch sind – ausreichend Zeit zu überlegen, zu planen und vorzubereiten, damit der Tag etwas anderes sein wird als das Erwartbare.
Der 1. Mai ist wie kein anderer Tag mit Klassenkämpfen verbunden und ruft weltweit die Menschen auf die Straßen – auch und gerade in Zeiten der Pandemie. Wenn wir an unterschiedlichen Orten unterwegs sein werden, agieren wir doch gemeinsam und solidarisch – für offene Grenzen, gegen staatlichen Rassismus, Leave No One Behind, die Reichen müssen für die Krise zahlen.«