Nichts gelernt - weiße Privilegien in der radikalen Linken.

In den letzten Jahren wird in mehrheitlich weißen deutschen radikalen Linke so getan als würde man sich mit der solidarische antirassistischen Kritik von BIPoC-Gruppen auseinandersetzen. Man gibt sich solidarisches und antirassistisch und gibt vor einen „kritischen Blick“ auf eigenen Strukturen nicht zu scheuen. Aber die Realität zeigt das sich weiße Deutsche weiter ihrer Privelegien nicht bewusst sind. Weiße Personen mit Filzhaaren auf Demos, Yoga im „selbstverwalteten Zentum“ und Planes bei denen weiße Typen wie selbstverständlich Hip Bags oder Gürteltaschen tragen gehören weiter zum Alltag

 

In der radikalen Linken findet weiter tagtäglich Kulturelle Aneignung statt, wenn sich weiße Menschen Symbole, Gegenstände und Praktiken aus einer marginalisierten Kultur zu ihrem Nutzen zu Eigen machen, während die marginalisierte Gruppe für ebendiese kulturellen Elemente rassistisch diskriminiert wird. Seit dem Kolonialismus definieren weiße Menschen „andere“ Gruppen und beuten diese aus. Das setzt sich beispielsweise in Form kultureller Aneignung noch heute fort. Zum Beispiel wenn Museen koloniale Raubgüter weiter ausstellen, finanziell davon profitieren und nicht zurückgeben. Weiße Menschen profitieren damit weiterhin vom Kolonialismus, während sie Schwarze, Indigene und Menschen of Color gleichzeitig weiterhin rassistisch als „unzivilisiert“ abwerten.

Kulturelle Aneignung kann direkt mit materiellem Profit einhergehen, wie im Museum, in der Popkultur und der Modebranche. Der Profit kann jedoch auch nicht-materiell, sondern symbolisch sein. BIPoC und marginalisierte Kulturen werden einerseits durch Kulturelle Aneignung unsichtbar gemacht und abgewertet, aber gleichzeitig ausgebeutet.

Die Ausladung der weißen Locks tragenden Sängerin Ronja Maltzahn bei einer Demo von Fridays for Future sorgte wenigstens Zeitweise für etwas Bewusstsein in der linken Szene aber ein selbskritischen Blick auf die eigenen Strukturen fand de facto nicht statt. Fast kein Hausprojekt beschäftigt sich mit dem eigenen weißsein und noch immer gibt es Yoga für „weiße alternative“ in „linken Freiräumen“. Fast keine Antifa Gruppe hinterfragt, wen sie meint, wenn ihr von „Wir“ sprecht. Es gibt kaum eine Reflektion über Zuschreibungen. Wie selbstverständlich rennen Antifa-Macker mit dem Drogendealern-Bauchbeutel quer über die Brust auf die Demo und zum antifaschistische Kampf ohne sich der Bedeutung bewusst zu sein. Ohne sich je mit schwarzer „Ghetto“ Kultur auseinander gesetzt zu haben, ohne je und Drogen verkauft haben zu müssen (Drogen kauft sich der Antifa Hipster dann im Club) spielt der weiße Gehttoromantik. Weiße deutsche Linke sind sich weiter nicht ihrer weiße Privilegien bewusst. Als würde nicht schon seit Jahren darauf hingewiesen mitzudenken, dass nicht alle Menschen diese weißen Privilegien haben. Beispiel für die Bedeutung von kultureller Aneignung in der deutschen Linken ist, dass sich viele BIPoC nicht in einem Plenum oder einer Aktion wohlfühlen können, in der weiße Menschen sind, die Locks oder Gürteltaschen (Funny-Bag, Belly-Bag oder Buffalo-Pouch) tragen. Oft haben diese weißen Menschen sich nicht damit beschäftigt, dass es viele Schwarze Menschen verletzt, wenn weiße Menschen sich dieses Symbol aneignen. Oder sie haben sich damit beschäftigt, aber ignorieren es. Während Schwarze, die Locks/Gürteltaschen tragen, mit Rassismus konfrontiert werden (z.B. als Drogendealer verdächtigt werden), behalten weiße Menschen auch mit Belly-Bags ihre Privilegien. Kulturelle Aneignung ist ein komplexes Feld und eng mit kolonialer Gewalt und Kapitalismus verbunden. Daher beschränkt sie sich nicht nur auf das Tragen von Locks und Gürteltaschen. Wir wünschen uns, dass ihr euch mit kultureller Aneignung und ihrer Kritik auseinandersetzt, um koloniale Gewaltstrukturen nicht fortzuführen. „Imitiere nicht Schwarzsein oder verleugne nicht Dein eigenes Weißsein. Man wird nicht weniger weiß, wenn man aus einer sozial benachteiligten Familie kommt. Man ist auch nicht weniger weiß, wenn man versucht, sich Dreads wachsen zu lassen,Güteltaschen trägt oder Schwarze imitiert. Du meinst es ja gar nicht böse, verhälst Dich aber leider wie ein „guter Kolonisator“: Du bedienst Dich Schwarzer Symbole, eignest sie Dir an, spielst mit ihnen und bekommst dafür von den anderen Weißen Aufmerksamkeit und/oder Bewunderung für Deinen „Mut“ und Deine Extravaganz. Die Schwarzen Symbole werden dadurch lächerlich gemacht, weil sie durch Weiße umgedeutet und besetzt werden. Hier werden aktiv Machtverhältnisse reproduziert: Die weiße Person behält ihre Privilegien, das Erscheinungsbild kann jederzeit abgelegt werden, während der Rassismus gegen Schwarze Menschen aufrecht erhalten wird. Bei weißen Menschen werden Brusttaschen häufig als „alternativer Modetrend“ gesehen, wohingegen selbige bei Schwarzen Menschen von der weißen Mehrheitsgesellschaft oft rassistisch als „drogentypisch“ oder ähnliches abgewertet und die Träger*innen diskriminiert werden. Die  Problematik an der Aneignung von Gürteltaschen/Locks... kann also nur verstanden werden, wenn das bestehende rassistische Machtverhältnis und die Erfahrung von BIPoC gesehen wird. Bisher wurden die meisten Schwarzen Kulturbeiträge durch Weiße vereinnahmt und verzerrt. (…) Dir sollte klar sein, dass Du Dich aufgrund Deines Weißseins aus jeder Kultur bedienen und trotzdem am Drücker sitzen kannst. Weil viele Schwarze Deutsche diese Kombination gar nicht witzig finden haben wir auch keine Lust, Dir zu Deinen Drogen-Dealer-Bauchtasche vom Laufsteg zu gratulieren.“ Dieser Umgang ist Teil weißer Privilegien: weiße Personen leben in dem Glauben die Deutungshoheit über die Legitimität all ihrer Handlungen zu haben. Von der weißen Mehrheitsgesellschaft wird dieses Denken nicht in Frage gestellt.

 

 

 

 

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Ergänzungen

Verstehe ich das richtig, dass hier argumentiert wird, dass das tragen von bauchtaschen durch poc dazu führt, dass sie in das Fahndungsraster von Bullen zu geraten?ist das nicht eine krasse verharmlosung von Rassismus? Nichtweiße Menschen geraten nicht wegen Bauchtaschen ins Visier von rassistischen Repressionsorganen, sondern wegen ihrer nichtweißen Hautfarbe. das allein reicht für sie. Aber vermutlich ist dieser beitrag nur ein honeypot von einem troll. 

 

Rassistische Trolls?

Ich glaub nich, dass in diesen durchdigitalisierten Zeiten mehr als 20% der Lesenden obigen Fake wirklich zweifelsfrei als solchen identifizieren können. Für die übrigen 80% bleibt ein diffuses Gefühl des Unbehagens gegenüber antirassistischen Positionen. Und es ist ja durchaus real, dass sich ultraprivilegierte ,,Antirassist_innen" über ,,weiße Dreads" mokieren während Menschen ertrinken und von Nazis angezündet werden. Und natürlich wird diese Form des ,,Antirassismus" vom postliberalen grünen Bürgertum gefeiert, eben weil solcherart Symbolpolitik von den eigenen Verbrechen entlastet, von der eigenen passiven Mitverantwortung an der realpolitischen Notwendigkeit des systematischen Mordens im Mittelmeer. Dieses Milieu kannst du aber nicht mit Überzeichnung bekämpfen, die überzeichnen sich die ganze Zeit selber; darin besteht ja eben auch die relative Glaubwürdigkeit obiger Satire. 

Antirassistische, queerfeministische und linksradikale Diskurse können unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen mit Satire und Überzeichnung nicht mehr arbeiten. Auch Dekonstruktion, Sprechakttheorie und Psychoanalyse waren auf lange Sicht offenbar schlicht zu anspruchsvoll für kollektive Verankerungen. 

,,Wir werden sterben, weil wir dumm sind."

,,Nein, werden wir nicht!"

Ich will nicht darüber urteilen, ob das Geschriebene ernst gemeint ist oder nicht. Was ich allerdings anfügen kann und will ist, dass ein Großteil des Textes aus folgendem Text von 2020 kopiert (und leicht verändert) worden ist: https://www.ende-gelaende.org/news/antirassistische-infomail-3/

Im verlinkten Text geht es ausschließlich um Weiße Locks, die Autor:innen dieses Textes haben an entsprechenden Stellen enfach "Bauchtasche" etc. eingefügt. (Auch in das Schlusszitat aus dem Buch "Deutschland Schwarz Weiß".) Zumindest dieser Fakt sollte den Text aus dem Newswire verbannen, denn hier fand offenkunding keine inhaltliche Recherche zum Thema statt. (Eine kurze Internet-Suche meinerseits hat auch keinerlei Verbdinung zwischen Bauchtaschen und Schwarzer Kultur zutage gebracht, aber vielleicht kann mich ja wer erhellen.)