Eure Freiheit liegt am Ballermann

Was tun, wenn es bei Genoss*innen schwurbelt? Wissenschaft, Anarchismus und In Der Tat.

EURE FREIHEIT LIEGT AM BALLERMANN

 

Was auslösend war: In der #7 und #8 der anarchistischen Zeitung In Der Tat wurde sich den Themen Verschwörungstheorien, Corona, Wissenschaft, dem staatlichen, wie auch einem anarchistischen Umgang damit, gewidmet. Das geschah auf einem Level – inhaltlich wie sprachlich – welches, je nach Tagesform, ermüdete, erstaunte oder erzürnte. 

 

Unter den schwarzen Fahnen, historisch wie aktuell, war und ist ein breites Spektrum von Analysen, Haltungen und insbesondere Herangehensweisen versammelt – in starker Abgrenzung/stabiler Gegnerschaft zu den betonierten Mantren autoritärer Kommunisten. Wenn es nicht diese leidigen Schmerzgrenzen gäbe.

 

Und um die soll es hier gehen. Zugegebener Weise hatte ich von einer Zeitung die schon in ihrer ersten Ausgabe verkündete “zentraler Bestandteil ihres Anarchismus‘ sei der Kampf gegen Wissenschaft. “ nicht all zu viel erwartet. Sind Kropotkin, Gebauer, Reclus, Graeber, Feyerabend, Ferrer u.a. dann Vasallen der Macht? Satanische Lügenbeutel im Dienst von Kapital und Kirche? Zu bekämpfende Gegner? Crazy. 

 

Und: Wie funktioniert eigentlich Wissenschaftsfeindlichkeit? In einer Höhle leben, unbelästigt von Wissenschaft und ihren Auswirkungen wie Medizin, elektrischem Strom und Kanalisation? Haltet mich für verweichlicht, aber für mich wäre das nichts.

 

In der #7 der IDT wurden sich nun also Gedanken zu einem Text von Cory Morningstar gemacht, Unterzeile “Greta Thunberg (sic) Panikmodus und der grüne Flügel des Kapitals“, Tenor: Greta Thunberg wurde von einem Tech-Start-Up aufgebaut. Nun wird die Thunberg bereits von so illustren Vögeln wie dem zynischen Arschloch Friedrich Merz oder dem narzisstischen Psychopaten Trump gehatet und auch auf Merkel-muss-weg Demonstrationen war ihr durchgestrichenes Konterfei zu sehen, aber Kritik von anarchistischer Seite? Ich war interessiert und nach den paar Seiten dann genervt. Das attestierte Szenario, wie auch das Vokabular und insbesondere das Fazit unterschieden sich nicht wirklich von dem, was mein verschwörungstheoretischer Nachbar so im Garten nebenan verzapft. Gleich im ersten Absatz wird darauf hingewiesen, dass die Autorin zu deren Text sich Gedanken gemacht wurden, in ihrer Artikelserie “bis zu einem gewissen Grad spekulieren muss“ (…), schließlich könne sie (…) nicht auf interne Protokolle, Mailverläufe etc. (zurückgreifen).“

 

Glasklar ein Fall für die Drei Fragezeichen.

 

Ungerührt ausgebaut wird das mit der Frage, ob Thunberg (von welchen finsteren Strippenziehern auch immer), “aufgebaut und instrumentalisiert wurde“, oder ob sie “einfach durch ihre familiären Kontakte die Gunst der Stunde genutzt hat, um ihre grünkapitalistischen Überzeugungen zu pushen (…)“. 

 

Die sich hier Gedanken machende Autor*in traut Thunberg sehr wohl zu “ihre eigene Agenda“ zu haben, zumal sie “nur das bekannteste Wunderkind ist, neben mehreren jungen Frauen, die vom selben Netzwerk an Think Tanks in den letzten Jahren aufgebaut wurden.“ Thunberg soll also eine Art Puppe sein, die irgendwie zusammengelötet wurde um letztlich ihren Plan, nämlich eine grünkapitalistische Überzeugung durchzudrücken um, noch ein Zitat: “gemanagt um erfolgreich zu sein“. 

 

Wow.

 

Ein irres Bild: Greta Thunberg, eine Art Cyborg mit Zöpfen die, im Team mit anderen weiblich gelesenen Wunderkindern über den Planeten gekommen ist um irgendwie in irgendwas mit Kapitalismus Erfolg zu haben. 

 

Gilt eigentlich nur noch herauszufinden ist, wer hinter dem diabolischen Plan, dem “größten Infrastrukturprojekt der Menschheitsgeschichte“ eigentlich steht. Darth Vader? Die Freimaurer? Money Boy? Oder doch ganz banal ihre Eltern? 

 

Genau, die Eltern: Weiter unten im Text funkelt die schöne Stelle in der geschrieben steht, dass die “Generation Z (…) einerseits über ein enormes Investitionspotential verfügt, vor allem auch durch die Beeinflussung ihrer Eltern und auf der anderen Seite, dass es sich bei ihnen um die Wähler:innen der Zukunft handelt und dass diese als Wählerschaft jetzt aufgebaut werden muss, um ihre Stimmen zukünftig ernten zu können.“. Welches Investitionspotential? Habe ich das auch? Wieso sagt mir das keiner? Wie könnten meine Eltern (die immer wählen) mich (der noch nie gewählt hat), beeinflusst haben? Verfolge ich eine Agenda von der ich noch nicht mal weiß, dass ich ihr folge? Fragen über Fragen, es ist zum Haare raufen. 

 

Weiter unten behandelt der Text dann Corona und ich muss es ein weiteres Mal gestehen, auch hier versteh‘ ich was nicht. Es wird wieder was gepusht, nämlich die “ökonomische und produktive Mobilisierung die das Wachstum wie während und nach dem zweiten Weltkrieg massiv in die Höhe pushen soll. Ob jedoch mit und nach Corona der Klimawandel überhaupt noch als Initial- und Transformationsscharnier gebraucht wird, um diese Mobilisierung in Gang zu setzen, wird sich zeigen. Tatsächlich ist eher von einem fließenden Übergang auszugehen. Von der Mobilisierung gegen die Pandemie zur Mobilisierung gegen den Klimawandel.“ Hä? Bzw. ok, das wäre natürlich blöde reformistisch und die Knastgesellschaft würde so vorläufig nicht pulverisiert, aber vorübergehend wärs doch zumindest ganz lustig, oder? 

 

Nochmal: Sorry, ich schnall‘ es einfach nicht.

 

Kann aber auch an meiner Konditionierung liegen. Im letzten Drittel des Textes, der sich am Komplex der Fridays For Future Demonstrationen abarbeitet, ist nämlich die Rede davon, dass “Viele Linke (und auch einige Anarchist:innen) – wie es ihrer Konditionierung entspricht – auf diese Demos gepilgert sind, um die Fahnen ihrer Organisationen hochzuhalten, sowie um potentielle Schäfchen zu ködern, während der Charakter dieser “Bewegung“ eigentlich nie zur Debatte stand.“

 

Hm. 

 

Vielleicht bin ich ja (konditioniert, schon klar-) schwachsinnig, ferngesteuert oder gehirngewaschen – aber zu behaupten, dass Genoss*innen auf diese Demos gepilgert sind um irgendwelche Fahnen hoch zu halten um Schäfchen zu ködern, sich also wie XR, Jugendorganisationen von Parteien oder NGOs aufgeführt zu haben? Schwierig.

 

Dann lag IDT #8 auf dem Tisch und vorne drauf wurde was über Verschwörungstheorien angekündigt, also mal flott auf Seite 17 geblättert. Hier wurden verschiedene Definitionen von Verschwörungen gegenübergestellt und bewertet, dann langsam Fahrt aufgenommen und ab Seite 19 wieder abgeschwurbelt als gäbe es kein Morgen mehr. Wie bereits in der #7 wird bedauert, dass “wir nur in seltenen Fällen Zugriff auf deren (den Herrschenden und den Herrscharen (sic) ihrer  Spin-Doctoren und Message-Controler(n)) Mail- oder Chatverläufe, interne Powerpoints, Strategiepapiere oder Videos, Tagesordnungspunkte oder Sitzungsprotokolle (haben)." Dunkle Hintermänner (oder der Cyborg mit Zöpfen?) ziehen Strippen, auf die “wir“ nur in ganz selten Fällen Zugriff haben ... wenn wir den aber hätten, ja, DANN KÄME DIE GANZE WAHRHEIT RAUS. Oder so. 

 

Die gute alte, vollständige Wahrheit, wie könnte die sein? 

 

Sie lässt sich vielleicht am Besten in Häppchen zerteilen, um sie dann zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Beginnen wir mit der Bilderbergerkonferenz, „ein geheimes Elitetreffen, dass seit 1954 jährlich stattfindet. (…) .. wo die globale Elite und ihre Lakaien versuchen einen klasseninternen Konsens herzustellen, wie sie als Klasse agieren.“ Nichts für ungut, so geheim kann die Konferenz – immerhin mit eigenem Wikipedia Artikel, nicht sein, hat sich doch so ziemlich jeder halb-, bzw. viertelschlaue Deutschrapper dazu ganz-sicher-wissend-ich-schwör‘, geäußert, die hohlsten unter ihnen auch unter Verwendung der finsteren Dystopie der New World Order. An der Formulierung hat sich George Bush d.Ä. schon die Finger verbrannt und sie schnell wieder der faschistischen John Birch Society und ihren Nachfolgern zurückgegeben. 

 

Die NWO (wie sie Profis abkürzen), könnte vielleicht von Interesse für euch sein; Illuminaten, jüdische Weltverschwörung, der gute, alte Opa Antichrist, Bolschewisten, Zionisten, alle dabei; und na klar, gesteuert von einem Geheimkomitee in Sachen Weltherrschaft. Und Ehrensache, die Rothschilds, ohne die geht nämlich gar nichts. Der ganze Club bastelt im Hinterzimmer am klasseninternen Konsens. Hätte der Lord der zeitgenössischen Finsternis, Bill Gates als “Teil einer gewissen(n) Herschaftsfraktion (…) sich nicht auf Situationen wie die Corona-Pandemie vorbereitet“ – wir hätten ihn erfinden müssen. 

 

Nicht zu vergessen, dass es beim Black Mosquito Mailorder jetzt Bill Gates Buttons gibt! Deutlicher lässt sich die  – natürlich ultra-geheime strippenziehermäßige Übernahme unseres geschätzten Anarcho Mailorders vom diabolischen Chip Implantier und Weltenlenkers in spe wohl kaum belegen?! Bill Gates Buttons! Das Gesicht hinter der New World Order! Hören wir schleunigst damit auf die Augen vor den Zeichen zu verschließen und reißen wir die internen Protokolle und Mailverläufe aus dem dunklen Herz der NWO!

 

Aber es geht noch besser: “Entsprechend heisst das, dass wir Verschwörungstheorien überprüfen müssen. Wir können sie nicht generell abtun, zumindest nicht in den Fällen, wenn sie für unser Handeln relevant sind, wie die ganzen Fragen um Corona und den Umgang damit. Wobei hier unterstrichen werden muss, dass die meisten Fragen um Corona und die Maßnahmen keine Verschwörungstheorien sind. Jedoch sind die Fragen an sich “kontaminiert“, weil von “Verschwörungstheoretikern“ thematisiert und deshalb ist es “schon schwierig“ diese aufzugreifen und zu diskutieren.“ 

 

Der Reihe nach: Wir müssen also Verschwörungstheorien überprüfen? Welche, alle? Dem Wendler seine, Hiltmanns, die vom Volkslehrer, Naidoos, Qs?

 

Ächz, dass wird ein langer Ritt. 

 

Ah, nicht alle, nur die, die für unser Handeln relevant sind? Welche sind das, die von der allumfassenden Weltverschwörung, die im Hintergrund schon die Krallen wetzt um alle Anarchist*innen auszulöschen und den Rest der Menschheit in unterirdischen Höhlen zu kasernieren? Kompliziert und schwierig, weil die Fragen an sich von “Verschwörungstheoretikern“ thematisiert wurden, ergo für eine sozialrevolutionäre Herangehensweise “kontaminiert“ sind – euer Ernst? 

 

Aber da geht immer noch mehr: “Genauso wie es zu diskutieren gilt, ob es so hat kommen müssen oder ob es einen Moment gegeben hat, wo es interessant gewesen wäre, auf diese Demos zu gehen. Mal abgesehen von dem Punkt, der vom Zündlumpen (ähnlich gelagertes Blatt wie IDT-aeg.) aufgeworfen wird, dass es sich hier oft um angemeldete Angelegenheiten gehandelt hat. Und ob sich, wenn man es von Anfang an geschafft hätte, die autoritären Elemente zu verdrängen, daraus spannende Möglichkeiten hätten ergeben können. Oder eben nicht.“ 

 

Ähem, wenn diese Angelegenheiten also nicht angemeldet wären, dann pilgern wir hin, halten die Fähnchen unserer Organisationen hoch und ködern potentielle Schäfchen wie Eso-Faschisten, Pipi Langstrumpf und ihre Bande, Impfgegner und Nazis für was auch immer- und das wäre spannend? Krass. Muss man auch erst mal draufkommen.

 

Zwei kurze Nachrichten habe ich zum Schluss für euch, ich fang mal mit der schlechten an: Die eine, große Weltverschwörung gibt es nicht. Ergo auch nicht den klasseninternen Konsens. Gäbe es den, dann wäre der Kapitalismus nicht die alle-gegen-alle Philosophie, und wir wären sowieso nicht im Kapitalismus sondern in einem James Bond Film, (wahlweise der jüdischen Weltverschwörung). Da gibt es nämlich den einen Bösewicht mit der einen bösen Organisation, oder wie ihr es ausdrückt, der NWO, die in einer konzertierten Aktion diverse Strippen mit düstersten Hintergedanken in noch düsteren Hinterzimmern zieht. Auch wenn es schwer fällt es zu akzeptieren: So einfach ist das alles nicht.

 

Die gute Nachricht: Es gibt die Gefährt*innen die möglichst viel Macht in Frage stellen, die die herrschende Ordnung auf allen ihnen möglichen Ebenen angreifen und die auch noch bis zum Morgengrauen saufen können. Tourist*innen am Ballermann! Die lassen sich nämlich von keiner örtlichen Autorität (Bademeister*innen, Strandwächter*innen, Wirt*innen), vorschreiben wie dicht sie beieinander stehen zu haben, wie lautstark sie singen dürfen, geschweige denn wohin zu kotzen wäre. Und angemeldet wird da auch nichts! Wenn sich nicht daraus spannende Momente ergeben könnten, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Also Fähnchen eingepackt und hin da!

 

AEG

 

 

 

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Ergänzungen

Gefährlich wird es wenn aus insurrektionalistischer Perspektive bestehende links und rechts Gegensätze als Antipolitik abgelehnt werden und gesellschaftliche Widersprüche zu einer reinen Frage von sozialen Kämpfen reduziert werden aus denen dann der befreite Mensch hervorgehen soll. Solche Konzepte können schnell zu einer Art Querfront werden durch die angestrebte Bewegungsbreite und Vereinnahmungsversuche von Riot-Ereignissen ins eigene ideologische Weltbild.

 

Ein "Wir" der sozialen Kämpfe das Gegensätze ausblendet vereinfacht teilweise Motivationen und blendet bestehende Herrschaftsverhältnisse und Privilegien von Akteur*innen aus.. Das soziale Kämpfe nicht immer links oder emanzipatorisch sind, ist wichtig wahrzunehmen und entsprechend auch ein kritischer Blick auf kommende Aufstände und Kämpfe. Denn die können wir auch verlieren.

Du weißt schon, dass du hier denjenigen eine "Querfront" unterstellst, die Bündnisse, Organisationen, usw. als Folge ihrer radikalen und kompromisslosen Ablehnung von Autoritäten ablehnen … Das ist jetzt vielleicht peinlicher für dich, als für irgendwen sonst …

Mal ab von allem anderen. Organisationen und Bündnispolitik abzulehnen schön und gut. Aber das befreit jetzt doch nicht das Individuum von inhaltlichen offenen Flanken oder Anknüpfungsflächen zu rechten Diskursen oder solchen Bezugnahmen?!



Es ist nicht möglich sich durch eine radikale und kompromisslose Ablehnung der Verhältnisse von deren Durchdringung zu lösen. In solchen Annahmen liegt genau ein Problem und die Schwierigkeit diese zu Überwinden. 



Durch eine Lossagung von Heterosexismus oder Rassimus, sind wir nicht frei von deren destruktiver Sozialisation. Durch eine Lossagung von Herrschaft nicht frei von eigener Macht. Wir sind und bleiben - privilegiert oder marginalisiert und meistens beides mehrfach auf vielfache Weise - Teil der Verhältnisse. Im besten Fall ein sich in offener Feindschaft befindlicher, selbstkritischer und sich selbst in Frage stellender, im Schlechteren einer der denkt über Lossagung oder militante Handlungen an sich, wäre es möglich, sich individuell zu befreien. 



Sich selbst frei zu sprechen und zu denken kann eben auch ein Moment der Kritikabwehr sein. Und so zum Fortbestand der Verhältnisse beitragen. Mut zur „Peinlichkeit“, mal über Dinge lachen können und Offenheit für Widersprüche sind hingegen richtig gut.


Wenn man keine Bündnisse eingeht, keine Organisationen gründet und auch sonst jenseits von Affinitätsbeziehungen keine "gemeinsamen" Kämpfe in irgendeinem Sinne den du unterstellst führt, wen interessiert dann eine – ja sowieso nur angebliche – Anknüpfungsfähigkeit für irgendwen? Entweder du kannst dann den Leuten jenseits dessen, wer sich vielleicht (wäre mir sowieso neu) auf sie bezieht, unterstellen, dass sie rechte Positionen vertreten – was der Artikel nicht und deine Kommentare schon gar nicht belegen konnten – oder du bist halt irgendein Depp, die*der hier einfach nur dumm rumtrollt und gerne andere diffamieren würde, aber schon am Beweis der eigenen Unterstellung scheitert.

Und der "insurrektionalistischen Seite" vorzuwerfen, sie würde sich auf die "Ablehnung der Verhältnisse" beschränken, anstatt sich "von deren Durchdringung zu lösen", ein in letzter Zeit durchaus überstrapazierter, aber unbelegter und insgesamt total abgedroschener Vorwurf, der nicht zufällig aus jenen Kreisen entsteht, die den Angriff diffamieren, beweist eigentlich auch nur deinen "Mut zur Peinlichkeit" über den ich durchaus lachen kann ;-)

Wenn es nichts zwischen Zustimmung und zur anderen Seite der Barrikade zu gehören gibt ist das ein schlechtes Zeichen für die Debattenkultur. Auch dem obigen Text ging es ja nirgendwo um Verbote sondern um Kritik. Polemisch und zugespitzt, ok. Aber das ist ja nicht illegitim als Debattenbeitrag, grade zu Texten die nun selbst wenig ziemperlich bei der Kritik von anarchistischen Gefährt*innen und anderen Linken sind und schon auch mal arrogant gegenüber jugendlichen Demonstrierenden daher kommen: Stichwort: Schafzucht und Fahnen.

Es ist auch ein Unterschied rechte Positionen vorzuwerfen oder die Gefahr von rechtsoffenen Anschlusspunkten und Querfronten die sich daraus bilden können zu kritisieren. Darum geht es und das sollte mensch schon ausshalten können, wenn offensiv und bewusst auf rechtsoffene Themenfelder wie Corona-Skepsis und Verschwörungstheorien zugegangen wird. 

Es gibt militante Antifaschist*innen die eine völlig andere Perspektive als den Insurektionalismus haben. Es gibt auch insurektionalistische Gefährt*innen die das Corona-Rebellentum als Auseinandersetzungsfeld einfach nur abstösst. Sind das jetzt alles Depp*innen und dumme Trolle?

Ich denke übrigens auch nicht das alle Anschläge auf Funkmasten was mit Aluhüten zu tun haben. Deshalb glaube ich aber auch nicht Funkmasten plattmachen ist per se ein aufständischer Akt der Befreiung oder jeder kaputte müsste daraufhin untersucht werden. Wenn Aktivist*innen etwas dazu sagen wollen und es in einen bestimmten Zusammenhang setzen wollen dann machen sie dies schon selbst.

Ich habe nichts gegen Punkrock und Riot-Awards, aber finde blöde wenn die Form irgendwann möglicherweise wichtiger wird als die Inhalte und die zugrundeliegenden Verhältnisse. Stichwort: Schnittstelle zu rechtsoffenen Diskursen.

Ich denke deshalb auch nicht, dass es sinnvoll wäre sich mit Verschwörungstheorien aus Perspektive wieviel davon richtig ist auseinanderzusetzen, sondern halte genau dies für gfährlich. Im Reich des Antisemitismus und der Ressentiments gibt es keine Gerechtigkeit und auch keine Befreiung zu finden. Es verschiebt aber Diskurse.

Und wenn folgendes geschrieben wird, dann sind wir In der Tat sind wir schon mittendrin: "Sind die Vorwürfe, die Gates gemacht werden, wirklich alles unhaltbare, wirre Verschwörungstheorien? Oder handelt es sich bei Gates nicht vielleicht doch um einen Key-Player des Corona-Ausnahmezustands? So viel lässt sich sagen: Eine Analyse des Vorstoßes einer digitalen ..... ".

Und ab da bin ich dann auch raus ...

Du bist raus, wenn man die Frage stellt, ob Bill Gates vielleicht einer der key Player des Ausnahmezustandes sein könnte? Da wäre ich nun aber schon gespannt, warum du das a) absurd findest und b) es für dich unvereinbar ist, wenn jemand anders zu einem anderen Ergebnis kommt und c) warum du nicht nachvollziehen kannst, dass man sowas sagt und d) was denn für dich key Player des Ausnahmezustands sind (oder gibt es für dich keine? Dann würde mich interessieren, wie der – globale!!! – Ausnahmezustand denn deiner Meinung nach überhaupt zustande kam).