Militant, Militanter am Militantesten!
Gedanken eines Aktivisten zur Militanz von Blockupy und darüber hinaus
Militanz führt zu mehr Militanz und am Ende gewinnt der militanteste.
So wird aus Militanz struktureller Faschismus!
Scheinbar wurde meine provokative These missverstanden. Nie wollte ich Blockupy mit dem was auf dem Maidan passiert ist vergleichen. Mir geht es nur um ein Prinzip, welches beachtet werden sollte: Auf dem Maidan nutzten die Rechten den Militanten Protest aus, um ihre eigenen militanten Strukturen zu stärken, mit denen sie einen Teil der Macht übernahmen. Diese bauen sie nun über den Bürgerkrieg aus. Hier führte Militanz zu noch mehr Militanz, die zum Sprungbrett für Faschisten wurde.
Für uns birgt dieses Prinzip in einer anderen Form eine Gefahr. Wenn wir bei der Wahl unserer „militanten Mittel“ nicht aufpassen, kann es gut passieren, dass wir die „militanten“ Möglichkeiten des Staates stärken, während Blockupy an Rückhalt in der Bevölkerung verliert. Selbst wenn wir die staatlichen Repressionsorgane erfolgreich durch Steine und Brandbeschleuniger zurückdrängen sollten, würde dies am Ende nur dazu führen, dass die von Rechten unterwanderte Bundeswehr im Innern eingesetzt wird. Dies wäre dann die Steilvorlage für Faschisten wieder offen zu Tage treten zu können. Die moderaten Kräfte innerhalb und außerhalb des Staates wären zu diesem Zeitpunkt schon zwischen den militanten Polen aufgerieben worden.
Militanz ist immer ein zweischneidiges Schwert. Während die Seite, die bekämpft wird, radikaler wird, passiert dies auch in den eigenen Reihen. Die Radikalen Kräfte beginnen sich durch zu setzen, während die moderaten Menschen an Gestaltungsmacht verlieren. Momentan sehen wir dies in der Diskussion über eine Verschärfung des Demonstrationsrechtes, einer neuen Anti Terroreinheit oder über härtere Strafen bei Gewalt gegen Polizei, bei der die Gegenargumente durch unsere Gewalt geschwächt wurden. Ja selbst die Gegner der Austeritätspolitik haben durch unsere Militanz an Argumentationskraft verloren. Auch führt Militanz zu Spaltung, da zuerst Menschen und dann Gruppen und Organisationen am anderen Ende unseres Bündnisses wegfallen.
Der „WAHRE ELITÄRE“ Protest der Steine und der Brände spielt auf Dauer nur dem Staat und den Machtverhältnissen in die Hände. Wir schaffen so nur die Grundlagen, um uns alle Freiheiten wieder nehmen zu können und ebnen den repressiven Mitteln des Staates den Weg. Dann würden wir sehr schnell spüren, dass das was am 18 März geschah, nur möglich war, weil das Gewaltmonopol nur einen Bruchteil der vor Ort vorhandenen Machtmittel und Möglichkeiten eingesetzt hatte. Hier von Gegenmacht zu sprechen ist eine gefährliche Illusion, die mit der ersten legitimierbaren Kugel der Erkenntnis weicht.
Die 25.000 Demonstranten kamen nicht zur Demo am 18 März, weil wir die Jahre zuvor randalierten und möglichst viele Brände in der Innenstadt entzündeten. Ja, es scheint viel eher so zu sein, dass der Demonstrationszug ein gutes Stück größer geworden wäre, wenn die Innenstadt zuvor nicht gebrannt hätte. Die von uns geschaffenen Bilder wurden verwendet, um den Menschen Angst zu machen. Auch eine Pressekonferenz oder gute Berichte auf Spartensendern ändert daran nichts wesentliches. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir viele Sympathien an diesem Tage verloren haben. Sicherlich haben sich viele Menschen in den betroffenen Ländern über die Rauschschwaden gefreut. Aber zur gleichen Zeit wurden die Machtverhältnisse im „Herzen der Bestie“ gestärkt.
Wir hätten eine andere Form der Militanz gebraucht. Blockupy wurde über die Jahre durch die beiden gegensätzlichen Pole von zivilen ungehorsam und Staatsgewalt ein global beachtetes Ereignis. Diesen Gegensatz hätten wir verstärken müssen. Die Bilder, um die es uns hätte gehen sollen, wären die von Menschen gewesen, die mit friedlichen Mitteln und mit aller Gewalt versucht hätten bis auf das EZB Gelände zu kommen. Friedliche Menschen, die Barrikaden wegziehen und mit Farbe, Gummibooten und Regenschirmen bewaffnet, versuchen die Festung gesichert mit Natodraht, Wasserwerfern und Tausenden Robocops zu stürmen. Dieser Gegensatz zwischen Staatsgewalt und friedlichen mutigem Protest mitten in Europa, in einem der „demokratischsten“ Ländern der Welt, hätte die Bilder erzeugt, die überall auf der Welt den Menschen gezeigt hätten, was Demokratie ist: die Legitimation der Diktatur der Märkte über uns Menschen!
Diese Form der Militanz hätte Faschismus geschwächt und uns wieder ein Stück näher an unser Ziel gebracht. Doch durch Militanz, deren Bilder bestens geeignet sind, um breite Bevölkerungsschichten in Angst versetzen zu können, werden wir die Machtverhältnisse nicht ernsthaft gefährden können. Wir alle sollten uns darüber klar sein, dass es keine besseren oder schlechteren Aktivisten gibt, sondern nur Menschen die gemeinsam mit verschiedenen Mitteln für ein Ziel arbeiten. Wer versteht, um was es eigentlich geht, der ist bereit wirkliche Opfer zu bringen. Wir kämpfen bei weitem nicht nur gegen Herrschaftsverhältnisse oder gegen den Kapitalismus an, nein dies ist die Zeit in der wir für die Zukunft der Menschheit auf unserem Planeten für alle uns folgenden Generationen kämpfen!
Ein Aktivist von Blockupy und darüber hinaus,
der bereit ist den Weg bis zum Ende zu gehen!
Ergänzungen
nö
Es wird immer wieder behauptet, dass militanter Widerstand die Bewegung schwächen würde.
Doch Fakten dafür, die das unterstreichen würden, wurden bisher nie vorgelegt. Im Gegenteil gibt es eher Fakten, die in die andere Richtung weisen. Gerade wenn sich viele so "entschlossen" wehren wird erst die Aufmerksamkeit erzeugt, die dazu führt, dass sich mehr Leute der Bewegung anschließen. So drückt Militanz z.B. eine Ernsthaftigkeit der Proteste aus, die Luftballons etc. nicht ausdrücken können.
Warum aber immer wieder die Spalter-Sau durchs Dorf getrieben werden muss erschließt sich mir nicht. Die militanten Proteste und die Großdemo haben sich doch gerade bei Blockupy nicht im Wege gestanden. Das behaupten nur immer wieder diejenigen, die ohne die Militanz über Blockupy überhaupt nicht berichtet hätten. Traurig, aber wahr.
Davon abgesehen müsste es eher darum gehen zu diskutieren, was für weitere Formen wir in unserem Alltag verankern können, um die Bewegung auch außerhalb von Großdemos nach vorne zu bringen. Ein reines Abfeiern der Zahl der Demonstranten hat noch nie etwas verändert: Auch wenn in Frankfurt eine Million Menschen aus ganz Europa friedlich demonstrieren werden "die da Oben" davon nicht beeindruckt sein oder deswegen etwa ihre Politik verändern. Auch dafür gibt es gerade in Deutschland genügend Erfahrung.
Anstelle dir also den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir um jeden Preis mehr werden können oder welche "Zeichen" gesendet werden könnten überlege doch lieber, was außerhalb der Proteste noch getan werden kann um die Dinge nach vorne zu bringen. Denn egal wie sehr es dir ein Herzensanliegen ist - niemand wird sich von dir Aktionsformen aufschwatzen lassen. Ebensowenig würdest du doch einen Molli in die Hand nehmen, nur weil das jetzt von irgendwem als "Aktionskonsens" festgelegt wurde - oder?
Davon abgesehen werden Militanzdiskussionen nicht auf Indy geführt sondern mit deinen Freunden und Genossen, denen du Vertrauen kannst und mit denen du gemeinsam etwas machen willst. Egal ob Luftballons oder Molli.
"Ob friedlich oder militant - wichtig ist der Widerstand"
BUndeswehr
Und schon geht es weiter - die Bundeswehr ist schon mal im Innern erlaubt, zwar nur bei Ausnahmefällen, doch wie diese aussehn bleibt Interpretationsspielraum - geschossen wird zuerst, gefragt später! http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehreinsaetze-im-inland-karlsru...