Hamburg: Kundgebung für Mumia

Mumia Hörbuchgruppe 01.06.2008 18:56 Themen: Antirassismus Medien Repression
Am Samstag, den 31. Mai fand bei strahlendem Sonnenschein eine Kultur-Kundgebung für die Freiheit von Mumia Abu-Jamal vor dem US-amerikanischen Konsulat in Hamburg statt. Da das Konsulat hinter Baugruben kaum noch zu erkennen war, fand die Kundgebung ca. 100 Meter davor statt. Dank einer starken Anlage war die Forderung nach Mumias Freiheit aber auch für die Konsulatsangestellten unüberhörbar.
Zwischen einigen Redebeiträgen gab es ein vielseitiges Kulturprogramm. Alle Künstler_innen nahmen Bezug auf Mumia Abu-Jamal, der seit bereits 26 Jahren als politischer Gefangener in einer Todeszelle in Pennsylvenia, USA sitzt. Da über Mumia Abu-Jamal und seine aktuelle Situation bereits etliches auf indymedia veröffentlicht wurde, empfehlen wir für Hintergründe folgende Artikel:
 http://de.indymedia.org/2008/05/217481.shtml über Mumias Prozess 1982
 http://de.indymedia.org/2008/05/217132.shtml über den aktuellen Stand der FREE MUMIA-Kampagne
 http://de.indymedia.org/2007/11/200552.shtml gründliche Zusammenfassung über Mumia Abu-Jamal


Zu der recht kurzfristig angekündigten Veranstaltung waren ca. 70 Leute erschienen.
Nach einleitenden Worten der Journalistin Birgit Gärtner (u.a. Junge Welt) begann der Berliner Musiker YOK mit einigen nachdenklichen Songs über Todesstrafe und die aktuelle Flüchtlings- und Abschiebepolitik in Deutschland. Danach las der Schauspieler Rolf Becker Mumias aktuelle Kolumne dieser Woche vor. Sie trägt den Titel "Der Niedergang von Imperien"  http://www.jungewelt.de/2008/05-31/018.php und behandelt den Wechsel der internationalen Beachtung der USA seit Beginn der Bush-Regierung. Rolf Becker redete dann noch über den Menschen und politischen Aktivisten Mumia Abu-Jamal. Vor kurzem sprach er darüber auch auf dem Mumia-Abend des deutschen PEN-Zentrums  http://www.freedom-now.de/news/artikel415.html
Einen besonderen Schwerpunkt legten verschiedene Protagonisten auf Mumias Anti-Kriegsarbeit, die er als schreibender und sprechender Journalist auch aus den 6qm der Todeszelle heraus bis heute ungebrochen leistet.
Engin Celik sang einige Lieder in spanisch, türkisch und italienisch, u.a. über antifaschistischen Widerstand und Solidarität. Die Gruppe "Rotdorn" spielte drei Songs, u.a. über die internationale Solidarität mit den beiden Anarchisten Sacco und Vanzetti, welche in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ebenso wie Mumia heute als politische Gefangene in den USA zum Tod verurteilt wurden. Damals konnte ihre Hinrichtung trotz stärkerer Proteste als heute für Mumia nicht verhindert werden.
Der Hauptsänger der "Gruppe Gutzeit" spielte einige Lieder zur prekarisierten Lebenslage seit Hartz IV, z.B. den Hamburger Gassenhauer von Sabine, die mal als Kassiererin bei Lidl für grosse Gewinne bei diesem Konzern sorgte, bevor auch sie wegrationalisiert wurde. Die "Whacking Shellalaghs" spielten irische politische Folkmusik, u.a. über die Todesstrafe, die in England erst vor einigen Jahrzehnten abgeschafft wurde und vorher für grausame Justizmorde verantwortlich war.
Der politische Hamburger Rapper Phil, auch als "Rebell der Welt" bekannt, gab ein starkes Statement für Mumias Freiheit ab, welches unüberhörbar gegen das US-Konsulat schallte.

Die äußerst unterschiedlichen Politikschwerpunkte der Redner_innen und Künstler_innen machten deutlich, wieviele Überschneidungen zwischen der Anti-Kriegsbewegung, dem Kampf für ein besseres und solidarisches Leben, Anti-Rassismus und Mumia Abu-Jamals Kampf um Freiheit bestehen.

Zwar waren 70 Teilnehmer_innen an dieser Kulturkundgebung nicht so viele Menschen, wie eigentlich im Augenblick notwendig wären, um Mumia Abu-Jamal zu unterstützen. Schließlich wurde er am 27. März erneut seines Rechts auf ein neues Verfahren beraubt. Siehe dazu  http://de.indymedia.org/2008/03/211637.shtml oder auch  http://de.indymedia.org/2008/04/213027.shtml
Gleichzeitig ist es nach wie vor möglich, daß Mumia hingerichtet werden kann, sollte sich die Staatsanwaltschaft in den ihr eingeräumten Möglichkeiten erfolgreich sein.

Diese Art von Kundgebung hat aber extrem Spaß gemacht. Was in einigen Beiträgen von der Bühne als auch im Publikum deutlich wurde, war der Wunsch, in Zukunft wieder mehr für Mumias Freiheit in Hamburg zu unternehmen. Der Sänger der "Whacking Shellalaghs" äußerte am Ende die Hoffnung, möglichst in naher Zukunft "wieder mit vielen in Hamburg für Mumia auf die Straße zu gehen".

Wir, einige Besucher_innen aus Berlin, kommen gerne wieder.
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Ergänzungen

Tonaufnahmen von der Kundgebung

Berliner Mumia-Bündnis 01.06.2008 - 19:08
Am Montag, den 2.06.08 gibt es in den FREE MUMIA News des Jugendradios im Offenen Kanal Berlin einige der Beiträge und Lieder von der Kundgebung zu hören.
Die Sendung beginnt um 18 Uhr und ist auch im internet unter  http://85.214.123.163:8000/metropolis.m3u zu hören.

weitere Infos über Mumia Abu-Jamal in Berlin

Berliner Mumia-Bündnis 01.06.2008 - 20:25
16.06.08 um 20 Uhr Mumia-Abend im TRISTEZA, Pannierstr.5, Berlin-Neukölln, Details in der PDF

andere anti-knast demos

antirepression 01.06.2008 - 21:34
Nicht ganz so dramatisch wie in Mumias Fall, aber ebenfalls absolut wichtig:

Hamburg - 4.6. 18 Uhr Rote Flora : Demo für die Freilassung der 10 kürzlich in Österreich inhaftierten Tierbefreiungsaktivist_innen. 7 von ihnen befinden sich mitlerweile im Hungerstreik! Kommt zahlreich und zeigt eure Solidarität - GEGEN KÄIGE UND KNÄSTE!

www.antirep2008.tk

Demoaufruf:

 http://hamburg.antispe.org/archives/32

Filmreihe über Mumia im Juni in Berlin

Stadtteilladen Zielona Gora 02.06.2008 - 18:53
[Politisches.Cafe]
Stadtteilladen Zielona Gora

Filme & Diskussion im Juni 2008:

4. Juni, 17h: Fikm: Hinter diesen Mauern:
Mumia Abu-Jamals Kampf um Freiheit
In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" konnte man u.a. lesen: "Der Film "Hinter diesen Mauern" kritisiert den Prozeß von damals, bei dem, wie der Strafverteidiger Leonard Weinglass sagt, Zeugen bestochen und andere gar nicht zur Aussage gebeten worden seien."

11. Juni, 17h: Film: A case of reasonable doubt:
Film über den Fall von Mumia Abu-Jamal
Über die Ungereimtheiten im Fall Mumia Abu-Jamal.

18. Juni, 17h: Chronik einer Hinrichtung
"Es ist soweit" - das sind die letzten Worte, die die zum Tode Verurteilten im Hinrichtungsraum von Huntsville hören. Der Satz des Oberaufsehers ist das Signal für die erste von drei Spritzen. Das staatlich angeordnete Töten erzeugt eine bizarre Routine - von der Plastikblume auf dem Besuchertisch bis hin zum Kleenex-Spender für die letzten Tränen.

25. Juni, 17h: Diskussion über die Situation des US-Todeskandidaten und Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal mit aktuellem Filmmaterial
1982 wurde Mumia wegen Mordes an einem Polizisten sowie wegen Schusswaffenbesitzes angeklagt und zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung wurde bereits mehrmals aufgrund öffentlicher Proteste verschoben aber noch nicht aufgehoben.

Jeden Mittwoch ab 14 Uhr im Zielona Gora,
Grünberger Str. 73, Berlin-Friedrichshain

Polizeigewalt in Phialdelphia allgegenwärtig

Mumia-Hörbuchgruppe 14.06.2008 - 11:02
Um die Stimmung in Philaldephia 2008 einschätzen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass sich an der extremen Polizeigewalt und Unterdrückung gegen politisch abweichende Meinungen seit der Zeit von Mumias Inhaftierung nicht viel geändert hat.
Jüngstes Beispiel ist eine Polizeirazzia vom 13. Juni 2008, in der einige Ein-Familienhausbesitzer, die den Bürgermeister und Polizeichef zu einer Diskussion über eben diese Polizeigewalt einladen wollten, selbst zu Opfern dieser wurden:  http://phillyimc.org/en/node/68912

Die Gründe für ihre Verhaftungen sind noch nicht bekannt. Es scheint jedoch klar, dass die Machthabenden und die Polizei in Philaldephia kein Interesse haben, irgendwelche Kritik an ihren Methoden zuzulassen.

Hier ein Artikel vom 5. Juni 2008 über die Gewalt bei Festnahmen von Linn Washington, langjähriger Freund und Unterstützer von Mumia.  http://www.counterpunch.org/washington06052008.html

Es gibt aber auch Beispiele erfolgreichen Widerstands. So der kürzlich gewonnene Prozeß von Brian McKenna und seinen Brüdern, alle ehemalige Polizisten in Philaldelphia. Brian hatte sich stark gegen Rassismus und die Diskriminierung schwarzer Kolleg_innen bei seiner Arbeit gewehrt, was ihn letztendlich selbst zur Zielscheibe von "Philadelphia's finest", wie sich die selbstherrliche Polizei dort gerne selbst bezeichnet, machte.
Er wurde aus seinem Job gemobt, mit dem Leben bedroht und auch seine Familie massiv unter Druck gesetzt.
Seine Brüder und er gewannen Anfang Mai 2008 einen Prozeß gegen die Polizei von Philaldelphia und erhielten insgesamt 10 Millionen $ in Kompensationen.  http://www.counterpunch.org/mckenna05192008.html

Wir denken, dass das Interesse seitens der Justiz und des Polizeiapperates auch 2008 noch ganz stark gegen Mumias Freiheit oder überhaupt sein weiteres Überleben eingestellt ist. Schließlich ist Mumia inzwischen das Symbol für den Kampf gegen rassistische Polizeigewalt in den USA und darüber hinaus.
Nach wie vor ist es juristisch nicht ausgeschlossen, dass es noch zu einem erneuten Hinrichtungsbefehl gegen Mumia kommen kann.













































Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Whacking Shellalaghs — Go down you murderes