Freiburger Strassenpunx geräumt: Spontandemo

Alle Bullen sind Schweine 28.03.2007 09:16 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Die Strassenpunx wurden am 27. März 2007 von ihrem erst kürzlich besetzten Wagenplatz „Babylon“ in der Munzinger Straße 5x auf der Haid geräumt. Dagegen gab es am Abend eine lautstarke Demo durch die Innenstadt. Im Anschluss errichteten die Strassenpunx ein Zeltdorf auf dem Platz der Alten Synagoge.
Nach einer letzten friedlichen Nacht räumten gegen Mittag knapp 150 Bullenschweine – nicht wie von der BZ kolportiert „nur“ etwa 80 Polizisten – den Wagenplatz der Strassenpunx. Das Bullenaufgebot war im Verhältnis zu BesetzerInnen und SympathisantInnen absurd groß. Die Bullen hatten eine Spezialeinheit, schweres Räumgerät und ihre willfährigen Helfer der Firma Bauer, Waltershofener Straße 8, 79111 Freiburg, +49 761 479410 oder +49 761 42080.




Mindestens eines der Fenster der Wägen der Strassenpunx wurde während der Räumung von den Bullen eingeschlagen, in mehreren Wägen wurde randaliert. Es gab vier Festnahmen und ein wenig Gerangel, die Cops hielten herbeigeeilte UnterstützerInnen durch eine quasi Rundum-Absicherung des gesamten Areals in Schach und drängten unliebsame BeobachterInnen ab. Erneut konnte von den Babylon-BewohnerInnen nur das Nötigste mitgenommen werden, zum Teil ist ihr Hab und Gut jetzt wahrscheinlich aus „Beweissicherungsgründen“ auf dem Revier oder aber in einem der fünf beschlagnahmten Wohnwägen. Die Wägen wurden wie schon so oft zu Wagendieb Bauer gefahren.





Am Abend demonstrierten daraufhin spontan rund 50 Punx und Autonome mit Sambarhythmen (siehe unten), Trillerpfeifen und Transpi von der Adlerstraße durch die Innenstadt. Nachdem eine ach so deeskalierende Aufforderung der Bullen sich abzusprechen ignoriert wurde, zog die Krachdemo kreuz und quer durchs Grün. Die Leute liefen dann bei guter Stimmung weiter über die Bertoldstraße zum Bertoldsbrunnen und anschließend über den Rathausplatz und durch die Fressgasse zum Platz der alten Synagoge. Der Spontandemo war entschlossen und laut, und endete mit der Errichtung eines Zeltdorfes vor dem Stadttheater, rings ums Rotteck-Denkmal. Hier werden die Strassenpunx vorerst wohnen und über ihre Situation informieren. Wie sagte noch der Einsatzleiter am heutigen Nachmittag: „Wären die auf der Straße geblieben, dann würden wir nicht räumen!“. Aus einer cruisenden Wanne riefen ihnen Bullen noch zu: „Viel Spaß beim Unter-der-Brücke-Schlafen!“ Nach der nun dritten Wagenplatz-Räumung innerhalb der letzten acht Monate sind die Punx erneut auf der Straße.





Nach wie vor wächst das Bedürfnis an Bauwagenplätzen und anderem günstigen Wohnraum. Initiativen werden von der Stadtverwaltung – meist unter rigoroser Mitwirkung der Polizei – unterdrückt. So unter anderem die „Wohnraum für Alle GmbH“ oder die Nutzung von brachliegenden Geländen oder Gebäuden, wie z.B. dem Fahnenmastplatz (seit ungefähr einem Jahrzent leerstehend), dem heute erneut geräumten Gelände in der Haid, dem Alten Schießstand oder dem im Februar auf der Neuen Messe besetzten Haus (alle drei stehen seit mindestens fünf Jahren, vermutlich aber schon viel länger leer). Die schwarz-grüne Stadtverwaltung versucht mit juristischen Tricks und staatlicher Gewalt positive Veränderungen zu verhindern. Gerade gegen BesetzerInnen verschärft die Stadt zunehmend ihre Eskalationsstrategie und treibt immer wieder Menschen in die Obdachlosigkeit, während sie soziale Leistungen kürzt.

Wir können und werden diese Politik nach wie vor nicht akzeptieren. Die Strassenpunx sind ab sofort auf der Strasse, im Zeltdorf auf dem Platz der Alten Synagoge. Am 1. Mai werden wir für autonome Freiräume und gegen soziale Kürzungen auf die Strasse gehen! Kommt in den schwarz-roten Block auf die revolutionäre 1. Mai-Demo um 10 Uhr nach Strasbourg und zur 6. love or Hate-Parade um 19 Uhr nach Freiburg!



Kurzer Videoclip von der Krachdemo (23 MB)


Presseberichte


TV Südbaden, Dienstag, 27. März 2007, 17:30

Straßenpunks illegal auf dem Freigelände in der Freiburger Munzinger Straße

Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort und forderte die Gruppe aus, das Areal zu verlassen

Die Freiburger Straßenpunks mussten heute Nachmittag ihr Quartier auf einer Freifläche in der Munzingerstraße räumen. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort und forderte die Gruppe auf, das Areal zu verlassen. Die Punks haben sich dort seit vier Tagen ohne Genehmigung aufgehalten. Gestern hatte der Grundstückseigner die Räumung verlangt. Anfang September vergangenen Jahres mussten die Schattenparker der Wagenburg das Gelände endgültig räumen.



Badische Zeitung vom Mittwoch, 28. März 2007

Kaum besetzt, schon geräumt

Platz an der Munzinger Straße

Das brachliegende Grundstück an der Munzinger Straße (gegenüber Praktiker) wurde gestern gegen 13 Uhr von Polizisten geräumt. Am vergangenen Freitag hatten es acht Straßenpunks besetzt, die Mitte Februar schon vom alten Schießplatz an der Hermann-Mitsch-Straße geräumt worden waren.

Das städtische Amt für öffentliche Ordnung verfügte – in Absprache mit Bürgermeister Otto Neideck – die Räumung, die laut Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid „ohne Probleme“ verlaufen sei. Vier Menschen seien vorübergehend in Gewahrsam genommen worden, um ihre Identität festzustellen. Außer einem, gegen den ein Haftbefehl vorliege, seien alle wieder auf freiem Fuß. Die Wagen seien sichergestellt worden, „um weitere Störungen zu unterbinden“. Wie viele Beamte im Einsatz waren, sagte Schmid nicht.

Die Punks dagegen berichten von etwa 80 Polizisten, die gegen die vier Menschen auf dem Platz vorgegangen seien und die rollenden Unterkünfte beschädigt hätten. Dabei habe es erst kurz vor der Räumung ein Gespräch mit dem Immobilienmakler gegeben, das die Platzbesetzer noch nicht einmal untereinander hätten beraten können. In diesem Gespräch, bestätigt Gernot Lüwa gegenüber der BZ, habe er die Straßenpunks gebeten, das Gelände sofort zu ver- und sauber zurückzulassen. Das sei auch der Wunsch des nicht genannten Besitzers. Denn die Gespräche über einen Verkauf des Areals seien ziemlich weit fortgeschritten.

Er, sagt Gernot Lüwa, habe den Punks allerdings auch zugesichert, sie zu informieren, falls er etwas über ein für ihre etwas andere Lebensform geeignetes Grundstück erfahre. Schon im vergangenen Sommer hatte er den "Schattenparkern" mit dem jetzt geräumten Gelände vorübergehend ausgeholfen.

gmk



PS: Der dümmste Bauer hat die grössten Fensterscheiben und fährt den dicksten Benz!
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Ergänzungen

Das Video in klein

someone 28.03.2007 - 17:03


Kurzer Videoclip von der Krachdemo (4,4 MB)

Schikanen am Lager der Strassenpunx

Lagernde ist böse! 28.03.2007 - 18:06
Bei schönem Wetter startete das Zeltdorf der Straßenpunx, jedoch nicht ohne Schikanen der Freiburger Bullen. Zwar darf das dutzend Leute mit Hunden vorerst am Platz der alten Synagoge verweilen und die aufgehängten Transpis bleiben wo sie sind, die Zelte wurden jedoch vorerst abgebaut, da die grünen Wächter mit Beschlagnahmung uns Ordnungsgeldern drohten. Auch die Matratzen und sonstigen Materialien die zum Hausen dienen müssen bis Heute Abend 18.00 verschwinden, die Bullen nahmen außerdem die Personalien der meisten unerwünschten Camper auf. Zivilbullen überwachen nun verstärkt den Platz der Alten Synagoge und die Mahnwache der Strassenpunx geht in die zweite Nacht...

Bullenschweine beschlagnahmen Matratzen!

Autonome StaatsanwältIn 28.03.2007 - 21:51
Heute Abend gegen 20.00 Uhr kam ein gutes Dutzend Bullenschweine, und beschlagnahmte die Matratzen. Diese wurden vorher für diesen Fall mit der Warnung "Achtung sie machen sich nach §242 [gem. StGB] strafbar" beschriftet. Die Matratzen und der Einkaufswagen wurden mit der in Freiburg inzwischen wohlbekannten "Folterwanne" abtransportiert.

Freiburger Strassenpunx im WWW

Autonome Antifa Freiburg 29.03.2007 - 05:14

@ warhead

Anwohner 29.03.2007 - 12:38
Hast Recht mit dem Mahnmal.

von fudder.de

Autonomer Jurahausarbeitenschreiberling 30.03.2007 - 13:49
Stadtgespräch

Straßenpunkx mahnwachen vor dem KG II

Am Fuße der Rotteckstatue vorm KG II findet seit gestern eine Mahnwache der Freiburger Strassenpunx statt. Die etwa 12-köpfige Gruppe will mit ihrem Camp darauf aufmerksam machen, dass ihr die "Stadt Freiburg würdigen Wohnraum verwehrt."

Der Platz der Alten Synagoge gehört der Stadt. Bislang hat die Polizei keine Räumungsverfügung erhalten. Zwar unterhalten sich Beamten der Ermittlungsgruppe Innenstadt mit den Mahnwächtern, dieser Kontakt ist aber nichts besonderes.

Die Straßenpunx haben derzeit keinen festen Wohnsitz. Sie nutzen insbesondere leerstehende Gebäude als Wohnraum, um auf diesen Leerstand einerseits und die "steigenden Mieten" andererseits hinzuweisen. Die Straßenpunx fühlen sich von Stadt und Polizei schikaniert und "stigmatisiert".

Die Stadt hat den Punx Plätze in einem Obdachlosenheim angeboten. Diese Wohnlösung wollen sie jedoch nicht akzeptieren. Außerdem fordern sie die "Herausgabe aller beschlagnahmten Wägen."

Am 27. März soll angeblich eine Räumung stattgefunden haben, in der die Polizei die Wagenburg "Babylon" auf einem Brachgelände in der Haid aufgelöst hat.

Vertreibung, die xtausendste!

AutonomeR DenkmalbestaunerIn 30.03.2007 - 20:33
Heute um 7 Uhr haben die Strassenpunx den Platz der Alten Synagoge "freiwillig" verlassen. Sie beugten sich damit einer Räumungsverfügung der Stadt Freiburg, die es seit heute nicht mehr duldet, wenn Punks oder Autonome auf dem Platz sitzen. Wann wir aus dem Rest der Stadt vertrieben werden steht in den Sternen.
Die Strassenpunx werden weiter kämpfen! Für den nächsten selbstverwalteten Wagenplatz!

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 01.04.2007 - 15:33

es geht immer weiter...

Hasserfüllte/r Autonome/r 03.04.2007 - 17:02
...

Strassenpunx update:

verLinker 03.04.2007 - 18:43

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 7 Kommentare

Bild 11

Unterstützerin 28.03.2007 - 09:48
Irgendwoher kenn ich den rechten Typen auf Bild 11... Ist das Staatsschutz?

der typ auf bild 11

khfz 28.03.2007 - 10:32
ist kammarakind-gustaf
nee ernsthaft dem alter nach sind die vom SS

freiräumeportal

------------- 28.03.2007 - 13:47
www.freiraeume-schaffen.net

aktion

radikal 28.03.2007 - 14:13
wird es nicht langsam zeit das in Freiburg einige politiker in die obdachlosigkeit gebracht werden...??? also die sollen doch auch mal wissen wie das ist keine bude zu haben, was son molli in ner schicken wohnung so alles anrichten kann...... oder an nem schicken PKW.... oder im rathaus......
kuss an die strassenpunx

@Radikal

Warhead 28.03.2007 - 19:41
Deine Heransgehensweise ist die Falsche,für gewöhnlich lebt im Wagen,Truck,Trailer,Cirkuswagen,Bauwagen,wer dort wohnen will,nicht wer dort leben muss.
Bei letzterem gibt es ausreichend Beispiele für Totalverelendung,da man sich gegenseitig immer weiter runterzieht.Plätze mit intakter Sozialstruktur,in der Regel also von denen bewohnt die das wollen und nicht müssen,und gelegentlich sogar noch ne Wohnung haben,können auch einen gewissen Prozentsatz gesellschaftlicher Outlaws mittragen die keine Wohnung halten können...Alkis,Junkies,psychische Problemfälle....In der Regel muss man denen hinterrennen wenns um Geld für Strom,Wasser,Müll und sowas geht,ok das ist einkalkuliert...aber nach den Erfahrungen mit der Eastside ist man etwas vorsichtiger geworden.
Es gibt ja auch die Alternativen sich einen Platz zu pachten,das ist weitaus stressfreier als immer hin und herzueiern...so teuer ist das auch nicht,kommt darauf an was einem der Freiraum wert ist...Freiraum wo die Stadt den Platz überlässt und die Strom,Wasser und Müllkosten übernimmt ist nichts weiter als eingetarnte Abhängigkeit mit der einzigen Sicherheit das jederzeit ein Wetterwechsel bei den Verantwortlichen eintreten kann...

Ich weiß ja nicht

"Anwohner" 28.03.2007 - 20:29
Ich stehe der ganzen Sache (Bauwagen, selbstbestimmtes Wohnen etc.) eher positiv gegenüber. Aber ist das hier wirklich so ein Fall?
Ich arbeite zur Zeit viel im KG 2 der Uni bei offenen Fenster zum Platz der alten Synagoge (den Platz find ich i.ü. ziemlich ungeschickt, dass ihn Hunde vollkacken und Bierflaschen rumfliegen, denn er ist gleichzeit Denkmal, aber das nur am Rande) unbd kriege v.a. superviel Lärm durch Gegröhle der, je weiter der tag voran schreitet, immer mehr Besoffenen, Camper. Ihr solltet nur mal hören, wie die mit ihren Hunden umgehen. Ist das selbstbestimmtes Wohnen? Oder eher viele Leute mit einem Alkoholproblem oder sonstigen Auffälligkeiten?
Schaut es Euch doch mal an, wie es da abgeht.
Viel Glück trotzdem, aber schriet Eure Hunde nicht so an...
Gruß

@Anwohner

Warhead 28.03.2007 - 21:44
Nur weil ein Ort ein Denkmal/Mahnmal ist heisst das ja noch lange nicht das dort keiner mehr wohnen soll/darf/kann...nach diesem Kriterium könnte man die Städte hierzulande generell zusperren
Ansonsten das Hundeproblem und Müll...naja,Eastside eben...wobei niemand der es nicht selbst gesehen hat glaubt das es sowas geben könnte.
Nicht nur Berge von Müll und Schrott,also nicht nur Unrathaufen sondern Schmodder übelster Art der sich bis in eine Höhe von Fünf Metern türmte...und im Sommer ein dementsprechendes Odeur ausdünstete.
Nachts kamen dann Autoschrauber an, die bergeweise Batterien und Altöl abluden,die drückten dann nem Alki einen Zwanni in die Hand fürs Wegschauen oder helfen.Bei einer Entmüllungsaktion wurden fünf oder sechs grosse Container alleine nur mit Auto und LKW Batterien bis oben hin vollgestopft...Dazu die Gewalt die zwischen den verschiedenen Fraktionen und untereinaner an der Tagesordnung war...naja,nach solchen Bildern sehnt sich natürlich jede Stadtverwaltung nach Rollheimern im Einzugsbereich.
Wenn das gleich am Anfang losgeht mit dem Flaschenklirren und dem Lärm ist das natürlich ne prima Promotion,ein Pressesprecher steht da gleich am Anfang auf verlorenem Posten