Freiburger Hausbesetzung & Wagenplatz geräumt

vinceremo 16.02.2007 11:24 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Am 15. Februar 2007 haben die Bullen in Freiburg ein in der Nacht zuvor besetztes Haus und den Wagenplatz der Strassenpunx geräumt. Sie kamen, um das aus dem Bild zu holen, was sich nicht rekrutieren lässt, und dorthin zu vertreiben, wo die Wut am schnellsten wächst.
Statt des Programms (PDF: 1 2) der Autonomen Uni Freiburg [auf!] stand mal wieder Repression auf der Speisekarte. Nachdem die letzten Partygäste das besetzte Haus an der Neuen Messe verlassen hatten, tauchten die ersten Bullen am nächsten Morgen um 9:30 Uhr auf. Zuerst kamen nur wenige Streifenwagen, so dass die BesetzerInnen die Zeit nutzten, um auf dem Dach in der Mittagssonne zu chillen.



Um 14 Uhr rückten die Bullen mit einem immensen Aufgebot von mindestens zwei Hundertschaften an, um weniger als zehn Menschen ihrer Freiheit zu berauben. Die grünen Horden kamen in Form von Bereitschafts- und BFE-Bullen, Hunde und Hubschraubern und ließen uns durch jede Faser ihres Körpers ihre Verachtung spüren.

Als erstes umstellten die Bullen den Wagenplatz der Strassenpunx. Anschließend zogen sie zum besetzen Haus und drohten mit der Erstürmung des Hauses, sollten die BesetzerInnen nicht freiwillig rauskommen. Die BesetzerInnen beugten sich der Übermacht und verließen freiwillig das Haus, das daraufhin von von der Schreinerei Markus Müllerschön, In der Breite 12, 79224 Umkirch, „besetzungssicher“ gemacht wurde. Fünf Leuten drohen Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung.



Dann begannen die Bullen den Wagenplatz der Strassenpunx zu räumen. Sie trafen nur zwei bis drei Leute an, die jetzt wohl Anzeigen bekommen. Die zahlreichen SympathisantInnen wurden kurzerhand völlig grundlos auf dem Bürgersteig gekesselt; alle mussten ihre Personalien abgeben. Die eigentliche Räumung machte wie schon so oft zuvor Abschleppdienst Bauer, Waltershofener Straße 8, 79111 Freiburg.

Am Rande gab es wie so oft absurde Schwätzchen über das Wesen der Pressefreiheit:
Bulle: „Kommen sie von dem Stromkasten runter!“
Autonomer: „Warum?“
Bulle: „Gehört der Ihnen?“
Autonomer: „Nein. Gehört der Ihnen?“
Bulle: „Sozusagen.“
Autonomer: „Und warum soll ich runterkommen?“
Bulle: „Von da oben sehen Sie ja alles!“



Wieder einmal wurde ein – zuvor jahrelang leerstehendes – besetztes Haus geräumt, wieder einmal hat die Stadt einen Wagenplatz räumen lassen. Soziale Konflikte werden von der Stadtverwaltung mit polizeilicher Gewalt anstelle eines deeskalierenden Dialogs ausgetragen. Das wurde schon oft gesagt und tatsächlich ist an der Linie der Stadt nichts Neues zu erkennen. Also sollten wir unsere Linie ändern und wieder angreifen.

Wenn wir nichts mehr zu verteidigen haben, greifen wir wieder an!

Nieder mit der spektakulären Warengesellschaft!

Besetzt mehr Häuser!


Freiburger IndyberichteStadtberichte
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

BZ-Artikel

copy&paste 16.02.2007 - 11:34
Badische Zeitung vom Freitag, 16. Februar 2007

Party in fremdem Gemäuer

Hausbesetzung endet friedlich / Wagenburg der Punks geräumt

Etwa 100 Anhänger der linksautonomen Szene haben in der Nacht zum Donnerstag ein seit längerem leer stehendes Haus auf dem Gelände der Neuen Messe besetzt und dort die Nacht über eine Party gefeiert. Als sie von der Polizei gestern Morgen die Aufforderung erhielten, das Gebäude, das die Stadt an die Freiburg, Wirtschaft, Touristik und Messe (FWTM) vermietet hat, zu räumen, hielten sich noch schätzungsweise 25 bis 30 Menschen darin auf. Fast alle Türen und Fenster waren verbarrikadiert und mit bunten Plakaten verziert. Nach 14 Uhr verließen nach Aussage von Polizeipressesprecher Ulrich Brecht rund fünf verbliebene Besetzer das Haus freiwillig, der Rest hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Staub gemacht. Parallel dazu begann die Polizei, das Lager der Straßenpunks in unmittelbarer Nähe auf dem ehemaligen Schießplatz an der abgesperrten Hermann-Mitsch-Straße zu räumen; bereits am 5. Februar war eine Frist der Stadt zur Räumung des Geländes abgelaufen. Auch die Räumung der Wagenburg verlief friedlich, da die meisten Straßenpunks das Areal bereits verlassen hatten. Etwa 30 Personen, darunter zahlreiche Sympathisanten, die das Geschehen an der Hermann-Mitsch-Straße beobachtet hatten, erhielten einen Platzverweis, nachdem die Polizei ihre Personalien aufgenommen hatten.

fz/maw

Was in Freiburg darüber geschreiben wird

verLinkerIn 16.02.2007 - 12:08
==>  http://fudder.de/artikel/2007/02/15/hausbesetzung-an-der-neuen-messe/
==>  http://fudder.de/artikel/2007/02/15/lager-der-strassenpunks-geraeumt/

==> Weil's irgendwie dazu passt es lebe der Kontrast:  http://fudder.de/artikel/2007/02/16/wiehrevilli-10/
Die einen haben es, die anderen müßten sich es nehmen! Her mit dem schönen Leben!

Bilder vom Alten Schießplatz

wütende BeobachterIn 16.02.2007 - 14:14
Noch einige visuelle Eindrücke vom gestrigen Tag...

Solidarische Grüsse aus Bochum

VerLinker 16.02.2007 - 14:59
Freie Unis überall! Freiburger "AUF" geräumt
Geschrieben von Prost
Donnerstag, 15 Februar 2007
In der Nacht auf den 15. Februar 2007 wurde in Freiburg ein seit mehreren Jahren leerstehendes Haus an der Neuen Messe besetzt und die Autonome Uni Freiburg ausgerufen. Die etwa hundert AktivistInnen protestieren damit gegen Wohnungsnot und für freie Bildung. Die Freien Uni Bochum im Exil hat unmittelbar nach der Besetzung in einem Brief den Aktiven viel erfolg gewünscht, den wir im Folgenden dokumentieren.



Liebe Aktiven der Autonomen Uni Freiburg (AUF),

wir gratulieren euch zur Gründung der AUF und wünschen eurem Projekt einen tollen Auftakt!

Nachdem in den vergangenen Monaten auch schon in Köln, Münster, Bonn und einigen anderen Städten Alternativ-Uni-Projekte entstanden sind, habt ihr euch zu einem richtigen und wichtigen Schritt entschieden: Ihr habt euch einen selbstorganisierten Freiraum erkämpft, in dem nicht Verwertungslogik herrscht, sondern in dem solidarische und kritische Alternativen verwirklicht werden können. Während in fast jeder Stadt Gebäude ungenutzt leer stehen, gibt es viel zu wenig solche Räume, in denen der Widerstand gegen jene Verhältnisse organisiert werden kann, die den Nährboden für Bildungsprivatisierung, Nationalismus, Sozialabbau und andere Scheußlichkeiten darstellen.

Von Anfang an ist es euer Konzept, kritische Bildung in den Zusammenhang einzubetten, in den sie hingehört: In den Alltag. Die Autonome Uni Freiburg will nicht nur ein Bildungsprojekt sein, sondern auch ein Lebensprojekt. Sicherlich stehen euch in den kommenden Wochen und Monaten noch viele spannende Diskussionen bevor, wie genau ihr euer Projekt weiterentwickelt. Auch dazu wünschen wir euch alles Gute und die benötigten starken Nerven.

Wer sich für freie Bildung sowie für ein selbstbestimmtes Leben einsetzt und dabei auch noch konkrete Schritte macht, um beides zu verwirklichen, macht sich Feinde. Nach acht Monaten erfolgreicher Arbeit ist die Freie Universität Bochum am 31. Januar von zwei Polizei-Hundertschaften gewaltsam geräumt worden. Was vorher ein lebendiges Zentrum für kritische Bildung und alternative Lebensentwürfe war, ist jetzt wieder ein grauer, leerstehender, aber hochgradig gesicherter Betonklotz. Aber keine Angst: Die Freie Uni Bochum im Exil macht weiter! Wir freuen uns darüber, dass ihr in Freiburg jetzt ebenfalls das Experiment wagt und sind gespannt auf den Erfahrungsaustausch - vielleicht bald bei einem Besuch in Freiburg!

FREIRÄUME ERKÄMPFEN! ALLES FÜR ALLE! FREIE UNIS ÜBERALL!

Solidarische Grüße aus dem Ruhrgebiet

Update: Am Donnerstag Nachmittag hat ein Polizei-Großaufgebot die Autonome Uni Freiburg geräumt: Das Gebäude wurde von einer "Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit" umstellt. Sogar die anwesenden SymapthisantInnen wurden zur Abgabe ihrer Personalien genötigt. Die Freie Uni Bochum protestiert dagegen, dass erneut legitimer Protest kriminalisiert wird. Trotz alledem wünschen wir den Aktiven in Freiburg alles Gute - lasst euch nicht unterkriegen, gemeinsam sind wir stark!

Noch ein paar Photos

Wütende BeobachterIn 16.02.2007 - 19:22
Am Rande gab es wie so oft absurde Schwätzchen über das Wesen der Pressefreiheit:
Bulle: „Ich mach jetzt ein Photo von Ihnen, und Sie eins von mir [Pause] und wenn Sie jetzt noch mal photographieren, mach ich Ihre Kamera kaputt!“

2. Pressemitteilung der [auf!]

copy&paste 16.02.2007 - 21:28
Freiburg 16. Februar 2007


An die Presse: [auf!] und Strassenpunx geräumt

Am gestrigen Donnerstag den 15.01. 2007 wurde das besetzte Haus an der Kaiserstuhlbrücke mit einem Großaufgebot der Freiburger Bereitschaftspolizei, einer zehnköpfigen Hundestaffel, sowie Beweissicherungs- und Festnahme Einheiten (BFE) umstellt.

Das seit Jahren leerstehende, alte Flugplatz- Gebäude, das die Stadt Freiburg an Wirtschaft, Touristik und Messe (FWTM) vermietet hat (laut Badische Zeitung, vom 16.02.2007), wurde am Abend zuvor durch eine Party aus dem linksradikalen Spektrum besetzt.

Danach wurde die Autonome Uni Freiburg [auf!] ausgerufen, mit dem Ziel freie Bildung für alle, angesichts einer rasanten Durchkommerzialisierung der verbleibenden staatlichen Bildungsinstitutionen, auch in Zukunft zu verwirklichen. Das Problem unbezahlbaren Wohnraums war und ist ein weiterer Beweggrund für das erschließen leerstehender Gebäude. Die Räumlichkeiten sind (solange die Abrissbirne nicht schwingt) ideal geeignet, für Seminare, Werkstätten und Wohnraum.

Das Haus wurde am frühen Nachmittag geräumt und fünf der BesetzerInnen wurden festgenommen. „Vor der Räumung kam es zu keinen weiterführenden Verhandlungen mit der Einsatzleitung der Polizei oder den „Hausherren“ – die Dialogbereitschaft war gering“, so ein Passant der das Ganze beobachtete.

Am selben Nachmittag wurde der alte Schießplatz geräumt, den die Strassenpunx seit Herbst als Wagenburg umfunktioniert hatten, um dort zu leben. Es kam zu zahlreichen Platzverweisen und mindestens drei Festnahmen.

Bei der Aktion, die sich mehr oder weniger über den gesamten Tag streckte, wurde das gesamte Industriegebiet Nord von Unmengen von PolizistInnen abgeriegelt. Zahlreiche UnterstützerInnen und PassantInnen wurden auf der Hermann-Mitsch-Straße gekesselt und kontrolliert. „Es war geradezu unmöglich bis an die Wagenburg oder an die [auf!] heranzukommen um die BesetzerInnen zu unterstützen“, so ein weiterer Passant. Ein Redakteur von Radio Dreyeckland, sowie ein Berichterstatter von „fudder.de“ wurden wegen Hausfriedensbruch angezeigt, da sie sich auf dem Gelände der autonomen Universität befunden haben sollen, um aus erster Hand über die politischen Inhalte der Aktion zu berichten.

Die Repression gegen Andersdenkende in Freiburg nimmt ihren Lauf, die Zerstörung oder profitorientierte Umstrukturierung von Gebäuden und Ganzen Stadtteilen auch. Die Vertreibung der Strassenpunx hat immer noch kein Ende, ein neuer Platz muss her für mehr alternative Lebensformen. Diverse Gruppen und Individuen werden unter dem Kürzungsdruck und dem stetig steigenden Mietspiegel neue Räumlichkeiten erschließen müssen.
Die [auf!] lebt im Untergrund weiter.
Aber nur solange bis wir sie uns wiedererkämpft haben!

Autonome Uni Freiburg [auf!] wiederbesetzen!



Infos zur FUB (Freie Uni Bochum):
 http://protestkomitee.de/index.php?option=com_content&task=view&id=576&Itemid=45
Die erste PM der [auf!]:
 http://abs-bund.de/aktuelles/2843.html

Strassenpunks-Links

Rainer 18.02.2007 - 19:17
Hier geht es zu einer Linksammlung über die Straßenpunx: http://schattenparker.net/spip.php?rubrique9

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 22.02.2007 - 04:41

Stadtumstrukturierung nimmt seinen Lauf ...

beobachterIn 23.02.2007 - 14:23
der Protest auch!

wie immer

Update 24.02.2007 - 08:46
...

Die lieben Klischees

Lesender Autonomer 01.03.2007 - 14:08
Badische Zeitung vom Samstag, 17. Februar 2007

LESERBRIEFE

Heute kann man in der BZ wieder mal von Aktivitäten "autonomer" Gruppen bei einer ungebetenen "Hausbesetzung" lesen. Ein Autonomer ist Mitglied einer Gruppe von Anarchisten, die nach eigenen (staatsfeindlichen) Gesetzen leben und teilweise an gewalttätigen Auseinandersetzungen teilnehmen (so das Bertelsmann-Lexikon). Der Begriff ist meines Erachtens zu Unrecht okkupiert worden, weil "autonom" echt nur jemand sein kann, der ohne fremde Hilfe existiert. Diese "Autonomen" aber leben doch wohl alle von staatlicher Stütze, vom Geld dessen also, den sie zum bösen Feind erklärt haben. Fragen Sie mal einen "Autonomen" , wovon er lebt und was das Wort bedeutet, und Sie werden überraschende Erkenntnisse gewinnen. Deshalb wäre es nicht falsch, dieses von den Chaoten wie ein Ehrentitel getragene Attribut "autonom" in Anführungszeichen zu setzen.

Conrad Kaffenberger, Freiburg

"Besetzungsgefährdetes Objekt"

Polizeihauptkommissar Meier 14.03.2007 - 23:23
...

es geht noch immer weiter

Autonome Nachtaktive 27.03.2007 - 05:04
...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

FREIRÄUME ERKÄMPFEN! ALLES FÜR ALLE! — Ule lal Undesgehtweiter

-- — DUda