Castor 2005 - Rückblick

Ulla 06.12.2005 03:37 Themen: Atom
Der Widerstand gegen Castor-Transport 2005 aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague war bunt, kreativ, entschlossen und (teilweise) sehr effektiv. Bereits vor dem Start des Transportes gab es immer wieder Aktionen um auf den bevorstehenden Transport aufmerksam zu machen. Zahlreiche Aktionsformen, von der Sitzblockade über brennende Barrikaden, Trecker-Blockaden, Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen prägte das Bild des Widerstandes.
Am 28.09.2005 wurde der Widerstand gegen den diesjährigen Castor-Transport mit einem “Begrüßungsfeuer“ für die tausenden zu erwartenden PolizistInnen eingeleitet. In Woltersdorf (Landkreis Lüchow-Dannenberg) verübten bisher unbekannte Täter_Innen einen Brandanschlag auf Container “Wohnblocks“ der Polizei. In diesen werden zu den Castor-Transporten nach Gorleben ca. 500 PolizistINNen untergebracht. Es entstand ein Sachschaden von geschätzten 3 Millionen Euro.

Brennende Polizeicontainer

Video:Fernsehbericht von NDR als Stream: Bericht: Castorpolizeicontainer im Wendland abgebranntBericht: Brandanschlag auf Polizei-Unterkünfte Am 5.11.2005 versammelten sich ca. 7000 Menschen zu einer Auftaktdemonstration in Lüneburg, welche nicht die letzte ihrer Art bleiben sollte. Die eigentliche Demonstrationsroute wurde verboten und die Demonstration so aus der Lüneburger Innenstadt verbannt. Bis auf einige kleinere Scharmützel, aufgrund eines “falsch“ geparkten Polizeibusses verlief die Demonstration unter dem Motto "Atomkraft nein Danke, Erneuerbare Energien jetzt" friedlich. Für ausgelassene Stimmung sorgten Sambabands, Klaus der Geiger und verschiedene Reaggea-Artists.

1. Auftaktdemonstration in Lüneburg

Bericht: Lüneburg 05.11. - andersartiger BerichtBericht + Bilder: Sofortige Stilllegung - Atom Demo in Lüneburg Video: Auftaktkundgebung Lüneburg / Videoclip Bericht + Bilder: Lüneburg: Demo gegen Atomkraft Zum ersten Todestages von Sébastien Briat, welcher am 07.11.2004 im lothringischen Avricourt von einem Castor-Zug überrollt wurde, gab es in verschiedenen Orten Kundgebungen und Mahnwachen. So zum Beispiel in: Karlsruhe, Mannheim, Bietigheim, Ulm, Hannover, Hamburg, Osnabrück, Ahaus, Münster, Dortmund und Seerau.

Mahnwache in Seerau/Wendland

Bericht + Bilder: Mahnwache in HH Altona für SébastienBericht + Bilder: Mahnwachen zum Tode von Sebastien BriatBericht + Bilder: Gedenken an Sebastien im WendlandBericht + Bilder: Fotos Todestag Sebastien in Lüneburg +TermineZum 2ten Jahr in Folge gab es am Donnerstag den 17.11. eine SchülerINNen-Demo in Dannenberg mit 150 TeilnehmerINNen. Für den Verladekran gab es leckere “Bananen-Wurfgeschosse“.

SchülerINNen-Demo in Dannenberg

Bilder: Castor: Schülidemo in DannenbergDie traditionelle SchülerINNen-Demo zog mir rund 600 TeilnehmerINNen am Vormittag des 18.11. durch Lüchow. Die Demonstration endete wie gewohnt vor der Polizeikaserne. Ein Eierhagel überraschte die eingesetzten PolizistINNen, als ein Schüler es dann noch schaffte das Tor der Kaserne zu erklimmen eskalierte die Situation und die Polizei setzte Schlagstöcke gegen die SchülerINNen ein.

SchülerINNen-Demo vor Polizeikaserne in Lüchow

Bericht + Bilder: Schülerdemo eskaliertZeitungsartikel – EJZ online: Erste Verletzte bei Protest Video (*.rm, 4,4mb): SchülerInnendemo in LüchowDie zweite Auftaktdemonstration war am 19.11. in Hitzacker. 4000 Menschen und 40 Trecker zogen unter dem Motto “Die Ruhe ist vorbei“ lautstark und entschlossen durch die Elbestadt.

2. Auftaktdemonstration in Hitzacker

Bericht + Bilder: Auftakt zur heißen Phase im WendlandBilder: Bilder von der Demo in Hitzacker/WendlandBericht + Bilder: Castorauftakt Video (*.rm, 2,9mb): Auftaktdemo in Hitzacker 200-300 AktivistINNen blockierten am Samstagabend die Bundesstrasse 216 Metzingen/Göhrde. Brennende Heuballen auf der Strasse wurden von der Polizei mit Hilfe von Unimog und Wasserwerfer gelöscht und geräumt.

Lagerfeuer auf der B216

Bilder: Metzingen: Brennende Barrikaden auf der B216Video (*.rm, 0,7mb): Laternenumzug in MetzingenAm 20.11. waren bis zu 1.000 Menschen zu Fuss, zu Pferd, zu Rad oder zu Motorrad im Wald um Göhrde zur “ Rallye Monte Göhrde“ unterwegs. Viele Stunden wurde der Wald in Kleingruppen durchkreuzt, dutzende Barrikaden wurden errichtet und die Polizei sprach davon das versucht worden war die Schienen anzusägen.

Rallye Monte Göhrde

Bilder + Bericht: Bilder von der Rallye Monte Göhrde - Teil 1Bericht + Bilder: CastorAktuellBericht + Bilder: Trecker blockieren Polizei in TollendorfBericht + Bilder: Castor: Polizei zersticht FahrradreifenAm 21.11. blockieren 160 Trecker und 800 Menschen nach einer Kundgebung in Klein Gusborn die Dorfstrasse. Die Polzei brauchte fast 10 Stunden um die Strassentransportstrecke zu räumen.Video (*.rm, 11,1mb): TreckerblockadeIn Bietigheim (Baden-Würtenberg) blockierte eine kleine Gruppe Atomkraftgegner_Innen den Castor-Zug für 1 ½ Stunden. Die Polizei schien völlig überrascht und unvorbereitet. Sogar ein Kosmetikkoffer würde von der Polizei gesprengt, welcher in der Nähe der Gleise gefunden wurde. Anscheinend hatten die BeamtINNen Angst vor einem Sprengstofanschlag.

Schienenblockade bei Bietigheim

Bericht + Bild: Gorleben ist überall; auch in Bietigheim Während der Castor-Transport durch Deutschland fährt finden an der Strecke mehrere Mahnwachen, Kundgebungen und Aktionen unter anderem in Kassel, Hannover, Fulda, Würzburg, Bebra, Rothenburg, Witzenhausen und Buchholz statt.In Göttingen gelang es durch 2 verschiedene Schienenblockaden den Zug für ca. 30 Minuten aufzuhalten. „Gleichzeitig wurde eine Spontan-Demonstration auf der Weender Landstraße von 20 weiteren Castor-Gegnern von der Polizei gekesselt und kurzfristig im Gefangenenbus in Gewahrsam genommen.“Bericht: Castor in Göttingen mehrmals gestopptIn Bienenbüttel, südlich von Meudelfitz und Lüneburg schaffen es Gruppen von 10 – 300 Menschen sich auf den Gleisen zu “widersetzen“.In der Nähe von Harlingen gab es 2 verschiedene Blockaden, viele Barrikaden in den Wäldern und Brenennde Strohballen. Mehr als 300 Menschen schafften es unter Jubelschreien auf die Gleise. Umstehende Unterstützer_Innen wurden von der Polizei teils unsanft die Hänge hoch- bzw. herunter “befördert“

Schienenblockade bei Harlingen

Der Castor-Zug passiert Harlingen

Bilder: Aktuelle Bilder aus Harlingen/CastorblockadeBilder: Bilder aus Harlingen am MontagmorgenBilder: Aktuelle Bilder vom Castor-ProtestVideo (*.avi, 2,4mb): “einer der es geschafft hat“In Pommoißel und Tangensehlgab es weitere kleinere Schienenblockaden mit bis zu 23 Menschen.Um 12.00 Uhr am Montag (21.11.2005) erreichte der Castor-Transport mit mehreren Stunden Verspätung den Verladekran in Dannenberg.

Castor-Behälter werden umgeladen

Bilder: Bilder vom Verladekran DannenbergIn Gorleben gab es zeitweise gleichzeitig 3 verschiedene Sitzblockaden an denen sich bis zu 1.000 Menschen beteiligt haben. Eininge Menschen haben sich mit Seilen aneinander fetsgebunden um deren Räumung zu erschweren. Sofas, Stoh, Volxküche, Musik und Feuertonnen machten die Sitzblockaden gemütlich. Die Blockierer_Innen wurden teils brutal von der Strasse entfernt.

Sitzblockade mitten in Gorleben

In und um Grippel haben sich Menschen an Traktoren oder an mit Betonklötzen beladene Leichenwägen gekettet. Teilweise wurden die festgeketten Menschen aus den Betonklötzen durch die Polizei “befreit“, ein Betonklotz wurde einfach auf Rollböcke gehieft und von der Strase geschoben.

Angekettete AktivistINNen bei Grippel

Zwischen Dannenberg und Gorleben wird ein Feuer auf der Strasse von Wasserwerfern der Polizei gelöscht.In Quickborn wurde ein Baumhaus von Robin Wood AktivistINNen “besetzt“. Die Polizei versuchte dieses zuräumen, zog jedoch wieder unverrichteter Dinge ab, da das Baumhaus auf einem Privatgrundstück errichtet wurde. Auch in Grippel befanden sich 4 Menschen an der Strecke in Bäumen. Am Dienstagmorgen (22.11.2005) um 5.59 erreichte der Castortransport das Zwischenlager in Gorleben.Und nicht vergessen: nach dem Castor ist vor dem Castor!Bitte html freischalten - danke!
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Ergänzungen

Gesamtbericht deutlich

Nörgler 06.12.2005 - 10:00
Schön zu sehen, dass durch kurze klare Fakten der Ablauf aufgezeigt wird. Leider aber sehr schade, dass so ein kurzer Beitrag reicht. Es ist sicherlich irre zu denken, dass der Widerstand abflaut nur weil der Beitrag so kurz ist. Aber darüber nachdenken sollte man(n)/frau schon, Oder?
Insgesamt waren keine wirklichen Aktionen da um den Dreckszug auf zuhalten. Barrikaden auf den waldwegen vor dem Transport bringt insoweit eh nichts, da die Cops ja eh meistens zu Fuß am Gleis sind.
Wo sind die massen von Menschen, welche früher auf der Straße saßen und wo ein Straßentransport mindestens 6 Stunden gedauert hat. Die Schienenstrecke ist eine riesige Spielstrecke zwischen Maschen und Dannenberg, wo waren die Aktionen? Nun gut Harlingen war besetzt, aber mal ehrlich leute, dass wissen sogar schon die Bullen, das jedes Jahr in Harlingen etwas ist! Wie wärs mal woanders, noch spontaner, noch flexibker, noch überraschender, noch schneller, noch gewaltiger, noch mehr zerstreut und vor allem noch mehr LEUTE!!!

widersetzen?

karlchen 06.12.2005 - 12:04
Danke für den superbebilderten und -verlinkten Artikel! Leider finde ich ihn auch etwas kurz, obwohl die Bilder auch für sich sprechen.
Leider muß ich dem Nörgler recht geben. So richtig effektiv ist - von den Ankettaktionen mal abgesehen, nichts gewesen. In Harlingen saßen zwar wieder mal Leute auf den Gleisen, waren aber ebenso schnell wieder unten.
Und die Blockade in Gorleben mit angeblich 1000 Leuten wurde schon am Sonntag gegen Mitternacht aufgelöst - zu der Zeit standen die Behälter noch für mindestens fünf Stunden im Verladekran. Da diesmal so gut wie keine Ingewahrsamnahmen stattfanden, wundert mich schon, das da von "widersetzen" keine weitere Mobilisierung der Menschen durch SprecherInnenräte etc. stattfand. Ich finde das spricht Bände mit wie wenig wir uns mittlerweile zufrieden geben.
Spaß gemacht haben aber die vielen Feuer und Barrikaden im Landkreis! Davon können ruhig wieder welche entstehen beim nächsten Mal.
Und vor den mutigen Bauern werfe ich mich auf die Kniee!!! Das war r i c h t i g klasse! Soviele Menschen gleichzeitig angekettet! Hätte der eine Trecker nicht unglücklicherweise vor einer Hofeinfahrt gestanden, hätte es fast ein zweites Süschendorf gegeben.



Es gab VIEL mehr...

Akte-niX.de 06.12.2005 - 13:13
Danke für den obigen Bericht, als Ergänzung hier noch als Ergänzung der Link zu einer Zusammenfassung der Aktionen in Stichworten.

Mensch sieht da ganz deutlich, das es SEHR viele Aktionen gab, unserem Eindruck nach sogar mehr als letztes Jahr:

 http://de.indymedia.org/2005/11/133485.shtml

Noch ein Video von der Lüneburg-Demo

yetzt 07.12.2005 - 11:00
Noch ein Video von der Lüneburg-Demo gibt es hier:

 http://veg.gs/de/blog/view/78

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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tut nicht wirklich was zur sache — ist eine art test