Hanau war kein Einzelfall

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Heute begann der Erbach Prozess gegen 5 Tatverdächtige, die im Mai 2019 eine Fackel auf einen Wohnwagen einer Familie mit Romno Hintergrund geworfen haben sollen (darunter @ssvulm1846fussball Hooligans). Wir waren vor Ort & haben uns gemeinsam mit anderen Anwesenden solidarisiert: Gegen rechte Gewalt Antiziganismus und Rassismus!

Schon die ersten Einlassungen der Angeklagten zeichnen ein deutliches Bild der weitverbreiteten antiziganistischen und rechten Einstellungen in der schwäbischen Provinz.

Mehrere Tätverdächtige stammen eindeutig aus der @ssvulm1846fussball Fanszene. Im Sommer 2019 gab es sogar Solidaritäts-Aktionen im Stadion des SSV für die Tatverdächtigen. Der Verein distanzierte sich bis heute öffentlich kaum und erkennt das Problem in seiner Fanszene nicht an. An dieser Stelle sei auch gesagt, das Problem geht über die 5 Angeklagten hinaus. Viele SSV Ulm 1846 Fußball e.V. Hooligans zeigen ganz offen ihre extrem rechte Einstellungen. Sie tragen Nazi Klamotten, gehen auf Nazi Konzerte, haben Wehrmacht Tatoos. Siehe Collage.

 

Neue Erkenntnis aus dem Prozess: drei der Angeklagten sind wohl Pubboys Mitglieder und einer sagt aus, dass diese keine eigenständige Gruppe ist, sondern eine Untergruppe der Donau-Crew (seit 2008 rechte Hools in der Fanszene des SSV). Diese Hängt stark mit den United’s zusammen, einer älteren Hooligan Gruppe (von 1997). Insgesamt reden wir hier von ca. 50 Personen.

 

In Chatgruppen schickten sie sich NS-Memes, Videos und die sog. „25000-Liste“ (#AntifaAdressen).

 

 

 

Ein Angeklagter sagt dazu lapidar: „Ha, wenn man nach Bildern auf dem Handy geht, könnte man jedem Zweiten in unserem Dorf [Dellmensingen] eine Anzeige reindrücken“. Dieser rechte und antiziganistische Alltag entlädt sich nach wenigen Tagen in Drohungen und Gewalt gegen die Familie:

 

Einige der Angeklagten warfen zunächst ein Holzschild (Aufschrift „Not welcome!“ und „89155 [für Erbach] bleibt deutsch!“ auf das Grundstück, dann einen Böller, kurz danach einen toten Schwan. Beim Angeln an an der Rot beschlossen sie, nun eine brennende Wachsfackel zu werfen.

 

Eine Familie mietete im Mai 2019 eine Wiese für 18 Wohnwägen an. Die Rom*nja seien in #Dellmensingen „Gesprächsthema Nummer eins“ gewesen, „es waren relativ viele Leute, die sich aufgeregt haben (…) hauptsächlich ältere Leute.“ Namen will der Angeklagte A. nicht nennen:

 

„Ich will niemanden verpetzen“. Die Angeklagten nennen sich „rechtsoffen“, man sei „gegenüber der AfD sympathisch“, habe bloß „die Flüchtlingspolitik kritisch beäugt“. Für Handyfotos posieren die Fünf hinter einer schwarz-weiß-roten Reichsfahne, vier zeigen dabei den Hitlergruß.

 

Der Prozess dauert voraussichtlich bis September und wird begleitet von
@robertandreasch, NSU Watch sowie der Leuchtlinie Baden-Württemberg

 

rechteumtriebeulm.blackblogs.org/2020/05/09/chronik-2019/ Dort werden in zwei Texten die Hintergründe der Tat und der Tätverdächtigen beleuchtet.

Mindestens einer der Angeklagten steht wohl auch in Zusammenhang mit einem anderen schweren rassistischen Übergriff vor ca. 2 Jahren.

 

Quellen: Rechte Umtriebe Ulm, NSU-Watch.

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