Kurzinformationen zur aktuellen Situation aus dem Knast Neumünster im Kontext mit Corona

Derzeitig werden die Gefangenen in Neumünster 23 Stunden in ihren Zellen eingeschlossen, „es ist die totale Isolation und alles sehr monoton“. Die Betriebe wurden, ausgenommen der anstaltseigenen Wäscherei, Küche und Bäckerei, eingestellt. Die nicht arbeitenden Gefangenen bekommen trotzdessen, um Widerstand zu vermeiden, ihren Lohn als Hausgeld oder Entlassungsgeld ausgezahlt. Neue Gefangene kommen für die ersten 14 Tage in das Quarantäne-Haus. Hier wird es „langsam sehr eng, denn täglich kommen etwa drei neue Gefangene, gleichzeitig werden Gefangene nicht wie in anderen Knästen, wie zum Beispiel bei der Ersatzfreiheitsstrafe, entlassen“. Das Personal ist wie fast überall ohne jeglichen Schutz (keine Handschuhe, kein Mundschutz) „in super engen Kontakt mit den Gefangenen“. Weil diese natürlich „ständig rein und raus gehen und auch zum Beispiel die Medikamente von den Knastbullen mit bloßen Händen ausgegeben werden, Gefangene diese ja auch mit bloßen Händen einnehmen, ist das Ansteckungsrisiko sehr groß. Die Corona-Maßnahmen wie Arbeitsstopp, keine Gruppenangebote, keine Freistunden und kein Besuch werden somit völlig sinnlos. Wir sind den Leuten hier halt scheißegal.“

Die Situationen in den Knästen spitzt sich bundesweit von Tag zu Tag zu, wir kennen keine*n Gefangene*n, der*die sich nicht über sinnlose und willkürliche Maßnahmen, totale Isolation und fehlende Informationen und Kontakt nach außen beschwert.  In den letzten Wochen gab es u.a. deswegen einige Solidaritätsaktionen für Gefangene (siehe im Link unten), auch wurde uns von vermehrten solidarischen Briefen an Gefangene berichtet. 

Zeigt den Gefangenen weiterhin, dass sie nicht „scheißegal“ sind durch praktisch solidarische Aktionen, durch die Verbreitung ihrer Belange und durch Grußbotschaften. Nicht nur, solange die Krise anhält – sondern bis alle frei sind.

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