Kleine autonome Fahrradtour zu leerstehenden Hotels
Gerade hat eine Hand voll Radfahrer*innen mit einer kleinen aber feinen autonomen Tour mehrere Tübinger Hotels abgeklappert. Diese stehen trotz der akuten und generellen Wohnungsnot während Corona-Zeiten leer. Vor den Hotels wurde jeweils eine kurze Kundgebung abgehalten und folgender Redebeitrag verlesen:
"Liebe Anwohner*innen und Anwohner*, Liebe Passant*innen und Passanten*,
wir würden uns freuen, wenn ihr uns für zwei Minuten eure Aufmerksamkeit schenkt.
Wir sind heute hier, um darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Hotel vor dem wir gerade stehen und viele weitere Hotels zur Zeit ungenutzt leer stehen. Und das, während tausenden Menschen ein sicheres Zuhause fehlt.
Zur Zeit werden die Menschen dazu aufgefordert Zuhause zu bleiben. Aber viele haben keines, oder zumindest keines, in dem sie sicher sind. So sind Frauen* und Kinder oft von patriarchaler Gewalt betroffen. Geflüchtete sind in Heimen untergebracht, in denen ohnehin nicht viel Platz ist. Abstand zu halten ist dort unmöglich. Und natürlich gibt es tausende Menschen, die schon vor Corona kein Zuhause hatten.
Durch Corona werden die Ungerechtigkeiten, die der Kapitalismus tagtäglich produziert noch deutlicher: Während Menschen mit mehr Privilegien verhältnismäßig unbeschadet durch diese Krise gehen können, stehen die Menschen, denen es sowieso schon schlechter geht, vor schier unlösbaren Problemen.
Um diesem Umstand etwas entgegen zu setzen, forderten am 2.April über 20 Gruppen und Initiativen die Stadt und Tübinger Hotelbetreiber*innen in einem offenen Brief dazu auf, die leer stehenden Räume zur Verfügung zu stellen. Darauf gab weder von Seiten der Stadt, noch von Hotels eine Reaktion. Wir finden das beschämend!
Deshalb fordern wir heute erneut: Öffnet die Hotels und Airbnb-Wohnungen für Obdachlose, Geflüchtete, Sexarbeiter*innen, Betroffene patriarchaler Gewalt und alle anderen, die ein sicheres Zuhause brauchen und wollen!
Und auch nach Corona gilt: Wohnraum sollte keine Ware sein! Wir wollen die stetige Erhöhung von Mieten stoppen und generell sollte Wohnen umsonst sein, für alle. Aber dafür müssen wir erstmal den Kapitalismus abschaffen und das wird leider noch ein Weilchen dauern.
Bis dahin: Seid für einander da, unterstützt euch gegenseitig und lasst euch von euren Vermieter*innen nicht unterkriegen.
Einen schönen Tag noch!"
Den offenen Brief, der im Redebeitrag angesprochen wird, findet ihr hier: https://aboututopia.org/2020/04/02/offener-brief-hotels-und-ferienwohnun...
Mit dieser Aktion wollten wir den Forderungen aus dem offenen Brief nochmal Nachdruck verleihen.
Außerdem war es uns wichtig, am 1.Mai, auch trotz Corona, als Tag gegen Unterdrückung, Ungleichheit und Ausbeutung, auf die Straße zu gehen. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Versammlungsfreiheit von der Polizei mit Füßen getreten wird, ist es wichtig sich Lücken und Möglichkeiten zu suchen um Räume zu öffnen und Aktionen durchzuführen.
Öffnet die Hotels, sonst müssen wir besetzen!
Für ein gutes Leben für alle!