Yvonne Lüttich vom III. Weg in Weimar geoutet!

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Wir haben heute Yvonne Lüttich vom III. Weg aus Weimar geoutet. Wir haben Flyer verteilt und einen Gruß an ihrer Fassade hinterlassen. Damit wir Nazis besser bekämpfen können, müssen wir uns intensiv mit ihnen auseinandersetzen. Wir müssen wissen, wann sie sich wo aufhalten, um ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Wir möchten das Outing dafür nutzen, um ein paar Diskussionen aufzugreifen, die uns gerade beschäftigen.

1. Mobilisierung zum 1. Mai in Erfurt

Das Outing sollte dazu auffordern, am 1. Mai nach Erfurt (https://erstermai2020.noblogs.org/) zu fahren und die Nazis und ihre Strukturen anzugreifen, wo immer es uns möglich ist. Und genau diesen Punkt sollten wir gerade in Zeiten von Corona besonders beherzigen. Demos können abgesagt werden, größere Mobilisierungskampagnen können ins Leere laufen und dennoch sollten wir festhalten, dass unsere Widerstands-Formen uns noch viele Möglichkeiten geben. Wenn also der 1. Mai nicht der Tag sein sollte, an dem wir den Nazis entgegentreten können, so werden noch viele weitere folgen!

 

2. Antifa: Ein Klotz am Bein

Gerade solche militanten und aufständischen Aufrufe motivieren uns, aktiv zu werden. Wir leben in Zeiten, in denen die Beliebigkeit an Protesten immer weiter zu nimmt. Konkrete Inhalte lassen sich in der bürgerlichen Allerweltsgemeinschaft nicht mehr finden. Aus dem „Zusammenstehen“ gegen Rechts, bleibt nichts weiter übrig, als das „Stehenbleiben“ in der Kritiklosigkeit. Doch genau dort setzt unsere Praxis an und dort ist sie effektiv. Antifaschismus heißt für uns nicht weniger als die Umwälzung aller bestehenden Verhältnisse und ist ein Teil unserer widerständigen Praxis. Er ist auch nicht das Aushängeschild, was wir einmal im Jahr raushängen müssen um uns selbst zu vergewissern, dass wir noch auf der richtigen Seite stehen. Er ist unser Antrieb, Nazis überall feindlich gegenüber zu stehen. Unser Anspruch, euch die Grenzen aufzuzeigen, die keine Bullen, keine Politiker und keine Behörde euch setzen. Dafür führen wir diesen Kampf.

Mit den Jahren müssen wir allerdings für Thüringen beobachten, dass sich durch die Beliebigkeit an Protesten, auch autonome Antifagruppen auf dem Rückzug sind. Eine Tatsache, die wir zutiefst kritisch sehen. Als 2014 überregionale Konferenzen das Ende der „klassichen“ Antifa-Arbeit setzten, wurde uns der große Turn zu Basisgruppen und dem Aufstand in den größeren Städten versprochen. Nicht nur, dass wir Lichtjahre von diesen Zielen entfernt sind, nein, es hat auch zum Bruch antifaschistischer Politik geführt. Die Unsicherheiten stiegen weiter und letztlich ist wenig übrig geblieben, von einem der zur Zeit wohl wichtigsten Politikfelder überall und vor allem in Ostdeutschlands Generationen wachsen gerade in Zeiten auf, in denen militante Neonazi-Gruppen massenhaften Einfluss gewinnen und dennoch sind für einen großen Teil der „Szene“ Nazis immer noch ein Randphänomen. Seit wann überlassen wir überhaupt irgendwelche Aufgabenfelder anderen Akteur*Innen? Vertrauen wir auf die Linkspartei bei der Mietpolitik? Glauben wir, dass die Grünen unser Klima retten? Hoffen wir, dass NGO‘s Kriege beenden? Nein.

Unser Antifaschismus muss sich weiterentwickeln. Wir müssen ihn nicht verteidigen. Wir müssen ihn offensiv einfordern gegen alle Kräfte, die ihn verwässern und zum Aushängeschild machen wollen. Antifaschismus ist nicht der Klotz am Bein einer Bewegung, die denkt sie sei kurz vorm revolutionären Umsturz. Er ist das feste Standbein, der sichtbare Erfolge über Jahrzehnte hervorgebracht hat und hervorbringt.

 

3. Antifa und die Selbstkritik

Aber er ist für uns auch nur dann erfolgreich, wenn er den Staat und seine Lakaien angreift und das tut er viel zu selten. Ein rebellischer Antifaschismus kombiniert für uns die Zielfähigkeit antifaschistische Praxis mit einer rebellischen Politik der Stadt. In ihr spitzen sich die sozialen und politischen Konflikte zu. Aus diesem Grund sind es völlig zurecht diese Orte, an denen die Konflikte auf den Straßen weiter eskalieren müssen. Wir können von den rebellischen Phasen und Protesten lernen und uns weiterentwickeln. Noch immer hängen uns die nostalgischen 90er-Jahre hinterher und ganz verträumt blicken wir auf die Bilder aus Göttingen und Berlin dieser Zeit. Doch Nostalgie bringt uns nur dann etwas, wenn wir aus ihnen Kraft und Potential für unsere eigenen Kämpfe entwickeln können und sie uns nicht gelähmt zurücklassen.

Während wir mit unserer antifaschistischen Praxis immer wieder Akzente setzen können, müssen wir perspektivisch den Fokus erweitern. Zu lange unterschätzten wir die Schlagkraft sozialer Bindungen und deren Wut. Verharrten zu lange dem Irrglaube, Antifaschismus funktioniert für sich allein. An dieser Kritik müssen wir uns messen, denn sie ist standfest im Gegensatz zu der absurden Polarisierung zwischen gutem Antifaschismus („friedlich“ und staatstragend) und bösem Antifaschismus („gewalttätig“ und „unpolitisch“). Die Auseinandersetzung müssen wir suchen, ohne so zu tun als könnten wir diese Auseinandersetzungen mit Nazis einfach aussuchen. So funktioniert es im Osten dann doch nicht immer.

Wir sehen im rebellischen Antifaschismus die Chance, Kämpfe besser aneinander anknüpfen zu können und sie zu verbinden. Und vielleicht sind es genau diese gesellschaftlichen Zustände, die es endlich auch ein paar mehr Menschen zeigen, dass der Staat und der Faschismus gerade freudig in den Sonnenuntergang tanzen. Und so wie wir jede Intervention gegen den Staat als Akt antifaschistischer Politik sehen, so wollen wir auch jede Intervention gegen Neonazis als Akt des rebellischen Kampfes sehen.

 

Es folgt der Outing-Text:

 

4. Outing-Text

Yvonne Lüttich (geb. 14.03. 1977), wohnhaft in der Moskauer Strasse 55, 99427 Weimar, ist seit mehreren Jahren in der Neonaziszene aktiv. Nicht erst seit den rechten Anschlägen von Halle und Hanau wissen wir, dass Nazis nirgendwo in Ruhe leben dürfen: Nirgendwo und ganz sicher nicht in Weimar!

 

Seit 2012 Fascho

Aus diesem Grund wollen wir euch über Yvonne Lüttich aufklären. 2012 begann ihre „Karriere“ bei Aufmärschen. Sie wechselte in die Parteistruktur „Die Rechte“. „Die Rechte“ ist eine neonazistische Partei, die für Antisemitismus, Rassismus und Faschismus steht. Die Partei feiert bis heute Ursula Haverbeck, die seit Jahren den Holocaust leugnet und der Meinung ist, in Auschwitz sei Niemand gestorben. Mit Slogans wie „Israel ist unser Unglück“ verstecken sie ihren Antisemitismus.

 

Von „Die Rechte“ zum „III. Weg“: Nazis in neuem Gewand

Innerhalb von „Die Rechte“ treten Probleme auf. Es wird sich nicht an Vorgaben gehalten. Der Bundesvorstand antwortet nicht und die einzelnen Stützpunkte können sich kaum organisieren. In Thüringen sind die wichtigsten Personen für die Parteipolitik abseits von der NPD Michel Fischer, enger Vertrauter von Yvonne, und Enrico Biczysko. Fischer und sein Vater verprügelten 2014 einen 13-Jährigen wegen dem Entfernen von Nazi-Aufklebern. 2018 entschieden sich die ehemaligen Nazis von der Partei „Die Rechte“ sich an ihren letzten Strohhalm zu klammern und wechselten in die Strukturen vom III. Weg. Dieser kommt nicht weniger faschistisch daher...

 

Familienpolitik und „Volksgemeinschaft“

Der III. Weg setzt in seiner Propaganda auf die Sprache und Ideologie des Nationalsozialismus. Die Familie wird als „Keimzelle des Volkes“ angepriesen. Diese Romantisierung soll dafür sorgen, dass Frauen zuhause Unmengen an Kindern in die Welt setzen und den Männern „den Rücken freihalten“.Frauen sind in der Ideologie der Nazis heteronormative Objekte, die den Aufgaben Kindererziehung, Haushalt und der Befriedigung ihrer Männer nachzugehen haben. Häusliche Gewalt und Unterdrückung sind für Nazis immer in erster Linie Fehler der Frau, die sich nicht an die „Regeln“ und Aufgaben gehalten hat. Was der III. Weg in Propaganda-Videos teilt, ist die harmonische „deutsche“ Familie. In der Realität bedeutet dies nicht weniger als die Entrechtung und Versklavung der Frau. Ziel dieser „Familienpolitik“ der alten und neuen Nazis ist die Erweiterung des „Lebensraumes“ des „deutschen Volkes“. Dabei geht es um nicht weniger als eine aggressive Vernichtungspolitik aller Menschen, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen. Der Begriff der „Volksgemeinschaft“ hat aus diesem Grund einen ausschließenden Charakter und definiert, wer alles nicht Teil dieser sein sollte: Homosexuelle, Transgender, Geflüchtete, People of Color und Antifaschist*Innen. Gefährlich sind die Neonazis vor allem deshalb, weil sie sich als „Helfer“ und „Anpacker“ inszenieren wollen. Die meisten ihrer Aktivitäten sind reine Propaganda-Aktionen, die den Menschen vor Ort überhaupt nichts bringen. Ihr wichtigster Stützpunkt in Thüringen ist die sogenannte „Volksgemeinschaft“ in Erfurt am Herrenberg. In ihrem Gebäude treiben die Faschos mit Kindern Sport und verderben die Menschen mit ihrer Ideologie. Wir dürfen uns nicht von ihren Propaganda-Aktionen beirren lassen. Sie wollen seit Jahrzehnten immer das Gleiche. Egal ob sie in braun oder in grün daherkommen.

 

Rechte Lebenswelt Thüringen

Für viele mag es im Alltag noch weit weg wirken, aber Tatsache ist, dass sich Thüringen immer mehr zu einer rechten Lebenswelt entwickelt. Seit dem NSU mussten wir schmerzlich mit ansehen, wie die Behörden eine Panne nach der nächsten fabrizierten. Heute wissen Nazis, dass sie von der Staatsmacht kaum etwas zu befürchten haben. Ganz im Gegenteil: Es häufen sich die landesweiten Berichte von Polizisten, die Drohmails verschicken, hohe Beamte die Wohnorte von Gegner*Innen an Neonazis weitergeben und Akten, die einfach mal eben verschwunden sind.

 

Lasst sie doch machen“

Ein verbreitetes Argument gegen antifaschistische Politik ist es, Nazis doch einfach in Ruhe zu lassen. „Lasst sie doch laufen“ oder „Damit macht man sie doch nur stark“. Schon die Vergangenheit lehrt uns, dass dies eine fatale Fehleinschätzung ist. Zu glauben, man könnte faschistische Ideologie „über sich ergehen lassen“ ist ein großer Trugschluss. Nazis hören nie auf. Ihre Vernichtungspolitik kennt kein Ende. Was sie besonders stark macht, ist die fehlende Konsequenz von ihren Gegner*Innen, zu denen wir uns nur all zu gerne zählen. Gerade in Zeiten, in denen die Möglichkeiten sich Nazis zu Wehr zu setzen immer kleiner werden, heißt es entschlossen dagegen vorzugehen und zu zeigen, dass es auch in Thüringen noch Menschen gibt, die sich nicht alles gefallen lassen und einfach dabei zuschauen, wie Höcke und Co. nach der Macht greifen.

 

Die Probleme löst nicht der Faschismus!

Wir leben in einer weltweiten Dauerkrise und das nicht erst seit Corona. Wir haben eine Krise der Arbeit. Die Löhne sind im Keller. Wir haben keine Antworten auf die Umweltkrise. Unsere Städte sind zu Orten der Ausgrenzung geworden. Wirtschaftlich, sozial und politisch. Wir haben keine Macht, um an tatsächlichen Entscheidungen teilzunehmen. Wir retten uns entweder in die sozialen Netzwerke oder in den Fernsehtrott. Und die Antworten auf die all diese und weitere Krisen soll die Ausgrenzung von Geflüchteten sein? Das kann nicht wirklich unser Ernst sein.

ARSCH HOCH GEGEN NAZIS! EGAL WO SIE AUFTAUCHEN!

 

 

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Ergänzungen

Bild von der Fassade

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