Twebosbuurt wie es grade ist...

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Twebosbuurt ist ein iertel in Rotterdam. Die kleinen Holländischen Drei-Parteien-Häuserwurden bisher von Geringverdienenden, Arbeiter*innen und BIPOCs (Black/Indigenous People of coulor) bewohnt. Nun soll sich das ändern. Es soll Platz für die Mittelschicht gemacht werden. Die Immobilienfirma Vestia versucht die Mieter*innen die dort teilweise Jahrzehnte gelebt haben rauszukicken. Es gibt Widerstand nun schon seit einigen Monaten, hier ein paar Eindrücke, die ich in wenigen Tagen vor Ort sammeln konnte.

Die Straßen sind voll von recht offensichtlichen Security-Vans und Bullen. Uns wurde gesagt, dass die Secus hier oft filmen, wir machen also unsere Schals vors Gesicht, daraufhin folgen sie uns. Hier wurden in den letzten Wochen erstmals bezetste Häuser von einer Sondereinheit geräumt, sowas wie das SEK.Dabei wurde auch Gewalt gegen die ursprünglichenBewoner*innen ausgeübt.Hier wohnen noch einige Leute, die hier geblieben sind, trotz Kündigungen. Ein paar haben Prozesse gewonnen, was bedeutet, dass sie in ihren Wohnungen die nächsten 18 Monate bleiben dürfen, das sind insgesamt 17 Wohnungen. Bei anderen stehen die Prozesse noch aus und Vestia versucht außergerichtliche Lösungen anzubieten: Wohnungen die weiter außerhalb liegen. Die Nachbarschaft organisiert sich in so etwas wie einemNachbarschafts-Schutz, die sich aber vorallem auf rechtliche Mittel gegen Vestia beschränkt.In den Niederlanden wird eine Besetzung schwieriger zu Räumen umso länger sie existiert. Darum werden nach dem Öffnen anonym Bilder hochgeladen, die das Bewohnen mit einem Zeitstempel beweisen. Man kann noch zusätzliche Behördengänge machen, die uns unverständlich blieben, um noch offizieler vor Ort zu sein. Schon nach ein paar Tagen, wir wissen nicht genau wie vielen, wenigiger als eine Woche, kann man das Haus öffentlich nutzen und darf nicht ohne ein Verfahren geräumt werden. Es folgt ein ziviles Verfahren für das allerdings eine Person ihren Namen hergeben muss. In Tweebosbuurt räumten die Bullen aber auch illegal, obwohl sie das eigentlich nur beim Öffnen und nach dem verlorenen Prozess tun dürfen.   Stand 15.3. gibt es nur noch eine Besetzung(also von Leuten,die nicht schon vorher da gewohnt haben) und die Besetzer*innen sind erschöpft.Es ist extrem schwierig geworden neue Häuser zu öffnen und es fehlt eine Art 'Basis' von der aus gearbeitet werden kann (vielleicht werden Häuser außerhalb von tweebosbuurt dafür aufgemacht). Nichtsdestotrotz ist es möglich, dass die eine momentan bestehende Besetzung legalisiert werden kann. Der Prozess ist am 24.3. und die Chancen stehen scheinbar gar nicht so schlecht. Dafür machen die Vestiasecus auch so Faxen wie dort Tag für Tag das Schloss zu verkleben oder verstopfen, zuletzt wurde sogar eine tote Ratte vor die Tür gelegt.  Die Besetzer*innen haben unterschiedliche Meinungen, was das bessere Vorgehen ist, weitere Eskalation oder eher eine gemäßigtere Schiene, die weniger politischen Ausdruck nach außen verspricht aber dafür mehr Raumgewinnung. Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass das Projekt ohne die Zusammenarbeit mit den ursprünglichen Bewohner*innen nur halb soviel wert ist. Und klar gibt es Konflikte zwischen diesen beiden Gruppen, aber auch Austausch, Vernetzung - wie das halt so ist, wenn Gruppen mit unterschiedlichen Hintergründen gemeinsam einen politischen Kampf führen. Insgesamt wird das vermutlich auch Auswirkungen auf den Umgang mit Besetzungen in ganz Rotterdam haben. Bisher war noch recht viel Spielraum, das könnte sich jetzt ändern.Soweit ich das rausfinden konnte, gibt es keine größere soziale Bewegung um Tweebosbuurt, also keine Demos oder dergleichen. Natürlich schon ab und zu mal eine kleine Aktion, hier und da. Immerhin gibt es die nächsten 18 Monate noch widerständige Bewohner*innen und eventuell nach dem Prozess am 24. eine rechtliche Grundlage mit der es sich wieder lohnt in Tweebosbuurt zu besetzen. Vielleicht geht es aber auch einfach in anderen Stadtteilen weiter. Wir wurden herumgeführt und sahen unglaublich viele leere Wohnungen an Orten, denen bald eine ähnliche Zukunft wie Twebosbuurt droht.   Wenn ihr die Squatter*innen unterstützen wollt und mit den Bewohner*innen der Viertel in Kontakt kommen wollt, bringt am besten viel Zeit mit. Der struggle geht weiter, Es gibt viel zu lernen und everything's not lost :)   https://en.squat.net/tag/tweebosbuurt/

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Ergänzungen

Der prozess, der in dem Text erwähnt ist, wird wegen Corona verschoben.