Blinder Fleck Antisemitismus - Ein Appell
Der Beitrag «Zwei Jahre Palästinasolidarität and all I got were zehn verbrannte Proletarier*innen» (https://de.indymedia.org/node/545616) bekam eine Anmerkung von der Moderation, mensch solle doch bitte eine konstruktivere Sprache nutzen. Mir sprach der erwähnte Beitrag aus der Seele.
Schwer verständlich, warum es hier eine Anmerkung gibt, ist doch des Beitrages leicht vulgäre Sprache nichts schlimmes, verglichen mit dem judenfeindlichen Vokabular der Hamas-Fans, welche den immer offensichtlicher werdenden Antisemitismus der Linken leugnen und die Demo des 11. Oktobers verzweifelt verteidigen. Wir haben lange genug zum Antisemitismus in unseren eigenen Reihen geschwiegen, lasst ihn uns nun endlich überwinden.
Vorab, es gibt selbstverständlich keine Verteidigung für die beispielslose Polizeigewalt die an der Palästinademo geschehen ist, keine Verteidigung für das Vorgehens Israels im Gazastreifen und die rücksichtslose Kriegsführung. Doch wir müssen uns eingestehen, dass Teile der Linken den Frieden in Nahost nicht wollen. Sie übernehmen die Symbolik einer Kriegspartei (Hamas, seltener Israel) und stürzen sich immer mehr in einen Fanatismus hinein.
So kam es dazu, dass nicht linker Druck zum aktuellen fragilen Waffenstillstand geführt hat. Nein, er wurde von dem grössten Faschisten unserer Zeit, Donald Trump, erzwungen, der sich jetzt damit rühmen kann und morgen ist ihm Gaza dann auch wieder egal.
Wenn wir wirklich Frieden wollen, sollten wir erstens nicht zulassen, dass Menschen, die sich auf eine nationalistische Art und Weise für eine Kriegspartei entscheiden, sich als Friedensdemonstranten ausgeben können. Zweitens sollten wir endlich diesen Antisemitismus nicht mehr dulden. Im Aufruf «Gegen den Genozid? Unbedingt!» wird davor gewarnt, dass die propalästinensische Bewegung immer mehr von Antisemit*innen wie Islamist*innen oder Coronaleugner*innen eingenommen wird. Doch an der Demo in Bern waren es vor allem Linke, die den Antisemitismus und Menschenverachtung legitimieren.
Und getraut man sich das auszusprechen, formen diese Leute einen Lynchmob. Eine linke Autorin der WOZ hat in einem Kommentar in der neusten Ausgabe den antisemitischen Charakter der Demo angesprochen. Der Kommentar wurde dann auch in den sozialen Medien gepostet und man muss nur mal dort in die Kommentarspalte schauen um sich von der menschenverachtenden Weltanschauung dieses Lynchmobs zu überzeugen.
Das ist schlicht antiemanzipatorisch und nicht progressiv. Jüd*innen haben sich in Bern nicht mehr sicher gefühlt. Wenn das der Generalsekretär des israelitischem Gemeindebunds sagt, ist dies auch keine Propaganda. Wollen wir wirklich weiterhin einen Mob dulden, der Parolen wie «from the river to the sea» grölt, überall rote Dreicke malt, falsche Palästinakarten zeichnet, und "Zionist*innen" (die Antisemit*innen haben noch viel mehr Dog Whsitles) dämonisiert? Tatsache ist, diese verdammte Demonstration, hat ausser Zerstörung und einigen hinterlassenen antisemitischen Graffitis nichts gebracht. Zudem diskutieren nun bürgerliche Politiker*innen, welche Härte man in Zukunft gegen linke Demonstrant*innen anwenden soll.
Lasst uns endlich die Wende kriegen und eine antinationale, ideologiekritische Perspektive aufzeigen. Lasst uns aufhören diesen strikten Dogmen zu folgen, denn im Stricken von einfachen Weltbildern sind die Rechten besser als wir. Gegen jeden Antisemitismus!
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