Hausbesetzungen in Zeiten des Rechtsrucks

Ein persönlicher Text über Hausbesetzungen. Aus aktuellem Anlass und eigener Erfahrung. Vielleicht sind meine Analysen ziemlich düster, aber früher oder später wird das soziale Problem, immer mehr arme Menschen und immer mehr Reiche, wenn es keinen gesamt Gesellschaftlichen Gegenimpuls gibt, zur Katastrophe führen.

Politische Einordnung

Wir leben in beängstigenden Zeiten. Auch wenn die AFD nicht an der Macht ist, sind die Zahlen erschreckend. Die Grenzen sind dicht, wenn Mensch keinen Pass hat oder nicht "Biodeutsch"
aussieht. Dobrint hat sich über das Gesetz hinweggesetzt und die Schengenraum-freiheit ist vorbei. Bald wird die neue "Grundsicherung" eingeführt, was dazu führen wird das ich
kein Geld mehr bekomme (fürs Essen, Penner bekommen keine Miete).
Denn beugen werde ich mich nicht. Ich wohne in einem besetzten Haus in einer Kleinstadt. Seit 9 Jahren schon und werde jetzt schon jeden Monat maximal  gekürzt. Das sind 390€ im Monat was die Politik Merz bald einspart. Während gleichzeitig 500 Millarden Sondervermögen verschleudert werden. Dann muss ich wieder schnorren gehen, denn ich bin zu krank zum Arbeiten.                       Möchte mich aber auch nicht wieder in die Hände von Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern begeben. Ich weiß das ich dann Erwerbslosenrente bekommen könnte.
Ich weiß das eine ganze Industrie davon lebt, das Menschen im Kapitalismus kaputt gehen. Psychatrien, Heime, Sozialarbeiter, Polizisten, Pharmaunternehmen, Ärzte, Gerichte, Gefängnisse...
Ich brauche ziemlich wenig. Ich wohne umsonst und heize mit Holz. Eine Gesellschaft die Menschen bestraft, wenn sie Aufrichtig und sparsam leben, wird verlogen.                                                   Ich könnte zum Jobccenter gehen und denen etwas vorlügen dass ich Arbeiten möchte, oder den Ärzten das ich Hilfe brauche, aber das stimmt nicht.
Mein Problem ist diese Gesellschaft, nicht das ich mich nicht im Kapitalismus verwerten lasse. Weder als Lohnsklave noch als "Bedürftiger" der viele Care-Arbeit-Jobs schafft.
Es gibt sinnvolle Sozialarbeit, Psychater etc. aber ich möchte Menschen die wirklich Hilfe brauchen nicht ihre Plätze, Ressourcen etc. verbrauchen.

Bezug zu Autonome Besetzer Tage Leipzig

Mir haben die Autonomen Besetzer Tage in Leipzig hoffnung gemacht.
Auch wenn die Sitation im Osten und Berlin keine neuen Besetzungen zulässt. Die radikale Linke war sehr erfolgreich damals das erstarken der Rechtsradikalen auf der Straße zu verhindern.
Noch heute haben die Extremen Rechten Probleme zu Demonstrieren.Aber die AFD, die von der Mitte hoffiert wurde, braucht die Straße nicht. Das Internet und Rechtsoffene Medien und die
Problem des Kapitalismus reichen. Meine Einschätzung ist, dass es zu spät ist die Neonazis im "Bürgergewand" mit Gewalt oder als radikale Linke aufzuhalten. Vielleicht schafft
ein AFD verbot eine kurze Pause, aber dazu wird es nicht kommen. Die CDU wird früher oder später die Brandmauer einreißen müssen und gegen die gemäßigten Linken vorgehen. Gegen die Woken. Die Grünen. Die SPD. Um ihre Politik voranzutreiben.
Es geht nicht Wirtschaft, Elitenförderung, Milliardäre und Klimaschutz. Es geht nicht Kapitalismus und Sozialpolitik. Irgendjemand muss Schuld an der permanenten Krise sein.
Erstmal sind es die "Ausländer". Aber wenn es keine Illegalen mehr gibt und die anderen irgendwann eingebürgert sind, wer ist dann Schuld am "Niedergang Deutschlands"?                                    Es muss für Rechte Politik immer ein Sündenbock her. Ein Innerer oder Äußerer Feind. Arbeitslose, Menschen mit Einschränkungen, Obdachlose, Menschen mit weniger Rechten (Geflüchtete)
sind leicht zu Stigmatisieren und als Bedrohung auszumachen. Ein Siegeszug der Rechten muss mit weniger Freiheit einhergehen.
Die Medien und das "freie Internet" und NGOs, selbst progressive Wissenschaftler stehen dem noch im Weg.

Bezug zu Hausbesetzung in Bremen

In Bremen gibt es ein neues besetztes Haus. Die Bullen haben sich zurück gezogen und der Besitzer scheint erstmal die Besetzung zu dulden. 1)
Auch das Alte Sportamt war damals besetzt und wurde dann mit Unterstützung der Grünen und Linken legalisiert. 3)
Das sind bessere Vorrausetzungen als in Berlin oder Leipzig. Die SPD, obwohl an der Macht, darf nicht zu offen gegen Umwelt-
schützer, Linksradikale und die Kultur vorgehen. Auch der Bruch des Kirchenasyls wurde von Aktivisten verhindert. 2)
Das zeigt, dass es nicht überall gleich schlimm ist Die radikale Linke sollte sich wieder mehr auf sich selbst konzentrieren. Natürlich ist es schön Care-Arbeit zu leisten.
Kultur und Partybetrieb. Aber diese legalisierte Arbeit schluckt viel Energie und Kraft. Gerade weil radikale linke Wissen, das die Gesetze vom Menschen gemacht und ausgelegt werden,
sind sie (neben Kriminellen oder Rechtsradikalen) die einzigen die Bereit sind als Gruppe gegen das Gesetz zu handeln. Das ist unsere Stärke.                                                                        Geflüchtet die vor Abschiebungen geschützt wurden, Menschen die vor Rechtsextremen geschützt wurden, Widerstand ist immer Gesetzeswidrig und unbequem.
Aber Linke sind privilegiert. Sie wollen in angesagten Städten und dann im coolen (gentrifizierten) Kiez leben. Das schließt arme Menschen aus.                                                                                  Da zahlen Menschen für ein Kellerzimmer in guter Lage soviel wie sie für eine Wohnung in der Vorstadt bezahlen würden. Die radikale Linke muss sich wieder aus ihrer Wohlfühlblase entfernen.      Dort wo es früher billig war und cool, kostet heute ein Zimmer soviel wie früher die ganze Wohnung. Lieber aufs Dorf oder in die Vorstadt ziehen. Klar gibts da Nazis und Probleme.                          Aber wie möchten Aktivisten den Anschluss an marginalisierte Gruppen bekommen, mit ihnen Kämpfen, feiern etc wenn diese Gruppen gar nicht partizipieren können.
Natürlich sollte so ein Projekt, ein Besetztes Haus in der Vorstadt oder auf dem Dorf, nicht alleine gemacht werden. Aber die Politik, die Polizei, die ist darauf erstmal nicht
vorbereitet. Was sagen andere arme Menschen, die 40 Stunden Arbeiten, in der Vorstadt wohnen, und jedes Jahr mehr Miete blechen müssen?
Vielleicht sind einige Wütend, dass die Besetzer nicht oder wenig Arbeiten. Aber andere werden sich solidarisieren, wenn sie erkenne das sie ähnliche Probleme und Möglichkeiten haben.
Wenn die Leute in den Vorstädten sich verbünden und erheben, dann sind die Bullen machtlos. Aber die Menschen sind isoliert, hoffnungslos, verschiede Nationalitäten, verschiedene Utopien,
alle so sehr am Kämpfen für sich, das der Kampf zusammen nicht mehr als Möglichkeit erkannt wird.

Einsteiger Tricks

Eine Hausbesetzung braucht nur ein Streicholz, ein bisschen Sperrmüll (unauffällig in der nähe lagern), ein Akkubohrer und Brecheisen, und ca. 5 Leute die
bleiben wollen und vielleicht 30 Leute die solidarisch davor stehen. Ein Haus aufzubrechen und die Erdgeschossfenster zu barikadieren dauert mit guter Plannung keine 30 Minuten.
Dazu sind vielleicht 15 Leute notwendig um Paletten und Holzplatten tragen.
Das "Matchen" geht so: in ein "vermutlich" leeres Haus wird in den Türspalt ein Streichholz gesteckt und dann wird nach einiger Zeit kontrolliert ob die Tür aufging und das Streicholz hinunter
gefallen ist. Wenn sich die Tür einen Monat nicht bewegt hat ist es relativ safe. (Urlaub >= 6 Wochen) Auch Tesarfilmstreifen o.ä. gehen.                                                                                               Die meisten Häuser, wo die Chance hoch ist, dass man dort bleiben darf sind schrott. Oft viel Müll, Ungeziefer, Schäden. Aber es bringt viel mehr, ein Haus zu halten und zu renovieren, als immer wieder in das überteuerte Kellerzimmer oder die Couch vom Freund zurückzukehren.
Manchmal gibt es erstmal keinen Strom, kein Wasser, keine Heizung, keine Möbel. Aber gerade gut organisierte Menschen können Generatoren leihen, solarmodule anbringen, Stromverbindungen anzapfen, mit Kanistern aushelfen. Den Streifenbullen muss das Haus so verbarikadiert erscheinen, das sie nicht versuchen direkt zu räumen. Auch weil die Bullen nicht Wissen wie viele
Menschen im Haus sind, und ob mit heftigem Widerstand zu rechnen ist, werden sie nicht ohne Spezialkräfte räumen.                                                                                                              Gleichzeitig sind die Strafen für Hausfriedensbruch relativ gering (oder Sachbeschädigung). Ein netter Richter wird milde urteilen, wenn deine Lage prekär und das Haus lange leerstand.
Auch stille Besetzungen können sinnvoll sein. Wenn jemand weiß wie Schlösser geräuschlos geöffnet werden können, wird danach das Schloss ausgetauscht. Wenn es den Aktivisten selber zu riskant oder unbequem ist, dann geht doch einfach zum nächsten Hauptbahnhof und sucht euch symphatische Obdachlose.
Vermutlich machen die Nachbarn bei Obdachlosen eher streß, aber wenn die betroffene Person weiß, worauf sie sich einlässt ist es immer eine gute Idee Wohnraum zu erschließen und Bedürftige
den Zugang zu ermöglichen.
Insgesamt gibt es in der 68er Generation (Hippies, Punks...) noch sehr viele Alte Menschen mit Hausbesetzer Erfahrung oder zumindest Symphatisanten. Selbst die Umweltbewegung hat in Lützerath
Häuser besetzt und die Bürger haben das Unterstützt. Niemand ist alleine. Weder mit Gerichtskosten noch mit Bullengewalt. Es muss nur Öffentlich gemacht werden.
Überall gibt es Menschen die auf Wagenplätzen leben, Menschen die in Kleingärten leben, Menschen die solidarisch mit Hausbesetzern sind.
Das bedeutet, wenn über informelle Kanäle um Hilfe gebeten wird, dann ist es erstaunlich wie viele Menschen helfen. Oder eine Website. Das hat in den Waldbesetzung sehr gut geklappt.
Einfach das Programm veröffentlichen, ankündigen wo Hilfe gebraucht wird, eine "Einkaufsliste" schreiben. Auch wenn die meisten Menschen nicht die Zeit, Energie, Gesundheit, Geld ... haben um dauerhaft zu unterstützen, jeder hilft gerne ein bisschen.

Die Häuser denen, die drin Wohnen!
Squat the World!
Support your local Struggels!

Ein anarchistischer Hausbesetzer

1) https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/leerstand-besetzung-protest-bre...
2) https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/bremen-kirchen-asyl-neustadt-ab...
3) https://altes-sportamt.de/ueber-uns/

 

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