Basel: E-Scooter sabotiert

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E-Scooter sabotiert In der vergangenen Woche haben wir in Basel Dutzende E-Scooter auf vielfältige Weise sabotiert und unbrauchbar gemacht. Entgegen dem, was in der Zeitung stand, haben wir immer darauf geachtet, dass eine mögliche Gefährdung von Nutzer*innen ausgeschlossen ist. Es gibt ganz viele Gründe, gegen die Dinger vorzugehen. Uns ging es nicht darum, dass die E-Scooter im Weg rum stehen und „stören“, sondern dass sie Teil des aktuellen kapitalistischen Systems sind: Pseudo-ökologisch, neoliberal, ausbeuterisch und Beispiel für die Digitalisierung all unserer Lebensbereiche.

 Ökologie und Kapitalismus

E-Scooter werden oftmals als ökologisch dargestellt. Doch statt des Autos konkurrenzieren sie den öffentlichen Verkehr, das Fahrrad fahren und das Laufen. Die Lebensdauer der E-Scooter liegt bei wenigen Monaten. Bereits wenn die Ladekapazität unter 50% fällt, werden sie am Abend mit einem Diesel- Lieferwagen eingesammelt und aufgeladen. Dazu kommt noch die Produktion, die Verschiffung von China nach Europa und die Entsorgung. Besonders schädlich ist hierbei die Entsorgung der Batterien.

 Der E-Scooter Markt versucht sich einen grünen Anstrich zu verpassen und reiht sich damit ein in das aktuelle zerstörerische Marktprinzip. Ein weiterer Bereich des Alltags wird so der kapitalistischen Wertelogik unterworfen. Mit nichts lässt sich heute leichter Geld verdienen als mit „Innovationen“ / Technologien unter einem grünen Deckmantel.

 

Kontrolle und Überwachung

 Wie WhatsApp, Google, und Co sammeln die E-Scooter Firmen Daten: Wer wie oft wann wohin fährt und die dafür verwendeten Zahlungsinformationen. Mit deren Verkauf verdienen sie ihr Geld, nicht mit den zurück gelegten Strecken. Der Handel mit persönlichen Daten ist ein lukratives Geschäft, das stetig wächst. Durch diese Vermarktung wird der*die vermeintliche Konsument*in selbst zur Ware eines Konzerns.

 Die E-Scooter Firmen sind darauf ausgelegt, in der öffentlichen Verkehrsplanung mit zu mischen.

 Das Ganze passiert unter dem Label der „Smart City“ in der all unsere Bewegungen zur Optimierung der Dienstleistung erfasst und ausgewertet werden. So erhalten erst Private und dann möglicherweise Behörden detaillierte Daten, wer sich wann wohin bewegt.

 

Prekäre Arbeistsverhältnisse

 E-Scooter werden vor allem von Tourist*innen und finanziell privilegierten Menschen genutzt. So wird eine Exklusivität kreiert und finanzielle Hierarchien bestärkt:Die Scooter werden unter Anderem durch so genannte „Juicer“, mit Lieferwägen eingesammelt und aufgeladen. „Juicer“ arbeiten unter ähnlich prekären Bedingungen wie „Uber eats“ oder Paketzustellende. Sie sind entweder selbstständig oder durch Subunternehmen angestellt. Den Strom zum Aufladen müssen sie selber zahlen. Dazu kommen noch Mietkosten für den Lieferwagen, Diesel, Versicherung und Steuern. Sie werden pro geladenen Scooter bezahlt. Durch diese Bedingungen ist es kaum möglich auch nur den Mindestlohn zu erreichen. Die „Juicer“ stehen im ständigen Konkurrenzkampf zueinander, was den Druck zusätzlich erhöht. Oft sind es arme und migrantische Menschen die in diese Prekärjobs getrieben werden.

 

Beschleunigung

Mit E-Scootern wird durchschnittlich eine Strecke von 2 Kilometern bewältigt. Eine Strecke also, die Mensch entweder zu Fuss oder mit dem Fahrrad zurück legt. Diese Entwicklung ist ein Teil einer Beschleunigung der Gesellschaft, in der jetzt auch der letzte Kilometer motorisiert wird. Immer mehr Bereiche in unserem Leben müssen sich einer totalen Effizienz anpassen. Menschen werden immer abhängiger von Maschinen und Robotern, die ihnen die Fortbewegung erleichtern sollen. Um verwertbar zu bleiben, erschaffen Konzerne enorme Abhängigkeiten von Technologien und Automatisierung. Die Fortbewegung wird in eine Marktlogik gesteckt und zur Ware gemacht.

 

Wie weiter?

 Wir erachten Sabotage als ein legitimes und wirksames Mittel in ein System, welches geprägt ist von Ausschluss und Ausbeutung. Sabotage hat letzte Woche zum Beispiel dazu geführt, dass eine Anbieterin all ihre Geräte in einem Stadtteil kurzfristig einziehen musste (https://www.20min.ch/schweiz/basel/story/Gute-Nach--Ihr-lieben-Trottis-2...).

 Es gibt ganz viele Möglichkeiten, gegen E-Scooter vorzugehen. Am einfachsten ist ein dicker Stift, mit dem der QR-Code übermalt wird, oder ein Sticker drauf kleben. Wer es nachhaltiger will, nimmt einen mittelgrossen Seitenschneider und schneidet zusätzlich Kabel durch, oder zerdeppert den Display mit einem harten/spitzen Gegenstand (Achtung: Wer mit den Bremsen spielt, sollte auf alle Fälle auch den QR-Code unbrauchbar machen, um keine Personen zu gefährden).

 Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wir raten davon ab, die Dinger in Gewässer zu schmeissen, da die Batteriesäure für Tiere und Pflanzen äusserst schädlich ist.

Aktionen wie diese gab es bereits an vielen Orten der Welt (zB letzten Oktober in Deutschland: https://de.indymedia.org/node/36572).

 

 

 

Organisiert selbiges, in Basel oder in eurer Stadt, lasst euch nicht erwischen und hinterlasst keine Spuren!

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder: 
ANONYM
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