Linke gegen Linksextremismus?
Die Einstufung des Anarchistischen Netzwerks als „linksextrem“ durch den deutschen Verfassungsschutz wird genutzt, um die Anarchistischen Tage zu sabotieren
Vor einigen Tagen erfuhren wir, dass eine Einzelperson aktiv versucht, den Anarchistischen Tagen Dresden zu schaden. In einer E-Mail an die Organisator*innen eines Veranstaltungsortes der A-Tage wurde mitgeteilt, dass das Anarchistische Netzwerk Dresden selbst und einige andere Gruppen, die mit Vorträgen auf den A-Tagen vertreten sind, „linksextrem“ seien und vom Verfassungsschutz beobachtet würden – eine Zusammenarbeit mit uns solle man sich also besser zweimal überlegen.
Linke, progressive Politik zu delegitimieren, aus der Stadt zu drängen und zu kriminalisieren, sind Maßnahmen, die wir sonst nur von CDU- oder AfD-Politiker*innen und Repressionsbehörden kennen.
Der Verfasser dieser Mail ist uns wohl bekannt: Er versteht sich selbst als links, ebenfalls wird er von einigen in der linken Szene als Teil dieser betrachtet.
Wir sind entsetzt und gleichzeitig nicht überrascht. Aktionen wie diese reihen sich ein in mehrere Versuche von Einzelpersonen, unsere politische Arbeit zu sabotieren und Menschen ihre Stimme zu nehmen, die wir während der A-Tage zu Wort kommen lassen wollen.
Wir sind zunehmend besorgt, dass sich vermeintlich „Linke“ immer wieder auf Rechtskonstrukte (Linksextremismus) dieses Staates berufen, um uns als ihre politischen Gegner*innen zu bekämpfen. Da sowohl die sächsische Landesregierung als auch die Bundesregierung unter dem Einfluss faschistischer Organisationen handeln, sehen wir diese Entwicklung als direkte Unterstützung des deutschen Staates in seinem Kampf gegen linke Strukturen.
In unseren anarchistischen Kreisen gibt es keinen Platz für Menschen, die sich auf den Staat und seine Strukturen berufen, um die eigene politische Agenda voranzutreiben.
https://a-dresden.org/2025/08/26/linke-gegen-linksextremismus/
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Ergänzungen
Linksextrem? Selbst gemacht, nicht sabotiert
In dem Statement wird behauptet, jemand habe versucht, die Anarchistischen Tage Dresden zu sabotieren, indem er auf die Einstufung des Anarchistischen Netzwerks Dresden (AND) als „linksextrem“ hingewiesen habe. Das stimmt so nicht.
Diesen Begriff hat das AND selbst zuerst öffentlich benutzt im eigenen Text „Gesichert linksextrem – was macht uns wirklich sicher?!“, wo es genau um diese staatliche Einstufung geht. Das Thema wurde also nicht von außen eingebracht, sondern von der Gruppe selbst veröffentlicht.
Wenn jemand darauf Bezug nimmt, ist das keine Sabotage, sondern schlicht ein Verweis auf eine öffentliche Aussage. Daraus einen Angriff zu machen, ist unfair und lenkt nur von wichtigeren Fragen ab: Wie können wir solidarisch mit Konflikten umgehen, ohne sofort Schuldige zu suchen?
Wir wünschen uns mehr Offenheit, weniger Misstrauen – und Diskussionen, die was bewegen, statt zu spalten.
Linke gegen Antisemiten – oder doch nicht?
Bei den A-Tagen Dresden wurde im Zentralwerk, einem Ort von enormer historischer Bedeutung als ehemaliges KZ-Außenlager, mindestens ein Verkaufsstand aufgebaut, auf dem unter anderem Bilder zu sehen waren, die Palästina ohne Israel zeigen. Auf dem offiziellen Instagram-Kanal der A-Tage wurden diese Materialien sogar noch positiv hervorgehoben völlig ohne kritische Einordnung.