Fonds sexueller Missbrauch bearbeitet keine Neuanträge mehr! „Wir sind schockiert und wütend!“- sagt Wildwasser e.V.
Seit 2013 gibt es den Fonds Sexueller Missbrauch. Dieser hat bislang auf sehr niederschwelliger Basis Menschen, die in Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erlitten haben, in einer Höhe bis zu 10.000 € finanziell unterstützt. So wurden zum Beispiel notwendige Psychotherapien mitfinanziert. Jetzt stellt der Fonds vorzeitig die finanzielle Unterstützungen ein
Zum Hintergrund
Der „Fonds Sexueller Missbrauch“ nahm zum 01. Mai 2013 seine Arbeit auf. Er war Folge, nachdem zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch in Institutionen – wie Kirchen und Internaten – öffentlich wurden. Er soll(te) Unterstützung von Menschen bieten, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuellen Missbrauch erfahren haben. Betroffene konnten finanzielle Hilfen für Therapien, Fahrkosten oder andere notwendige Maßnahmen beantragen. Der Fonds ist, bzw. war, Teil eines größeren Aufarbeitungsprozesses, zu dem auch der Runde Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ gehörte.
Die Finanzen
Der Fonds stand jedoch nie auf soliden finanziellen Füßen. Der aktuellste Jahresbericht für 2023 weist eine jährliche Unterstützung für Betroffene von 27,6 Millionen Euro aus. Bei steigender Tendenz. So hätte alleine 2023 die Zahl der antragstellenden Personen um 21% zugenommen.
Aktuelle Entscheidung des Fonds: keine Neuanträge mehr!
Hieß es vor einigen Monaten noch, es könnten bis zum 31.08.2025 Anträge auf finanzielle Unterstützung gestellte werden, veröffentlichte vergangene Woche der Fonds still und leise auf einer Unterseite seines Internetauftritts den Hinweis, dass Neuanträge voraussichtlich garnicht mehr bewilligt werden könnten und nur für Anträge die bis 19. März 2025 dem Fonds vorlagen, eine Chance bestünde genehmigt zu werden.
„Ich bin es nicht wert…..“
Für Betroffene sexualisierter Gewalt ein Schock, ebenso für Hilfsorganisationen wie Wildwasser e.V. Radio Dreyeckland sprach mit Diplom-Pädagogin Lisa Meßmer vom Verein Wildwasser e.V in Freiburg, was die Abwicklung für Betroffene bedeutet, aber auch was für ein gesamtgesellschaftliches Zeichen hier gesetzt wird. Denn nicht wenige Betroffene erleben den Umgang mit ihnen als eine Form von Retraumisierung. Während für Aufrüstung Milliarden an Euro bereitgestellt werden, während Milliarden an Euro für Schutzmasken verfeuert wurden, im wahrsten Wortsinne, sind dem Bund und den Ländern, jene, die in Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erlitten haben, die 30 Millionen Euro die es in etwa im Jahr bräuchte, nicht weiter wert.
