Anarcho-kapitalistische Großveranstaltung in Regensburg 11.-13.07.

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Am Wochenende des 11. bis 13. Juli wird in Regensburg beim Veranstaltungsort „Schloss Pürkelgut“ ein Treffen von „Anarcho-Kapitalisten“ stattfinden. Das „Afuera!-Fest“ dient zur weiteren Vernetzung der rechtslibertären Szene in der BRD.

 

Am Wochenende des 11. bis 13. Juli wird in Regensburg beim Veranstaltungsort „Schloss Pürkelgut“ ein Treffen von „Anarcho-Kapitalisten“ stattfinden. Das „Afuera!-Fest“ dient zur weiteren Vernetzung der rechtslibertären Szene in der BRD. Diese hat sich in den vergangenen Jahren organisatorisch gestärkt und ideologisch weiterentwickelt. Dafür steht auch die Gründung der Partei „Die Libertären“ Mitte 2022, deren stellvertretender Vorsitzender Florian Handwerker aus München, als Hauptorganisator des Fests auftritt. Inspiration fanden die Rechtslibertären dazu beim „Porc Fest“ in New Hampshire (USA), vermutlich auch in den Netzwerken von „Students for Liberty“ und „Liberty Rising“. Auftrieb erhalten sie insbesondere durch die Wahl von Javier Milei in Argentinien und das penetrante Agitieren von Leuten wie Elon Musk und Peter Thiel.

 

 

 

Der Ausdruck „Afuera!“ wurde als eine Art Schlachtruf von Javier Milei bekannt und bedeutet in etwa „Hinaus mit ihnen!“. Gemeint sind damit die 70000 Beamten, die er mit seiner „Schocktherapie“ entlassen will. Seine Verbundenheit mit der post-faschistischen italienischen Ministerpräsidentin Giorgio Meloni und der spanischen rechtsextremen Partei Vox zeigen, dass die Rechtslibertären eher auf die Ukraine als auf Russland setzen. Einen Umbau zum autokratischen Staat und die Abschaffung des Sozialstaates, streben sie auch ohne die Bezugnahme auf Putins Krieg an.

 

 

 

Erklärter Feind ist für die Ankaps der als gängelnd und bevormundend dargestellte Staat, der die Reichen unrechtmäßig besteuern würde. Mit der anarchistischen Bewegungen hat der sogenannte Anarcho-Kapitalismus allerdings rein gar nichts zu tun. Weder hat er sich aus sozialen Bewegungen heraus entwickelt, noch sind Philosophen wie Max Stirner oder Benjamin Tucker Vordenker des Anarcho-Kapitalismus. Stattdessen handelt es sich um eine Erweiterung und Erneuerung des Neoliberalismus, wie er in den 1920er Jahren von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek konzipiert wurde. Murray Rothbard entwarf dann 1973 den Begriff „Anarcho-Kapitalismus“, der sich vom „klassischen Liberalismus“ absetzen sollte (auch wenn deren Anhänger teilweise behaupten, in dessen Tradition zu stehen).

 

Die rechtslibertäre Kritik am Staat ist keine Herrschaftskritik. Sie zielt auf die uneingeschränkte Herrschaft des Kapitals und die absolute Verfügung über Privateigentum ab, wobei staatliche Funktionen in Hinblick auf innere Sicherheit, Gerichtsbarkeit, Verteidigung und Verwaltung, ebenso wie alle öffentlichen Infrastrukturen vollständig privatisiert werden sollen. Die Szene ist zutiefst von männlicher Kränkung geprägt, welche sich in Sozialchauvinismus, Antifeminismus, Rassismus und die Leugnung von Klimaerwärmung und Pandemie ausdrückt. Die zumeist gutverdienenden

 

Rechtslibertäre stellen sich selbst gerne als Opfer dar, was nicht nur ihr manipulatives Mindset ausdrückt, sondern ebenso das Bindeglied zum Neofaschismus darstellt. Darüber hinaus finden sie Anhänger bei vereinsamten Wirtschaftsstudenten oder wenig intelligenten Kapitalismus-Hooligans, welche sich durch ihre Teilnahme am Afuera!-Fest vermutlich Anteile im zunehmend brutaler ausgetragenen kapitalistischen Konurrenzkampf erhoffen.

 

 

 

Die Protagonisten der rechtslibertären Strömung sind vereint in ihrer Fetischisierung des Privateigentums, an welchem sie offensichtlich den Wert von Menschen messen – insofern sie daran auch ihren eigenen messen, verteidigen sie das sich kapitalistisch angeeignete Privateigentum mitunter durch Gewaltmitteln – wozu unter anderem ihre Befürwortung des freien Waffenbesitzes dient.

 

Bei einem Blick auf die Liste der eingeladenen Referenten wird schnell deutlich, dass die aggressive Ideologie des vermeintlich „freien Marktes“ letztendlich der organisierte Klassenkampf der Besitzenden ist:

 

  • Eine wesentliche, langjährige Rolle nimmt die Hayek-Stiftung unter ihrem Vorsitzenden Gerd Habermann und dessen Stellvertreter Carlos A. Gebauer ein. War sie früher noch eine Schnittstelle neoliberaler Akteure von FDP und CDU, driftete sie immer weiter nach rechtsaußen hin zur AfD ab.

  • Mit Frauke Petry und Joana Cotar sind zwei ehemalige, prominente AfD-Abgeordnete vertreten, die eher dem US-amerikanischen Kapital zugeneigt sind, als dem russischen Imperium. Weiterhin sind sie Verfechter von Kryptowährung.

  • Tim Stern, Alex von Frankenberg und Mathias Linkerhand werden als Kryptowährungsexperten vorgestellt.

  • Eine altbekannte Figur ist der Netzwerker in extrem rechten Kreisen und erklärter Antifeminist Rainer Zitelmann.

  • Ebenso bekannt sind Autoren der Zeitschrift „eigentümlich frei“ unter ihrem Chefredakteur und Herausgeber André F. Lichtschlag, welcher ebenso Artikel für die „Junge Freiheit“ und „Sezession“ verfasste.

  • Auch Titus Gebel wird wieder vertreten sein, welcher wie die anderen Demokratie als Staatsform ablehnt und deswegen mit Peter Young von der „Free Cities Foundation“ Privatstädte gründen will, in denen die unversteuerte Herrschaft des Geldes absolut sein soll.

  • Etwas neuer im Poker-Game der Risikokapitalisten ist Markus Krall, der wie einige während der Covid-Pandemie heftig abgeschwurbelt ist und sich unter anderem mit dem Reichsbürger Heinrich XIII. Prinz Reuß traf, bei der Werteunion aktiv war und schließlich in die Partei „Bündnis Deutschland“ eintrat. Mit seinem Kumpel Christian Bubeck betreibt er einen Youtube-Kanal und versucht Leuten den Kauf von Gold aufzuschwatzen.

  • Ebenfalls zuvor wenig bekannt war Philipp Bagus, der als neoliberaler Professor in Madrid lehrt und Javier Mileis Politikstil feiert und ideologisch rechtfertigt.

  • Christoph Heuermann betreibt die Schweizer Seite staatenlos.ch. Sein erklärtes Lebensziel ist die Steuerhinterziehung, zu welcher er Interessierte berät.

  • Dazu passt auch ein Protagonist der PickUp-Artist-Szene, welcher passenderweise für das Compact-Magazin zu Generthemen geschrieben hat: Maximilian Pütz.

  • Schließlich haben auch die Anarcho-Kapitalisten einen prominenten Youtuber und das ist Der rosarote Panzer

 

 

 

Die Auswahl der Referenten und deren Einladung zum Afuera!-Fest verdeutlicht, das die Veranstaltung zur Vernetzung dieser verschiedenen Akteure dient. Es handelt sich um Leute, die potenziell Paramilitärs bezahlen, um Gewerkschafter und Umweltschützer ermorden zu lassen, feministische und soziale Errungenschaften abschaffen wollen, Demokratie und Menschenrechte verachten und sich in ihre Privatstädte zurückziehen, während sie die Welt durch ihr schrankenloses Profitstreben verbrennen. Die Anarcho-Kapitalisten sind die hässliche Fratze des Kapitalismus. Falls sich jemand ein paar Antifa-Bitcoin vom „Nanny-Staat“ verdienen will, können sie Mitte Juli können in Regensburg eingesammelt werden. Passt auf, dass ihr nicht auf Klapperschlangen tretet!

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