Veteranentag: Die Bundis ärgern sich jetzt schon...
Kaum läuft die Mobi zu Adbusting-Aktion gegen den Nazipreppertag am 15. Juni, schon gibt es in der Veteranen-Szene kein Halten mehr. Angesichts eines Logos, das aus dem „Nationalen Veteranentag“ einen „Nazi-nahen Veteranentag“ macht, gibt es die ersten Meltdowns auf Social Media. Der „Bund der Einsatzveterenen“ und ein Fallschirmjäger-Tiktoker artikulieren die Wut in ihrer Szene. „Wie soll das erst am Veteranentag selber werden, wenn die Innenstädte der Republik mit den Nazipreppertag kritisierenden Postern vollhängen?“ freut sich Kai N. Krieger vom Antimilitaristischen Aktions-Netzwerk.
Aufruf zum Adbusting.
Das Antimilitaristische Aktionsnetzwerk (in der DFG-VK (AKN/DFG-VK) rufen dazu auf, mit Adbustings gegen den sogenannten „Veteranentag“ der Bundeswehr zu protestieren. Die Aktivist*innen wollen den Tag damit enttarnen. Sie wollen zeigen, was er ist: Ein Tag der Nazi-Prepper. Deshalb stellen sie gefälschte Poster im Bundeswehr-Design zu Verfügung und rufen dazu auf, diese unerlaubt in Werbevitrinen zu platzieren. Die Poster gibt es hier:
https://jugend.dfg-vk.de/aktionsmaterialien/
Studie zu Nazipreppern mit Adbusting-Logo
Vor zwei Wochen veröffentlichte das Antimilitaristische Aktionsnetzwerk die Hintergrund-Studie „Schießen, Saufen, Abhitlern“ Die Studie haben die Autor*innen mit einem Bild illustriert. Es zeigt ein umgebasteltes Logo des Veterantages. Sie haben aus dem originalen „V“ mit einem Graffiti-Strich den Buchstaben „N“ gemacht. Bei der folgenden Wortmarke des Logos sind zwei Buchstaben verändert und ein Bindestrich eingefügt. So wurde aus „Nationaler Veteranentag“ ein „Nazi-naher Veteranentag.“
Nicht Lustig!
Erwartungsgemäß finden das die Naziprepper nicht lustig. „Das „V“ – eigentlich für „Veteranen“ – wurde von der Antifa kurzerhand mit einem simplen Strich zu einem „N“ umfunktioniert“ empört sich der „Bund Deutscher Einsatzveteranen“ auf Insta über das umgedeutete Logo des Veteranentages. „Und bämm, schon hat man eine öffentliche Debatte über eine angebliche „Nazi-Nähe“ folgern die Veteranen völlig richtig weiter. „Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) hat sich mit dem neuen „V“-Logo selbst ein Eigentor geschossen – eine wahre Steilvorlage für jede Art von politischer oder medialer Umdeutung.“ Genau. Finden wir auch.
Oberstleutnant Marcel Bohnert greift ein
In den Kommentaren unter dem Insta-Post des „Bund Deutscher Einsatzveteranen“ finden sich die übliche Hetze, die man bei Nazipreppern erwarten darf. Das verleitet auch Marcel Bohnert zu einem Kommentar. Bohnert ist Oberstleutnant und wichtig im Bundeswehr-Verband. In „Schießen, Saufen, Abhitlern“ kommt Bohnert eine prominente Rolle zu, weil er Nazis nicht von Offizieren unterscheiden konnte und deswegen aus dem Pressestab im Kriegsministerium flog. Er beschwichtigt die schäumenden Kameraden: „ Das halten wir aus. Als Veteranenbewegung. Und unsere Demokratie sowieso. Noch 34 Tage. Aufs gehts.“
Kein Inhalt
Um fair zu sein: Morddrohungen haben wir keine gesehen. Was aber auch fehlt, ist jegliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den Fakten in unserem Text „Schießen, Saufen, Abhitlern“.
Wütender Fallschirmjäger
So richtig wütend ist auch der ehemalige Fallschirmjäger Deniz Karabag. Er ist sehr empört die Enttarnung des Logos und hat deswegen sogar ein Video auf tiktok gemacht.
„(…) EHHHREEE! (...)“
Im Ankündigungstext verspricht er, den Protest gegen den Veteranentag zu erklären. Davon ist in seinem unterhaltsamen Aufreger leider nichts zu merken. Gebetsmühlenhaft fast schon wie eine Karikatur liefert er die von uns in der Einleitung zu Saufen, Schießen, Abhitlern kritisiertes typische Rumjammer-Shitshow der Afghanistan-Veteranen: „(…) Männer und Frauen, die FÜR DEUTSCHLAND GEKÄMPFT haben (…)“, „(…) beschmieren ein Symbol der EHHHHRE (…)“, „(…) Schweiß und BLUT (…)“.
Wieder Null Inhalt
Auch hier: Null inhaltliche Auseinandersetzung mit den Nazi-Problem in Bundeswehr und Veteranenvereinen. Um fair zu sein: Er distanziert sich mit Hilfe von Anleihen bei der Hufeisentheorie wenigstens von Nazis. Was in der Veteranenszene leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Blick in die Nutzungsbedingungen
Auch bei der Bundeswehr dürften sie sich sehr über das Logo-Adbusting ärgern. Die Schlaufüchse aus dem Bendler-Block hatten in die Nutzungsbedingungen für ihr Logo extra unter Punkt 2 folgendes reingeschrieben: „Das Logo muss stets in der eingangs abgebildeten Form verwendet werden. Änderungen, Bearbeitungen oder Verfremdungen sind nicht gestattet“. Und für Doofe kommt dann unter Punkt 3 „Unzulässige Nutzung“ auch noch: „Das Logo darf nicht in einem irreführenden, beleidigenden oder schädigenden Kontext verwendet werden, insbesondere nicht in Verbindung mit illegalen, diskriminierenden oder anstößigen Inhalten und nicht in einem für das Ansehen der Bundeswehr oder der Bundesrepublik Deutschland nachteiligen Kontext oder auf derartigen Produkten“.
Wer ist hier illegal
Der Gag daran: Das ist rechtswidrig. Selbstverständlich darf man auch Logos vom Veteranentag in negativen Kontexten verwenden. Selbstverständlich darf man sie verändern und parodieren. Das nennt sich Meinungsfreiheit. Das kann man in der Tagesschau bewundern wenn es um verknackte Manager von VW nach dem Abgasbetrug geht oder in der Heute-Show. Aber davon hat man im Kriegsministerium wohl noch nie was gehört.
Mehr Infos:
Aktionsaufruf „Mit Adbustings der Bundeswehr die Deutungshoheit klauen“:
Hintergrund-Studie „Schießen, Saufen, Abhitlern“:
Adbusting-Poster beim Antimilitaristischen Aktionsnetzwerk bestellen:
https://jugend.dfg-vk.de/aktionsmaterialien/
