Über Gewalt und Sexkauf

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Wir glauben Betroffenen, solange sie nicht Prostituierte/Sexarbeiter*innen sind

Wir begreifen Feminismus als die fundamentale Kritik an Gewalt und Herrschaft in Geschlechterverhältnissen und sehen es als die Aufgabe von Feminist*innen, genau diese gewaltvollen Geschlechterverhältnisse in den Blick zu nehmen und zu bekämpfen. Die feministische Bewegung hat es unter anderem geschafft, Vergewaltigung in der Ehe zu kriminalisieren und den Begriff des Femizids zu etablieren.

 

Wir glauben Betroffenen, solange sie nicht Prostituierte/Sexarbeiter*innen sind

Wir begreifen Feminismus als die fundamentale Kritik an Gewalt und Herrschaft in Geschlechterverhältnissen und sehen es als die Aufgabe von Feminist*innen, genau diese gewaltvollen Geschlechterverhältnisse in den Blick zu nehmen und zu bekämpfen. Die feministische Bewegung hat es unter anderem geschafft, Vergewaltigung in der Ehe zu kriminalisieren und den Begriff des Femizids zu etablieren.

Besonders im Zuge von „MeToo“ und weiteren öffentlichen Vorwürfen sexualisierter Gewalt fordern Feminist*innen weltweit nach wie vor, dass wir Betroffenen sexualisierter Gewalt zuhören und vor allem glauben müssen. Frauen in der Prostitution erleben Gewalt, auch wenn einzelne gute Erfahrungen machen. Und genau aus dem Umstand müssen wir als Feminist*innen den Frauen, die Gewalt und Prostitution als gewaltvoll erleben, zuhören und ihre Stimmen stark und sichtbar machen.

Während zahlreiche Sexarbeit-positive Feminist*innen Freier als normale Kunden einer Dienstleistung betrachten, bringen sowohl Freierforen als auch Berichte von Prostituierten die Gewissheit, dass Freier die Vergewaltigung von Prostituierten billigend in Kauf nehmen oder sogar explizit erwünschen. Allein dieser Umstand sollte dazu führen, dass wir als Feminist*innen Freier und das dahinterstehende System scharf kritisieren.

Gewalt zu benennen, diese nicht zu verharmlosen, an der Seiten derer zu stehen, denen Gewalt angetan wird, und das System dahinter zu bekämpfen, sollte Konsens einer emanzipatorischen Bewegung sein.

Der Ausschluss prostitutionskritischer Stimmen von gewissen feministischen Akteur*innen bedeutet daher, dass sich die Stimmen von Betroffenen (von Gewalt in der Sexarbeit/Prostitution) denjenigen Frauen unterzuordnen haben, welche vom System Sexkauf profitieren. Und das ist eine Entscheidung. Es ist eine Entscheidung gegen Solidarität mit Betroffenen sexualisierter Gewalt. 

Dazu ein Gedankenspiel:

Nach den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein war die Position der feministischen Bewegung klar: Solidarität mit den Betroffenen. Die Forderung war, das männlich dominierte Hollywood zu stürzen, das System zu verändern. Hätten Feminist*innen argumentiert, dass es aber Frauen gibt, die gute Erfahrungen in diesem System machen? Die sich durch das System ihren Lebensunterhalt finanzieren und keine schlechten Erfahrungen mit diesen Männern gemacht haben? Nein, es wäre schlicht unsolidarisch gewesen.

 

(Wir sprechen in diesem Text von Frauen in der Prostitution. Uns ist bewusst, dass auch andere marginailsierte Gruppen in der Sexarbeit/Prostitution tätig sind und dort Gewalt erfahren, was ebenso scharf zu verurteilen ist. Wir sprechen von Frauen, um unsere Argumentation in den allgemeinen Kontext von Gewalt gegen Frauen und die bekannten Statistiken zu Gewalt an Frauen einzubetten. Wir tun dies nicht, um andere Geschlechtsidentitäten zu diskriminieren. Trans* Frauen sind Frauen und werden deshalb nicht nochmal extra erwähnt.)

 

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