Brief von Andreas Krebs nach dem Hungerstreik
Wir veröffentlichen hier einen Brief von Andreas Krebs, den er nach seinem Hungerstreik verfasst hat.
Berlin, den 19 Mai 2025
Krebs Andreas
Seidelstraße 39
13507 Berlin
Donnerstag, der 15. Mai 2025
Ich wurde Vormittags zur Arztvisite gerufen, wo mich der Chefarzt von Tegel und die Ärztin, welche für die Teil-Anstalt II zuständig ist, untersucht und der Chefarzt ergriff sofort das Wort und meinte, das ich mich in einen sehr bedrohlichen Zustand begebe und man sich ernsthaft Sorgen macht. Ich wurde wieder befragt, was in einem akuten Notfall gemacht werden darf, worauf
ich sagte, nur Flüssigkeit aber keine Nahrung. Weiter gab ich eine Schweigepflichtentbindung für die Anstaltsleitung und der Arzt ordnete eine erneute Urinkontrolle an, da man am Vortag Blut darin festgestellt hat und Blutabnahme.
Wir veröffentlichen hier einen Brief von Andreas Krebs, den er nach seinem Hungerstreik verfasst hat. Andreas ist weiterhin gesundheitlich sehr angeschlagen und wir fordern allen auf, ihm ein paar Genesungs- und Glückwünsche auszurichten, sei es auch nur mit ein paar solidarischen Zeilen auf einer Postkarte.
Berlin, den 19 Mai 2025
Krebs Andreas
Seidelstraße 39
13507 Berlin
Donnerstag, der 15. Mai 2025
Ich wurde Vormittags zur Arztvisite gerufen, wo mich der Chefarzt von Tegel und die Ärztin, welche für die Teil-Anstalt II zuständig ist, untersucht und der Chefarzt ergriff sofort das Wort und meinte, das ich mich in einen sehr bedrohlichen Zustand begebe und man sich ernsthaft Sorgen macht. Ich wurde wieder befragt, was in einem akuten Notfall gemacht werden darf, worauf
ich sagte, nur Flüssigkeit aber keine Nahrung. Weiter gab ich eine Schweigepflichtentbindung für die Anstaltsleitung und der Arzt ordnete eine erneute Urinkontrolle an, da man am Vortag Blut darin festgestellt hat und Blutabnahme.
Ich Verlies die Arztgeschäftsstelle und ca. eine Stunde später wurde ich zu Anstaltsleitung gerufen.
Zuerst unterhielt sich der Vollzugsdienstleiter mit mir und dann ergriff der Teil-Anstaltsleiter das Wort und berichtete mir dass er vom Chefarzt die Informationen zu meinen Gesundheitszustand bekam und das ich mich in einem bedrohlichen Zustand begebe.
Wir sprachen über die Forderungen die ich stellte und besonders wegen eine Verlegung in eine andere Haftanstalt. Aus meiner Sicht glaubwürdig sagte die Anstaltsleitung bzw. der Teil-Anstaltsleiter, das er mir verspricht mir zu Helfen mit allem was ihm möglich ist, da er nicht möchte das ich einen größeren Schaden davon Trage durch den Hungerstreik oder daran sterben könnte.
Denn sowohl der Arzt als auch die Anstaltsleitung räumen mittlerweile meinen leichten Schlaganfall (so steht es auch in meinem ersten MRT) ein und dass durch den Hungerstreik erst recht etwas schlimmeres passieren kann.
Ich erklärte das ich darüber nachdenken muss und jetzt noch keine Entscheidung treffen kann.
Der Teil-Anstaltsleiter sagte dann das er mich morgen Früh, also Freitag, den
16. Mai zu einen erneuten Gespräch holen wird. Ich machte mir also den ganzen Tag meine Gedanken über dieses doch positive Gespräch und wartete ab ob ich auch wirklich geholt werde.
Freitag, den 16. Mai 2025
Um ca. 10.30 Uhr wurde ich zur Teil- Anstaltsleitung geholt wo ich alleine mit Herrn G. zusammen gesessen bin und ich einen Zettel mit dabei hatte mit allen Punkten die ich mit ihm besprechen wollte. Ich war ca. eine Stunde bei ihm. Um es kurz zu machen, wird die Anstaltsleitung ein Empfehlungsscheiben für den Senat verfassen, die dann an das jeweilige Ministerium schreiben mit der Bitte, um Aufnahme meiner Person. Während dieses Gespräches hatte ich den Eindruck, welcher mich selten täuscht, dass diese Person es ernst meint.
Allgemein hatte ich mit Herrn G. nie ein Problem und ich habe alles immer direkt und ohne Arschkriecherei angesprochen. Ich Glaube auch, das er dies auch Wertschätzen tut und darum auch sagte das er mir hilft soweit es ihm möglich ist. Und ich Glaube ihm das auch !
Kurze Zeit später wurde ich von meiner zuständigen Sozialarbeiterin aufgesucht und auch sie wurde über die Ernsthaftigkeit persönlich vom Chefarzt Informiert. Auch sie sagte mir, das sie bereits einen Anruf von der Anstaltsleitung bekommen hat und man gemeinsam einen Plan ausarbeiten wird.
Als ich bei Herrn G. gewesen bin fragte ich ihn auch wegen dieser Postzensur welche ich ständig durchlaufe und das ich dies nicht Nachvollziehen kann. Da wurde ich erst einmal richtig aufgeklärt auf wem seinen Mist dies gewachsen und zwar die interne Sicherheit, und die wiederum von einer anderen Stelle. Diese andere Stelle wissen wir alle wer damit gemeint ist!!
Das heißt also, dass der Vollzugsdienstleiter auch nur seine Order hat und ihm dass wahrscheinlich auch auf die Nerven geht, weil er meine Post kontrollieren muss, wo er eigentlich als Vollzugsdienstleiter ganz andere Aufgaben hat und für so was gar nicht zuständig ist.
Ich dachte mir das schon, den ich Fragte mich ständig woher er die Zeit dafür nimmt meine Post zu kontrollieren und was man sich davon erhofft. Kann Ja bloß eine Order von draußen kommen.
Nach dem Gespräch, was wie gesagt sehr Positiv gewesen ist, habe ich den Arzt getroffen, der mir sagte das ich auf jeden Fall ins Haftkrankenhaus muss zu Untersuchungen (eigentlich wollte man eine Stationäre Aufnahme) und ich für die nächsten Wochen spezielle Nahrung bekomme, Kalorienarm mit wenig Kohlenhydraten (500-1000 Kalorien). Ich soll nur alle zwei Tage Essen bekommen, was zwei Wochen andauern soll. Ich muss mir das Essen also einteilen.
Ich fühle mich immer noch geschwächt und der Kreislauf spielt verrückt, dazu auch noch der schmerzende linke Arm mit der tauben Hand, was eine große Belastung für mich ist und jeder der mich Besuchen kommt, das auch sieht.
Aber die medizinische Versorgung ist seit Wochen um vieles besser geworden, zumindest was mich betrifft. So bekam ich durch die Arztgeschäftsstelle von beiden Ärzten persönlich Vitaminpräparate, wie B1 und so weiter, was ich noch nie vorher bei irgendeinem anderen Gefangenen gesehen habe. Es geht also doch! Schlimm das man zu solchen Mitteln wie zu einem konsequenten Hungerstreik greifen muss bis sich etwas ändert !
Widerstand macht sich also doch bezahlt!
