Stellungnahme zu den Geschehnissen vom 22.03.25 am Herderpark

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Es kam am 22.03.25 zu mehreren Ausseinandersetzungen rund um den Herderpark in Leipzig Connewitz. Dazu moechten wir nun Stellung beziehen.

Vorab: Wir sind einige Connewitzer*innen, welche sich im folgenden Text zu den Geschehnissen rund um den Herderpark am 22.03.25 äußern möchten. Wir möchten dabei selbstkritisch die Geschehnisse aufarbeiten, aber auch zu bereits verbreiteten Äußerungen Stellung beziehen und diese richtigstellen. Wir hatten ursprünglich nicht vor, uns zu den Geschehnissen öffentlich zu äußern, fühlen uns aber in der jetzigen Situation dazu verpflichtet, unsere Perspektive zu beleuchten.

Insbesondere das auf Instagram durch die Gruppe „AK 7030“ veröffentlichte Statement sowie die auf Twitter verbreiteten Aussagen decken sich dabei nur wenig mit unserer Wahrnehmung der Situation.
Wir sind uns bewusst, dass auch wir nicht fehlerfrei sind und sind auch bereit, eine faktenbasierte und gewaltfreie Kritik anzunehmen und uns damit auseinanderzusetzen. Leider müssen wir aufgrund bisheriger Geschehnisse dabei den Weg über die Anonymität des Internets wählen. Ausschlaggebend dafür sind u.a. öffentliches Doxxing gegenüber Einzelpersonen.

Wir sprechen im Folgenden als Einzelpersonen und sind uns dessen bewusst, dass auch unter den Menschen, für welche wir hier ein Sprachrohr bieten, vielfältige Meinungen vertreten sind. Wir ziehen dabei allerdings eine klare Grenze bei sexistischen, rassistischen, antisemitischen oder anders menschenverachtenden Ideologien und Äußerungen. Alle Personen in dem Text werden mit Buchstabenkürzeln betitelt.

Ablauf:

Am Samstag, dem 22.03., saßen einige von uns in gemütlicher Runde vor einem am Herderpark ansässigen Späti, andere verbrachten den Abend auf dem Herder. Gegen 22 Uhr kam eine Gruppe von 5 Personen vor den Späti, begann sich dort provokativ aufzubauen und einzelne Sticker abzureissen.

Im später folgenden Statement begründete „AK 7030“ dies damit, dass die Sticker antisemitisch gewesen seien. Dieser Darstellung widersprechen wir vehement und verweisen dabei auf die in Anlage 1, 2 und 3 gezeigten Sticker. Laut eigener Begründung von „AK 7030“ sind ebendiese Sticker in ihrem Statement gemeint gewesen. Wir sind uns bewusst, dass diese Sticker für Diskussionspotential sorgen können, würden allerdings nicht zustimmen, dass diese antisemitische Inhalte enthalten. Vielmehr setzen sie sich mit der selbst zugeschriebenen Vormachtsstellung von IDF- und USA-Fans im eigenen Viertel auseinander.

Einzelne der am Späti befindlichen Personen griffen dabei verbal ein und versuchten in eine Diskussion mit der dazugekommenen Gruppe um „AK 7030“ zu treten. Diese Situation bekamen einzelne der im Herderpark befindlichen Personen mit und begaben sich daraufhin mit in die laufenden Diskussionen.

Eine Person aus dem Herderpark (Q) begab sich dann in eine Diskussion mit einer weiblich gelesenen Person, welche wir im folgenden V nennen werden. In der weiteren Diskussion fragte V, ob Q die FDPlerin Karoline Preisler „dumm“ fände. Dies bejahte Q angesichts der bekannten Falschaussagen Preislers.

Wir sind uns dessen bewusst, dass es auch zur Person Preisler verschiedene Meinungen geben kann und sind bereit, diese anzuerkennen. Dass allein eine Bezeichnung ebendieser als „dumm“ ausreicht, um das Thema öffentlich derart auszuschlachten und verschiedene polizeiliche Behörden einzuschalten, empfinden wir als absurd und einer Auseinandersetzung im Viertel unwürdig.

Im weiteren Verlauf der Diskussion bezeichnete V die transmännliche Person Y erst als „du Mann“ und dann als „Schlampe“. Als V darauf hingewiesen wurde, dass diese Beleidigung antifeministisch sei, entgegnete sie: „Wer sagt denn, dass ich Feministin bin?“. Weiterhin drohte V damit, die Polizei hinzuzurufen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt von keiner Seite zu Drohungen oder gar Gewalt gekommen war.

Als Y bemerkte, dass V mit ihrem Handy filmte, hielt er die Kamera des Handys zu. Zu keinem Zeitpunkt berührte Y dabei V direkt. Entgegen der Behauptungen im Statement von „AK 7030“ versuchte Y dabei zu keinem Zeitpunkt, Vs Handy zu entwenden.

Im weiteren Verlauf der Diskussion bezeichnete eine männlich gelesene Person aus Vs Gruppe alle Anwesenden als Antisemit*innen und konnte auf Nachfrage nicht erklären, worin dieser Vorwurf begründet sein soll.

Nachdem sich die Gruppe um V weiter in Richtung Stö begab, bekam eine weitere Person (X) mit, dass es eine Auseinandersetzung gegeben hatte, woraufhin sich X zu dem oben genannten Späti begab. Dort traf sie aber weder V, noch den Rest der Gruppe an. Personen am Späti schilderten X grob, was passiert war.
X entschloss sich aufgrund der sexistischen und transfeindlichen Aussagen Vs kurzfristig, hinter der Gruppe her zu gehen.
Auf der Biedermannstraße angekommen sah X, wie eine Gruppe von Personen in die Stö einbiegen wollte und rief ihnen provokante Aufforderungen, stehen zu bleiben, hinterher. Die 5 Personen hielten wie aufgefordert an und wandten sich X zu. V war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Teil der Gruppe, dafür befand sich eine andere Person in deren Begleitung, was X allerdings nicht bewusst war.

Wir sehen an diesem Punkt sehr klar ein, dass es provokativ war, hinterher zu gehen, und X möchte in Zukunft mehr darüber nachdenken, wie schlau so etwas ist (was es auf jeden Fall in dieser Situation nicht war). Dennoch konnte X es in dem Moment nicht auf sich sitzen lassen, dass Menschen durch das Viertel laufen, die sich so offen antifeministisch und transfeindlich äußern.

Im Laufe der erneut aufgeflammten Diskussionen kamen aufgrund des Lärms weitere Personen aus dem Herderpark hinzu. Unmittelbar danach schlug eine männlich gelesene Person aus der Gruppe um AK 7030 einer dieser hinzugekommenen Personen unvermittelt und unprovoziert mit der geballten Faust ins Gesicht und setzte zu weiteren Schlägen an. Darauf reagierte eine weitere herbeigeeilte Person geistesgegenwärtig und wehrte den Angreifer mit Pfefferspray ab, um eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern. Dabei wurde nicht nur der Angreifer selbst, sondern unbeabsichtigt auch eine weitere Person aus Gruppe der Angreifer*innen getroffen. Im weiteren Verlauf entwickelte sich daraus eine aufgeheizte Situation, in welcher X den Schläger in der Stö wegschubste. Außerdem drohte die unbeabsichtigt gepfefferte Person auch Q mit einer Glasflasche. Dies konnte durch das Eingreifen von X verhindert werden, welche sich dazwischen stellte.

Die Situation löste sich dann auf, als die Gruppe der Angreifer*innen sich durch die Stö zurückzog. Dabei ließ die Gruppe die weiblich gelesene Person zurück, welche sich zwischen den Auseinandersetzungen am Schwan und an der Stö statt V dazugesellt hatte. X kümmerte sich um das Wohlergehen sowie das sichere Nachhausekommen der Person. Des Weiteren entwickelte sich daraus ein ruhiges Gespräch, bei welchem sich auch beidseitig für die vorherige Eskalation entschuldigt wurde.

Abschließend:

Wir sind uns dessen bewusst, dass auch wir, bzw. einzelne Personen aus unserem Kreis, nicht durchgehend deeskalativ gehandelt haben. Dennoch finden wir es verstörend und eine bodenlose Frechheit, dass im Nachgang derartig über einen angeblich „antisemitischen“ Angriff und eine „Hetzjagd“ durch das Viertel berichtet und die Situation gezielt öffentlich falsch dargestellt wird.

Vor dem Hintergrund der hier geschilderten Abläufe ist es umso widersprüchlicher, dass einige Tage später Q auf der Plattform „X“ des Nazis Elon Musk mit einem heimlich geschossenen Foto gedoxxt und als „antifeministisch“ und „Nazi“ beleidigt wurde. Glücklicherweise wurde dieser diffamierende Thread inzwischen gelöscht.

Im Statement von AK 7030 wird argumentiert, dass sie nicht die Intention hatten zu provozieren, da die minderjährige Tochter von N anwesend war. Es ist leider nicht das erste mal, dass N ihre Kinder zu absehbar provokativen und eskalativen Situationen mitbringt und diese so bewusst auch gefährlichen Situationen aussetzt. Auch aufseiten der Späti-Besucher*innen befanden sich mehrere minderjährige Personen, welche dabei auch aktiv von den Angreifer*innen verbal angegangen wurden. Im Gegensatz dazu achteten die Späti-Besucher*innen gezielt darauf, die Tochter von N aus dem Geschehen heraus zu halten und diese so nicht zu gefährden. Wir halten es für verantwortungslos und grob fahrlässig, seine eigenen Kinder derart eskalativen Situationen auszusetzen und sie länger als nötig als Zuschauende gewalttätige Situationen erleben zu lassen, wie an diesem Abend geschehen.

Wir hoffen, dass sich derartige Situationen in Zukunft nicht wiederholen und im Allgemeinen die Auseinandersetzungen im Viertel nicht mehr als gewalttätige Machtkämpfe ausgetragen werden, sondern in respektvollen Diskussionen ohne diskriminierende Beleidigungen stattfinden.

Einige Connewitzer*innen

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