Feministische Anti-Knast Kundgebung

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 Kommt nach Chemnitz – zusammen gegenKnäste, Patriarchat, Staat und Faschismus!

Anlässlich des 8. Märzes fahren wir auch dieses Jahr zur Frauen JVA nach Chemnitz. Unsere Solidarität gilt allen, die in den Mauern dieses Systems gefangen sind – wir wollen den Gefangenen zeigen, dass sie nicht alleine sind.

 

 

 

 

 

Über die Hälfte der Gefangenen sind in Haft wegen Ersatzfreiheitsstrafen, Erzwingungs- oder Abschiebehaft – sie landen im Gefängnis, weil sie keine finanziellen Mittel haben, um Strafen zu bezahlen oder weil sie von Marginalisierung, Armut und Diskriminierung betroffen sind. Es ist daher kaum überraschend, dass Armutsdelikte häufiger zu Ersatzfreiheitsstrafen führen. Gefängnisse lösen keinesfalls soziale Probleme, sondern zielen nur darauf ab die Ungleichheitsverhältnisse der Gesellschaft aufrechtzuerhalten bzw. sie sogar noch zu verschärfen. Dabei wird verschwiegen, dass nicht individuelle Fehler, sondern Machtstrukturen und Diskriminierung die wahren Ursachen von Gewalt und Ungerechtigkeit sind.

FLINTA*-Personen werden in der Diskussion um Gefängnisse oft einfach übersehen – doch ihre Unterdrückung ist untrennbar mit der Entstehung von Knästen verbunden. Während viele heute nur an Männerknäste denken, hatten die ersten Gefängnisse einen ganz anderen Ursprung: Sie waren Orte, um Prostituierte/Sexarbeiter*innen, Bettelnde und jene, die ihre gesellschaftliche Rolle nicht erfüllten, zu bestrafen und aus dem gesellschaftlichen Sichtfeld zu entfernen. Im Frauenknast ist der Umerziehungsgedanke besonders ausgeprägt. Gewalt, die von Männern ausgeht, wird oft als “natürlich” und impulsiv erklärt, während bei Frauen die gleiche Tat als “geplant” und “krankhaft” gilt und “aberzogen” werden muss. Dieser Grundgedanke führt zusätzlich zu härteren Strafen. So kann es sein, dass bei Gewalttaten innerhalb von Beziehungen ein Mann für Tötung acht Jahre Haft bekommt, da ihm “Impulsivität” zugeschrieben wird. Eine Frau, die eine ähnliche Tat begeht, hingegen für “geplanten Mord” verurteilt wird – mit Strafen von mindestens 15 Jahren, oft sogar 20 bis 25 Jahren, inklusive Sicherheitsverwahrung.

Besonders für Trans*-Menschen ist der Aufenthalt im Gefängnis durch die binäre Zuordnung in den jeweiligen Knast massivst diskriminierend. Außerdem ist die medizinische Versorgung für Trans*-Personen häufig unzureichend. Der Zugang zu nötigen Medikamenten und lebensnotwendigen Dingen kann oft nur durch einen langen, zermürbenden Kampf gewährleistet werden– und ist selbst dann immer noch von der “Gunst” der Wärter*innen und des med. Personals abhängig. In der Praxis werden inhaftierte Trans*-Personen zudem häufig aus angeblichen Sicherheitsgründen isoliert, da sie als potenzielles „Risiko für die Sicherheit und Ordnung der Anstalt“ betrachtet werden.

Es ist an der Zeit, die tief verwurzelten patriarchale und binäre Strukturen zu hinterfragen, sie sichtbar zu machen und aktiv dagegen zu kämpfen. Für uns ist daher der jährliche Ausflug zur Frauen JVA in Chemnitz ein wichtiges Anliegen. Unsere Solidarität soll wenigstens sporadisch und symbolisch diese Mauern überwinden.

Also kommt mit uns nach Chemnitz!

 
Für all die Menschen, die in Gefängnisse gesteckt und in den Untergrund getrieben werden. Ihre Abwesenheit hinterlässt Leere, Angst und Wut. Lasst uns diese Wut über die Mauern der JVA Chemnitz schreien.

 

P.S.: Wir machen die Kundgebung in erster Linie für die Gefangenen. Bitte lasst Fahnen von Organisationen, Parteien oder Nationen/Territorialgebieten zu Hause.

 

***Gemeinsame Zuganreise aus Leipzig Hbf: 12:21h, Gleis 23 ***

 

 

 

 

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