Bremen: Gegen Männerbünde. Ob in Uniform oder Kirchenroben! Bullenwache und Verwaltungs- räume des Sozialwerks der freien Christengemeinde angezündet.
Sehid Tekoser (Anarchist, der bei der Verteidigung der Revolution in Rojava gestorben ist) hat mal gesagt, dass jeder Sturm mit einem Regentropfen beginnt. Heute waren wir nicht der Regentropfen, sondern ein überspringender Funke.
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Das führt dazu, dass manche Menschen eine Kerze zum zweiten Advent anzünden, um besinnlich zu werden. Wir haben eine andere Flamme entzündet und schauen auf ein Jahr 2024 voller Gewalt und Repression zurück, ausgeübt vom Staat und seinen Verteidiger*innen. Diese Gewalt wollen wir mit direkten Aktion beantworten.
So haben wir gestern Nacht mit Reifen und einem riesigen Brandsatz aus 20 Liter Benzin, die Hinterseite des Gebäudes der Bullenwache Bremen – Burg und der freien Christengemeinde bestückt und schlugen somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Abschiebung ist Folter! Abschiebung ist Mord!
Wir wollen den Konflikt um Abschiebungen und dem Kirchasyl verschärfen. Für uns geht es um den Staat mit seiner menschenverachtenden Politik und um die Bullen, die Abschiebungen durchführen. Der Kampf ums Kirchenasyl ist ein spannender Bewegungsmoment, aber es sollte nicht bei Demos bleiben. Manche werden den Kopf schütteln und währenddessen die Sätze der Behörden wiederholen, die sich zum Brandanschlag äußern. Andere werden die Faust in den Taschen ballen in und in sich hinein lächeln. Dieser Angriff ist für uns/ euch. Ganz andere werden wieder als selbsternannte Bewegungsmanager ihren Senf zur Thematik dazu geben. Ihr wisst genau, wer gemeint ist. Reflektiert euer Ego und haltet den Rand.
Wir haben viele weitere Gründe, warum wir die Bullen angreifen. Es sind die Bullen die Nachts Menschen ihren Zuhause entreißen und deportieren. Es sind die gleichen, die mit ihren Helmen und ihren militärischen Auftreten jegliche (subversive) Demos zerschlagen. Unsere Gefährt*innen werden von ihnen verfolgt und in Knäste gesteckt. Es sind die Bullen, die Menschen aus rassistischen Gründen auf ihren Wachen quälen, schlagen und töten. Wir denken an Oury Jalloh , Laye-Alama Condé, Bilel G., Mohamed Idrissi, Maria, Mouhamed Lamine Dramé und so viele andere, die von den Bullen auf unterschiedliche Art und Weise verletzt oder umgebracht wurden. Rest in Power!
Never call the Police!
Die neusten Zahlen in Bremen sprechen für sich. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/bremen-polizei-beauftragte-bericht-100.html Die bloße Existenz der Bullen ist bedrohlich. Ihr Auftreten ist einschüchternd und rassistisch. Wir brauchen sie nicht, wir müssen uns selber organisieren und solidarische Strukturen aufbauen und ihre Autorität brechen.
Wir rufen Sie auch nicht, denn durch Bullen eskalieren Situationen oft erst recht. Oft führt ihr Eingreifen zu mehr Gewalt oder zum Tod. Dabei spielt es für uns keine Rolle ob eine Person vermeidlich psychisch krank ist oder gefährlichen Gegenstände in der Hand hat. Deeskalation wäre hier das Stichwort. Was bleibt ist oft der Schmerz von Freund*innen die nach Gerechtigkeit schreien und nach Antworten. An den kalten Mauern der Justiz rufen sie nach Hoffnung und Anerkennung. Doch das System funktioniert, Täter werden meistens von der Justiz als Opfer da gestellt und dann auch so behandelt.
Die Pfingstler
Zusätzlich haben wir in Kauf genommen, dass das Büro des Sozialwerks der freien Christengemeinde Feuer fängt. Das Sozialwerk ist das größte evangelikale Sozialwerk in Deutschland und gehört zu den frei kirchlichen Bremer Pfingstkirchen und Gemeinden. Diese sind zusammen mit den Landeskirchen in der Evangelischen Allianz (WEA) weltweit organisiert. Die Pfingstler gehören zum konservativen, bibeltreuen Flügel der WEA. Pfingstkirchen umfassen 350 Millionen Evangelikale mit Schwerpunkten in Afrika, Amerika und Korea. In Nigeria haben sie mit Hilfe ihres Vizepräsidenten z.B. dafür gesorgt, dass es 4 Jahre Gefängnisstrafe für homosexuellen Geschlechtsverkehr gibt. In Deutschland setzen sie besonders auf christliche Sozialarbeit, um ihre Vergrößerung und räumliche Ausdehnung voranzutreiben.
Die Pfingstkirchen leben ihren Glauben am Wort der Bibel und stellen dieses Wort auch über die bürgerlichen Gesetze. Der Theologische Ausschuss des Bundes frei kirchlicher Pfingstgemeinden schrieb 2013:
„ Aus dem biblischen Leitbild der Ehe ergibt sich, dass sie als exklusiver. Lebenslanger und unauflöslicher Bund von einem Mann und einer Frau den Rahmen für Sexualität darstellt und alle anderen sexuellen Aktivitäten nicht von der Bibel legitimiert werden.“
Damit sagen die evangelikalen Pfingstler, dass es keine Alternative zum konservativen mit Vater, Mutter und Kindern gibt. Zwischen diesen Zeilen steht auch, dass Ehen bestehen bleiben müssen. Auch wenn einer der Eheleute Gewalt ausübt. Außerdem werden Abtreibungen und Homosexualität komplett abgelehnt. Sie stehen somit gegen dem so notwendigen Selbstbestimmungsrecht von FLINTAS. Eine offene Haltung gegenüber andersdenkenden existiert für die Pfingstler nicht. Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass die von Gott gegebenen Regeln für alle gelten und Menschen müssen lediglich auf die eine oder andere Weise vom „rechten“ Glauben überzeugt werden. Die Vorstellungen zu Ehe, Frauen und Homosexualität werden mit der radikalen Rechten und mit Faschist*innen geteilt.
Dem weltlichen Anführen, als auch Gott gilt gehorsam und Unterordnung. Dabei werden politische Unterstützung gegen religiöse Privilegien getauscht. Das kann man auch gut bei Erdogan und seinen islamistischen Banden beobachten. In Deutschland zeigt sich die beschriebene Verbundenheit, dass Vertreter*innen der der Evangelischen Allianz regelmäßig in der jungen Freiheit zu Wort kommen. Ein weiteres Beispiel ist, die weitreichende Unterstützung der Evangelikalen für die Präsidentschaften von Trump und Bolsonaro. Für die Pfingsler in Bremen - Burg geht es vorrangig um die Missionierung der Betreuten und deren Liebsten. Seelsorge wird von den Pfarrer*innen stetig mit dem Hintergedanken der Bekehrung betrieben. Das ist widerlich. Die Evangelikalen sind eine nicht zu unterschätzende Macht in Bremen.
Ihr Einfluss ist auch politischer Natur. In Stadtteilen mit über proportionalen Wahlergebnissen für die AFD oder BIW gibt es eine hohe Anzahl von evangelikalen Einrichtung. Das ist um Gottes Willen kein Wunder. Der autoritäre Charakter der zur Zustimmung von rechten Parteien und faschistischen Führern führt, ist das Ergebnis radikaler Umsetzung von biblischen Glaubensätzen. Diese wortgetreue Bibelauslegung ist die Quelle von Homophobie und Querfeindlichkeit, die nicht selten zu Verletzung oder dem Tod von Menschen führen. Und steht somit dem respektvollen Umgang der Menschen untereinander feindlich gegenüber.
Für uns geht es nicht um die Frage von Sieg oder Niederlage, sondern um die Frage wie wir Verantwortung im Kampf gegen die reaktionären Kräfte und Faschisten übernehmen können. Mit unserem Feuer haben wir Wut im Bauch kanalisiert und gegen jede gerichtet, die diese Wut nähren.
Unsere Feuer ist auch ein Beitrag zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Patriarchaler Gewalt. Dieser Tag wird auch als Orange Day bezeichnet. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft , in der FLINTAS nicht mehr von Gewalt betroffen sind. Ein Feuer schien angemessen.
Solidarität mit allen Frauen* die keinen Zugang zu Abtreibung haben oder sich dafür schämen oder rechtfertigen müssen.Solidarität mit allen die patriarchaler Gewalt ausgesetzt sind
für eine queer feministische militante Praxis.
Solidarität an die über hundert verhafteten in Thessaloniki. Die am 6. Dezember die Straßen in Feuer hüllten. Alexis Grigoropoulos ist nicht vergessen. Wir sind an eurer Seite.
Solidarität mit dem Widerstand in Rojava. Biji Berxwdana Rojava.
Für ein neues Jahr voller Regentropfen, Funken und den daraus resultierten Stürmen.
anonym