Bonn: Bewaffnete Neonazis greifen Antifaschist*innen am Hbf an – Polizei versagt desaströs

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Am gestrigen Samstag griffen bewaffnete Neonazis am Bonner Hbf gezielt Antifaschist*innen an. Das Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen!“ widerspricht der Darstellung einer „Massenschlägerei“ und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Am Abend des 16. November 2019 kam es am Bonner Hbf zu einem körperlichen Angriff von bewaffneten Neonazis auf Antifaschist*innen, welche gerade mit dem Zug von den Protesten gegen einen Naziaufmarsch in Remagen zurückkehrten. Als sich die Türen des ankommenden Zuges öffneten und viele Fahrgäste ausstiegen, griffen die Neonazis beim Einsteigen unvermittelt Menschen an, welche sie als Gegendemonstrant*innen ausmachten. Dabei zogen sie eine Frau in ihre Mitte und prügelten zu viert auf sie ein. Nur durch herbeieilende Gegendemonstrant*innen konnte die Betroffene aus der Situation herausgezogen und gerettet werden. Während anschließend die übrigen Fahrgäste im Zug gewarnt wurden, dass sich gewalttätige Neonazis im Zug befinden und viele Nazigegner*innen daher sicherheitshalber den Zug verließen, versuchten die Neonazis weiter durch eine Tür hindurch Antifaschist*innen zu attackieren. Dabei setzten die Neonazis mitgeführte Waffen – konkret ein Schlagwerkzeug aus Metall, vermutlich ein sog. „Totschläger“ sowie mit Quarzsand gefüllte Lederhandschuhe – ein. Auch ein Feuerlöscher aus dem Zug wurde als Schlagwerkzeug eingesetzt.

 

Die beteiligten Neonazis können größtenteils dem Duisburger Ableger der Neonazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ beziehungsweise dessen Umfeld zugeordnet werden. So führte die Gruppe bei dem Angriff das Transparent von „Die Rechte Duisburg“ mit, welches drei der Angreifer noch wenige Stunden zuvor auf dem Naziaufmarsch in Remagen getragen hatten. Einer dieser drei und Haupttäter der Angreifer war der aus Duisburg-Meiderich stammende Neonazi Thomas Eckleder1, welcher auch das metallene Schlagwerkzeug einsetzte. Der zweite der drei Neonazis vom Duisburger Die Rechte-Transparent ist Adrian Albrecht4, der dritte ist vermutlich Daniel DEin ebenfalls zuvor hinter dem Duisburger Transparent laufender Neonazi setzte die vermutlichen Quarzsandhandschuhe ein. Als weitere beteiligte Person konnte bereits Henry Hafenmayer aus Oberhausen2 identifiziert werden, welcher auf der Nazidemo als Redner auftrat und in den ersten Reihen mitlaufen durfte. Am 18.11.2019 muss er sich vor dem Amtsgericht Oberhausen wegen Volksverhetzung verantworten. Zwei weitere Täter konnten als die aus Düsseldorf kommenden Manuel Senk und Dennis Steinbusch3 identifiziert werden. Ein weiterer Täter ist noch nicht identifiziert, lief aber wie die beiden Düsseldorfer auf der Nazidemonstration in den ersten drei Reihen mit.

 

„Dass Neonazis gewaltsam politische Gegner*innen angreifen, ist leider keine Überraschung!“ sagte dazu Janine Meidner, Pressesprecherin des Bündnisses „NS-Verherrlichung stoppen!“. „Dass die Berichterstattung lediglich von einem „Aneinandergeraten zweier Lager“, statt von gezielten Angriffen durch militante Neonazis spricht, ist nichts anderes als die Verharmlosung rechter Gewalt.“ so Meidner weiter. Wirklich skandalös sei zu dem insbesondere das Fehlverhalten der Polizei. So wurden die Neonazis in Remagen dieses Jahr nicht durchsucht, obwohl dabei die letzten Jahre regelmäßig Waffen gefunden wurden. Zudem beobachtet die Polizei die Abreise der Neonazis und sperrt den Remagener Bahnhof über Stunden für den Gegenprotest, um ein direktes Aufeinandertreffen zu verhindern. Dennoch wusste die Polizei offensichtlich nicht, dass erkennbare Neonazis in Bonn in den Zug einsteigen wollen, in den die Polizei zuvor die Teilnehmer*innen der Gegenveranstaltung gesetzt hatte. „Wir fragen uns, warum die Polizei die Gegendemonstrant*innen mit einer aggressiven Gruppe von Neonazis am Hauptbahnhof alleine gelassen hat? Und warum sie nicht in der Lage war diesen gewalttätigen Angriff zu verhindern? Hier hat die Polizei auf ganzer Linie versagt und so fahrlässig die Gesundheit von Antifaschist*innen riskiert“ so Meidner abschließend.

 

  1. https://antifabochum.noblogs.org/2018/04/fotos-der-nazikundgebung-am-07-... [zurück]
  2. Naziseite: https://endederluege.blog/2019/11/15/henry-hafenmayer-erneut-vor-gericht/ [zurück]
  3. https://antifabochum.noblogs.org/2018/04/fotos-der-nazikundgebung-am-07-... [zurück]
  4. Jahresbericht 2014: Die extreme Rechte in Duisburg: http://remagen.blogsport.de/images/extremeRechteinDuisburg20142 [zurück]

 

Fotos der Beteiligten beim Angriff sowie Vergleichsfotos vom Aufmarsch selber sind beigefügt. Die Bildrechte liegen bei den Fotograf*innen, Abdruck mit Nennung des Bündnis „NS-Verherrlichung stoppen!“ bzw. Björn Kietzmann für die Verwendung zur Berichterstattung über den Naziangriff am Bonner Bahnhof am 16.11.2019 erlaubt.

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Ergänzungen

Bitte hört auf nach den Bullen zu heulen. Nazis sind real und nicht immer irgendwelche Gestalten hinter Bullenketten und ihr müsst euch drauf einstellen das sie euch angreifen, Bereitet euch vor , bleibt zusammen überlegt euch vorher wie ihr auf die Schweine reagieren wollt. Bullen sind Bullen und niemals auf unserer Seite auch wenn ihr Middle-Class Bürgerkinder dies immer  erst sehr  schmerzhaft lernen müsst.Sorry.

<p>Vielen Dank für die Informationen und klarstellung der Hintergründe durch den artikel. Die Verharmlosung rechter Gewalt durch die Polizei ist wichtig zu benennen, zeigt kontinuitäten auf und ist kein "heulen". Bitte lasst uns konstruktiv bleiben. Niemand ruft hier nach Polizei, es wurde lediglich benannt, wie sie sich verhalten hat und das lässt dann ja genug eigene schlüsse zu, wie ein Umgang stattfinden soll und kann.</p>