Sollen sie doch woanders jammern!

geschichtsrevisionistisches "heldengedenken" von faschisten in deutschland mit beispiel am rheinwiesenlager und die bekennung zur verschandlung eines mahnmals, das den nationalsozialistischen tätern gedenkt.

 

Jedes Jahr um den Volkstrauertag, beziehungsweise dem Totensonntag,
tummeln sich Faschist*innen aller Couleur in Rheinland-Pfalz. Auch in
Bretzenheim an der Nahe marschieren jährlich Neonazis und
Geschichtsrevisionist*innen auf, um auf dem sogenannten „Feld des
Jammers“ ihren „Helden“ und den „Opfern der Alliierten“ zu gedenken.
Um was für eine Art Veranstaltung es sich hierbei handelt, lässt sich
schnell anhand der Redebeiträge erkennen.
„Es wurde jener gemordeten, deutschen Soldaten gedacht, die die
Alliierten – nach dem Krieg! – in den Rheinwiesenlagern verhungern und
verderben ließen. Deutsche Soldaten, darunter junge Männer, die dafür
gekämpft haben, dass die Welt nicht so werde, wie sie heute geworden
ist.“
Als Folge dieses „Völkermordes“ würden nun angeblich „Asylanten“ „nach
Deutschland gepumpt“ werden.  Dies alles sei „kalte Absicht und Teil des
Planes, das deutsche Volk weiter zu dezimieren“.
In einer Rede von Lydia Walz heißt es dann noch weiter:
„Unser wirklicher Feind ist jene international operierende,
überstaatliche Hintergrundmacht, die der Todfeind aller Völker ist“.
Wer genau diese Hintergrundmacht ist, wird hier nicht näher erläutert. Es
ist allerdings davon auszugehen, dass in typisch
verschwörungstheoretischer und antisemitischer Manier hinter dem ganzen
Übel eine jüdische Weltverschwörung vermutet wird.

Der Opfermythos der Deutschen wird gerne aufrechterhalten, während man
bei den deutschen Verbrechen der Shoah endlich einen Schlussstrich
ziehen möchte. Man sei nach '45 geboren und habe nichts damit zu tun. Die
Verantwortung der Deutschen am Nationalsozialismus, den Folgen des
Krieges und der Shoah wird ausgeklammert, geleugnet oder glorifiziert.
Mit Begriffen wie Holocaust gegen Deutsche auf den „Rheinwiesenlagern“
werden bewusst die Verbrechen der Shoah relativiert.

Der Vergleich der Shoah mit den sogenannten „Rheinwiesenlagern“ zeugt
von der Geschichtsresistenz der Faschist*innen.
Am 7.März 1945 konnten die Alliierten die damalige Ludendorff-Brücke
einnehmen und schafften so einen ersten Vorstoß ins Zentrum
Nazi-Deutschlands. Am 8.Mai musste Nazi-Deutschland schlussendlich
kapitulieren. Damit stoppte die nationalsozialistische
Kriegsmaschinerie, die bis in die letzten Minuten so viel jüdisches
Leben wie möglich vernichtete.
Als Folge dessen wurden entlang des (meist) linken Rheinufers 18 bis 20
Gefangenenlager errichtet. Eine dieser provisorischen Sammelstellen war
in Bretzenheim an der Nahe (bei Bad Kreuznach).
Diese Gefangenenlager hatten die Funktion eines Durchgangslagers. Das
sogenannte "Rheinwiesenlager" in Bretzenheim bestand so nur vom 27.April
1945 bis zum 31. Dezember 1948. In dieser Zeit wurden mehrere
Hundertausende Kriegsgefangene nach Frankreich geschleust oder in die
Heimat entlassen. Durch die kurzfristige Errichtung der Lager waren die
Zustände und Versorgung zunächst schlecht. Dies muss allerdings im
Kontext der unmittelbaren Folgen des deutschen Vernichtungskriegs
gesehen werden. Nämlich wochenlanger Unterernährung, Erschöpfung,
Krankheit und allgemeiner Versorgungsknappheit nach Kriegsende. Außerdem
verbesserten sich die Zustände schnell.
Im November 1945 wurden Baracken gebaut, es gründeten sich eine Musik-,
Varieté-, und Theatergruppe, es wurde zur Aufbesserung der Ernährung
Essen angebaut und es gab Einrichtungen für Bildungskurse.
Interniet waren in Bretzenheim unter anderen SS-Angehörige, Soldaten,
Offiziere und Wehrmachtsangehörige verschiedener Nationen.

Während Neonazis und sonstige Geschichtsrevisionist*innen von über einer
Millionen toten Deutschen phantasieren, reden seriöse Quellen von etwa
3500 bis 4500 Verstorbenen in dem Bretzenheimer Kriegsgefangenenlager.
(http://rheinwiesen-lager.de/einzelne-lager-im-heutigen-rheinland-pfalz/bretzenheim-winzenheim/)
Diese Neonazis, die auch jährlich in Bretzenheim aufmarschieren
stilisieren die „Rheinwiesenlager“ zu „Konzentrationslagern“ der
Alliierten. In typisch geschichtsrevisionistische Manier wird die
administrative Vernichtung von über 6 Millionen Jüdinnen und Juden
(sowie das ermorden von Queers, Sinti und Roma, Kommunist*innen,
Behinderten, etc.) mit dem angeblichen „Genozid“ an den „unschuldigen“
deutschen Soldaten gleichgesetzt.

Aber nicht nur für Nazis sind die Rheinwiesenlager ein gefundenes
Fressen, um ihr Mobilisierungspotenzial auszuschlachten. Insbesondere in
der lokalen Erinnerungskultur ranken und nähren sich viele Mythen um
Leid und Kriegsgefangenschaft in den „Rheinwiesenlagern, während die
Nazivergangenheit der eigenen Familienmitglieder totgeschwiegen und
relativiert wird.
Die angeblichen geläuterten „Erinnerungsweltmeister“ blenden nur zu
gerne aus, dass sie selbst an der Ursache, dem deutschen Angriffs- und
Vernichtungskrieg, welcher erst in Kriegsgefangenschaft mündete, schuld
sind. Schuld und Leid wird so abgerechnet und Bomben auf deutsche
Städte wie Dresden werden als „Bombenholocaust“ bezeichnet und so mit
dem industriellen Massenmord, der Shoah, verglichen. Ziel dessen ist es,
deutsche Täter*innen und die „Volksgemeinschaft“ nachträglich als Opfer
zu etablieren.

Darum kritisieren wir das Lokale Gedenken ohne Reflexion der
Verhältnisse, die zu Rassenwahn führten und als deren Resultat die
„Rheinwiesenlager“ entstanden.
Eine emanzipatorische Auseinandersetzung mit dem Deutschen
Nationalsozialismus wird so verunmöglicht.

In der Halloweennacht vom 30.10.19 entgegneten wir diesem Spuk mit unserer
Zerstörungswut und verschandelten das Mahnmal des ,,Feld des Jammers", jenes 
falsche Denkmal, dass den Täter*innen gesetzt wurde.

Deutsche Täter sind keine Opfer, Geschichtsrevisionist*innen angreifen!

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen