Geflüchtete protestieren vor Unterkunft in Halberstadt

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Gewaltsame Übergriffe von „Sicherheitsmitarbeitern“ und Polizei, qualitativ minderwertige Nahrung, kaum psychologische Betreuung – auf diese Misstände haben Geflüchtete in Halberstadt vor rund zwei Monaten mit einer Unterschriftenliste aufmerksam gemacht. Doch von Seiten der Erstaufnahmeeinrichtung gab es keine Reaktion. 150 Geflüchtete haben deshalb nun öffentlich protestiert.

 

 

Am Donnerstag haben sich in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) rund 150 Menschen einen vollen Nachmittag vor der Zentralen Aufnahmestelle für Geflüchtete (ZASt) versammelt, um zu protestieren. Die Redebeiträge auf der Kundgebung wurden in acht verschiedene Sprachen übersetzt.

Anlass war die Tatsache, dass ca. 200 Geflüchtete der ZASt bereits vor zwei Monaten eine Unterschriftenliste gesammelt und der Leitung des Lagers übergeben hatten, die jedoch bis zuletzt ignoriert worden war. Die Unterschriftensammlung sollte darauf aufmerksam machen, dass die Menschen im Aufnahmelager schlecht behandelt und unterversorgt werden. Besonders die Qualität der Nahrung, der psychologischen Betreuung und die Behandlung durch den „Sicherheitsdienst“ und die Polizei wurden beanstandet.

Gewalt gegen Geflüchtete

Im August war ein Video eines gewaltsamen Übergriffs von ZASt-Sicherheitsmitarbeiter gegenüber zwei Geflüchteten durch die Medien gegangen. Die Firma „City Schutz GmbH” suspendierte daraufhin vier Mitarbeiter. Auf der Kundgebung wurde auch von Polizeigewalt berichtet, wonach Polizisten Frauen und Kinder in Handschellen zur Abschiebung geführt haben sollen. In der Vergangenheit waren bereits mehrere von Abschiebung bedrohte Menschen im Lager von höheren Etagen gesprungen, um sich das Leben zu nehmen.

 

Bündnis aus Geflüchteten-Organisationen 

 

Auf die Kundgebung am Donnerstag folgte ein Workshop zur Frage der Selbstorganisation von Geflüchteten. Begleitet wurde die Veranstaltung von musikalischen Einlagen, kostenlosem Essen, einer unentgeltlichen Kleiderbörse für den Winter und durch Kinderbetreuung.  An der Organisation beteiligt waren der „Arbeitskreis Antirassismus Magdeburg“, „Thiembuktu Magdeburg“, „Libertäres Zentrum Magdeburg“, Radio Corax Halle, „no lager Halle“, „Food Not Borders Halle“, „O-Platz Initiative Berlin“ und das „Café Internationale Merseburg“. (Perspektive online, 28.09.19)

 

 

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