Mercedes-Benz-Blockade

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im Hintergrund ein großes Gebäude mit Säulen und einem breiten Dach auf einer Metallkonstruktion. An dieser Metallkonstruktion hängt ein Transparent mit Aufschrift „Bahn und Bus statt Autostuss“, rechts davor ist ein großer Mercedes-Stern zu sehen, neben dem ein Polizeiauto steht.

Sechseinhalb Stunden können keine Luxusautos aus dem größten Mercedes-Werk der Welt ausgeliefert werden

Die Klimakrise ist in vollem Gange. Während Klimaziel um Klimaziel verfehlt werden und die Emissionen weiter steigen, schmücken sich die Konzerne, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, mit "nachhaltigen Innovationen". Wir antworten mit Blockade. So starteten wir am frühen Morgen des 9. April mit der Blockade des Mercedes-Benz-Werkes in Bremen unter dem Motto "DisruptMercedes". Konkret blockiert wurde die Auslieferung von Neuwagen, das heißt die Verladestation, bei der PKW von Mercedes auf Züge verlagen werden und zwar mittels einer Ankettaktion. Dabei ketteten sich zwei Personen an die Gleise und Mercedes und die Bahn stoppten den Zugverkehr. Konkret blockiert wurde über 6 Stunden lang ein Zug, der vor allem mit Rechtslenkern beladen, also vermutlich für den britischen Markt bestimmt war

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Wir wenden uns damit gegen alle Arten von motorisiertem Individualverkehr. Denn E-Autos sind nicht die Lösung, sondern Teil des Problems! Zum einen bleiben die Städte voller Blech und Asphalt und Wälder werden dem Straßenverkehr geopfert, zum anderen setzen sie koloniale Ausbeutung fort: Rohstoffe und Arbeitskraft aus dem globalen Süden ermöglichen überflüssigen Luxus im globalen Norden. Der Lithiumabbau in Chile beispielsweise zerstört Ökosysteme und schadet vor allem indigenen Gemeinschaften. Kaum ein Rohstoff für die Produktion dieser luxuriösen Scheinlösung, ist lokal. Neben Lithium kommt beispielsweise auch Kobalt, der für die Akkus der E-Autos gebraucht wird, aus der Demokratischen Republik Kongo. Die Arbeit in den Minen ist gefährlich, die Arbeitsbedingungen oft menschenunwürdig.

So wurde auch kurz nachdem die Blockade begonnen hatte, an dem Customer Center von Mercedes, in dem stolz die SUVs präsentiert werden, der zweite Teil der Aktion sichtbar: Menschen waren an den Säulen bis ans Dach geklettert und entfalteten von oben ein großes Banner mit der Aufschrift "Bahn und Bus statt Autostuss".

Das thematisierte dass die Gegner solcher Aktion das Argument der Sicherung von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie gern ins Feld führen. Doch das greift hier nicht: Denn im Zuge der Umstellung auf E-Mobilität gehen zehntausende Arbeitsplätze verloren. Wir brauchen einerseits eine Vergesellschaftung der Autokonzerne und andererseits eine Umstellung auf den Bau von Bussen und Bahnen um eine echte Mobilitätswende möglich zu machen. Die Menschen in den Mercedes-Werken wissen am besten, wie diese Umstellung für ihr Werk funktioniert.

Nach knapp 5 Stunden begannen die technischen Einheiten der Polizei mit der Räumung der Ankettaktion, sodass die Strecke nach 6 Stunden Blockade wieder frei war. Die Cops nahmen die beteiligten Aktivist*innen in Gewahrsam, sowie auch die beiden, welche am Customer Center geklettert waren. Drei von ihnen kamen wieder frei, nachdem die Polizei ihre Personalien herausgefunden hatte. Für die drei weiteren wurde eine Haftprüfung am nächsten Tag angeordnet. Nach Personalienangabe sollen alle frei kommen.

So schützen Polizei und Gerichte das kapitalistische Wirtschaftssystem. Dieses zerstört täglich einen Teil unserer Lebensgrundlagen. Greenwashing, Produktlabels und leere Versprechen ändern daran nichts. Wer die Geschichte des Kapitalismus erzählt, erzählt auch die Geschichte von Ausbeutung, Umweltzerstörung und Neokolonialismus. Bei Mercedes ist es kein Zufall, dass vor allem hochpreisige Autos produziert werden, für diejenigen, die es sich leisten können. Wir wollen Mobilität für alle statt Luxus für Wenige.

DISRUPT ist ein Zusammenschluss von Gruppen (von der wir nur eine sind), die an der Idee einer gerechten und solidarischen Welt jenseits des Kapitalismus festhalten. Wir stellen die Systemfrage in den Mittelpunkt unseres politischen Handelns. Konkret sind Anfang Mai Aktionstage gegen das Tesla-Werk in Brandenburg geplant, welches zu Wasserknappheit in der Region führt. Alle Menschen sind dort und auch sonst eingeladen, mit uns für ein gutes Leben für alle zu kämpfen!

 

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