Die vermeintlichen Opfer im Budapest-Verfahren

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Nach den Angriffen auf Neonazis in Budapest war die Medienlandschaft in Ungarn geprägt von Schlagzeilen wie „Musiker angegriffen“ oder „Wanderer und Touristen attackiert“. Stets wurde die Willkürlichkeit der angeblichen Angriffe betont, bei denen die Betroffenen ausschließlich anhand ihrer Kleidung "ausgewählt" worden seien. Es folgt eine kleine Übersicht über die vermeintlichen Opfer, inklusive ihrer Bezeichnungen durch die ungarische Presse:

 

„Der Musiker“: László Dudog

László Dudog ist eine wichtige Persönlichkeit in der ungarischen Rechtsrock-Szene. Er ist aktives Mitglied der ungarischen Blood&Honour-Band „Divine Hate“ und ist Mitbegründer der Band „Divizio Hungária“. Mit „Divine Hate“ trat Dudog am 11.02.2022 bei einem „Blood and Honour“-Konzert im Rahmen des „Tag der Ehre" auf. Das Label seiner Band „Nordic Sun Records Budapest“ ist Partner von Blood&Honour Hungary. Auf seinem Arm hat er ein Klu-Klux-Klan-Tattoo, auf seiner Brust prangt eine 88, umrahmt von einem Ehrenkranz. Im Interview mit „Il Giornale“ erzählt er, dass er schon seit Langem an den Veranstaltungen zum „Tag der Ehre“ teilnimmt, um den Gefallenen, die er als Helden betrachtet, seinen Respekt zu zeigen.

 

Auf den Fotos zu sehen:

Dudog mit Klu-Klux-Klan und 88-Tattoo (für „Heil Hitler“) (1+2); in Rudolf Hess-Shirt und Hakenkreuz-Shirt (3+4); bei einem Auftritt mit seiner Band Divine Hate (5);  im Proberaum der Band mit Blood&Honour-Fahne (6); Konzertflyer für die Rahmenveranstaltung des "Tag der Ehre" 2022 (7); Partner von B&H-Hungary (8)

 

Quellen:

https://borfejuek.wordpress.com/2019/09/18/interju-divine-hate/

https://www.ilgiornale.it/news/politica/io-quasi-ucciso-dagli-anarchici-perch-destra-2279178.html

  

"Die Passanten" : Robert Fischer und Sabine Brinkmann

Robert Fischer ist ein Neonazi aus dem niedersächsischen Melle, der mit seiner Freundin Sabine Brinkmann im Jahr 2023 zum „Tag der Ehre“ nach Budapest reiste. Er trainiert Thai-Boxen in der „Alpha Sport Akademie“ in Melle. Nach eigenen Aussagen besuchte er bereits 2018/19 Rechtsrockkonzerte und neonazistische Veranstaltungen in Österreich und Serbien. In der Vergangenheit ist er unter anderem bei großen Querdenken-Protesten in Erscheinung getreten. Laut eigener Aussage ist er mit Stefan Behrens, dem Gitarristen der Rechtsrock-Band „Kategorie C“ befreundet, der selbst schon in SS-Uniform zum „Tag der Ehre“ in Erscheinung trat. In einer Label 23-Jacke gab er dem Braunschweiger Neonazi Lasse Richei auf dessen Youtube Kanal „Löwenstadt Fightclub“ im Mai 2023 ein Interview. Darin berichtete er unter anderem, dass man in Ungarn „als Nationalist noch Nationalist sein darf“ und von seinem Konzertbesuch vor Ort (vor und nach dem „Tag der Ehre“ gab es als Rahmenprogramm Konzertveranstaltungen von Blood and Honour).

 

Auf dem Foto zu sehen:

Robert Fischer im Interview mit „Löwenstadt Fightclub“, dem Youtube Kanal des Braunschweiger Neonazis Lasse Richei (9).

 

Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=tuUgIzihxvs

 

„Die Polnischen Touristen“: Rafal Robert Baran, Justyna Malgorzata Baran und Bartlomiej Fabian Maksymilian Wilk

Alle drei sind Unterstützer der extrem rechten polnischen Partei „Ruch Narodowy“, zu Deutsch „Nationale Bewegung“. Die Partei entstand 2015 als Allianz verschiedener nationalistischer Gruppierungen. Zu den wichtigsten zählen die extrem rechten Gruppen Allpolnische Jugend, Nationalradikales Lager und der sogenannte Soldatenverband. Die Partei bildet das Zentrum der jährlichen „Unabhängigkeitsmärsche“ in Warschau. Der Wortführer der Partei, Robert Winnicki, erklärte, dass Ruch Narodowy eine Kraft werden sollte, „vor der sich Linke, Liberale und Schwuchteln fürchten werden“. Sie hat enge Verbindungen mit der ungarischen Jobbik sowie anderen Akteuren der extremen Rechten.

 

Auf den Fotos u.a. zu sehen:

Baran und Wilk mit der Flagge ihrer Partei, „Ruch Narodowy“ (10); alle drei gemeinsam beim wandern (11); Bartlomiej Fabian Maksymilian Wilk und der Ruch Narodowy Politiker Michał Piotr Urbaniak (12)

 

„Der ungarische Bürger“: Lipták Tamás Pál

Tamás Lipták war der frühere Leiter der extrem rechten HVIM-Region Budapest, zu Deutsch „Jugendbewegung Vierundsechzig Komitate“ oder „64 Burgkomitate“. Im Juli 2015 gründete die HVIM ein „Bataillon der Freiwilligen Grenzjäger“, das im ungarisch-serbischen Grenzgebiet Migranten aufspüren sollte, die illegal die Grenze übertraten. Heute ist Lipták ein wichtiges Mitglied von Légió Hungária und bekanntes Mitglied des Vorstands der Organisation. Légió Hungária ist jene Organisation, die seit einigen Jahren den „Tag der Ehre“ mitorganisiert und bewirbt. Sie ist eine 2018 gegründete neonazistische Gruppe. Trotz ihrer kurzen Geschichte hat die Gruppe bereits international für Schlagzeilen gesorgt. Im Oktober 2018, nach einem Marsch zum Gedenken an den anti-sowjetischen Aufstand von 1956, verwüsteten ihre Mitglieder ein jüdisches Gemeindezentrum in Budapest.

 

Auf den Fotos zu sehen:

Lipták Tamás bei „Légió Hungária“ (13); als Leiter der HVIM (14); Treffen mit dem Gründer und Kopf der Organisation „Legio Hungaria“, Ince Béla (15)

 

Quellen:

https://telex.hu/komplex/2021/09/09/ime-a-szelsojobbos-ultrak-akik-bajba-kevertek-a-magyar-valogatottat

http://pest.hvim.hu/blog/az-akarat-mint-fegyver

https://hopenothate.org.uk/2019/10/24/neo-nazi-mob-attack-aurora-jewish-centre-in-hungary/

https://legiohungaria.com/mozgalmunk-egy-kozismert-tagjat-probalta-megtamadni-az-antifa

https://legiohungaria.org/a-lelato-jobboldali-kozeg-a-vedett-tarsadalom-alapitvany-interjuja-liptak-tamassal

 

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Ergänzungen

Bilder (11-15)

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