B: Adbustings statt Flugshow

Wer heute zum Tempelhofer Feld kam, um die Luftbrücken-Flugshow anlässlich des Tages der Bundeswehr zu sehen oder auch ahnungslos einen schönen Tag haben wollte, erlebte eine Überraschung. Die Flugshow fällt mangels Genehmigungen vermutlich aus. Dafür hingen an fast allen Eingängen Adbustings mit verbesserten Bundeswehr-Werbeplakaten. Dafür hatte das Aktionskollektiv „Nie wieder Bundeswehr“ gesorgt.

"Dumme und peinliche" Bundeswehrwerbung

Passend zum "Tag der Bundeswehr" machten die deutschen Militärs wieder Plakatwerbung in eigener Sache. Mit Slogans wie „Gas, Wasser, Schießen“ stellt sich die Bundeswehr selbst in die äußerste rechte Ecke. Sogar Sozialdemokrat*innen wie Karl Lauterbach finden: „Unglaublich, wie dumm und peinlich die Bundeswehrwerbung schon wieder ist (...) Es liegt doch auf der Hand, dass dies Assoziationen zum Gaskrieg weckt...“ Auch Werbefuzzis wie Alf Frommer geht das zu weit: „Die meinen das scheinbar ernst (...) Deutsche Uniformträger in Verbindung mit Gas und Schießen. (...) Fast 75 Jahre nach dem Holocaust scheinen viele Dinge wieder sagbar zu werden.“

„Gas, Shoah, Schießen“

Statt „Gas, Wasser, Schießen“ heißt es nun präziser: „Gas, Shoah, Schießen. Mörder*innen gesucht". Auch auf aktuelle Skandale wird angespielt. Statt „Bundeswehr macht den Meister“ heißt es nun „Bundeswehr macht den Franko A.“ Beide Plakate sind untertitelt mit : „Die Bundeswehr wurde von Nazigenerälen gegründet. Weiterhin entwickeln viele Soldat*innen ein rechtes Weltbild.“ Es sollen die strukturellen Bedingungen der Bundeswehr deutlich werden, die genau dies fördern und bestärken.

„Niemand muss Bundi bleiben“

Auch das Propagandabild vom deutschen Militär als guter Arbeitgeber*in mit ach so viel Abwechslung zwischen Schikane, Zerstörung und rechtem Gedankengut wird hinterfragt:
„Kein Bock mehr auf: Gehorchen. Sterben. Töten. Folter. Reif für nen Jobwechsel? Niemand muss Bundi bleiben.“

Von bewaffneten Gewalttäter*innen und patriarchaler Scheiße

Auch Werbeplakate der Propaganda-Serie des völlig rechts verseuchten Kommandos Spezialkräfte (KSK) nutzen die Aktivist*innen, um auf Zusammenhänge zwischen Militär und Patriarchat aufmerksam zu machen. Das mackrige Selbstverständnis der Bundeswehr basiert auf einem Männlichkeit*sbild der Stärke, Härte, Durchsetzungsfähigkeit und des Gewalteinsatzes. Die Original-Poster zeigen diese plumpe Männlichkeit mittels vermummter und  bewaffneter Soldat*innen. Das wird nun mit Sprechblasen im Comic-Style hinterfragt: „Gibts Militär auch ohne Mackerigkeit und sexualisierte Gewalt?“ Und falls irgendwelche Reformer*innen nicht von allein auf die Antwort kommen, hat das Aktionskollektiv "Nie wieder Bundeswehr auch gleich die Antwort mit plakatiert: "Auch das KSK zeigt: Militär geht nicht ohne patriarchale Scheiße". 

Schaffen maskierte Gewalttäter*innen Sicherheit?

Außerdem wird durch die Überkleber die Lüge von Sicherheit durch Militärs entlarvt. Wem angesichts der Abbildung von maskierten Männern mit Sturmgewehren unwohl wird, dem dürfte die Frage „Glaubst du echt, dass vermummte Gewalttäter*innen Sicherheit schaffen?“ aus dem Herzen sprechen.

 „Den Trick, wie wir den Bundeswehr-Fans die Genehmigung für die Flugshow vermasselt haben, verraten wir nicht!" kommentiert Aktivist*in Klari die erfolgreiche Aktion. "Aber Anleitungen zum Adbusting und zum Öffnen von Werbevitrinen gibt’s im Internet...“

Mehr Infos

Was ist Adbusting?
http://maqui.blogsport.eu/2018/02/19/was-ist-adbusting/

Wie öffnet man Werbevitrinen?
http://maqui.blogsport.eu/2019/01/03/wie-oeffnet-man-werbevitrinen/

Mehr zum Tag der Bundeswehr:
https://keintagderbundeswehr.dfg-vk.de/ktdb-startseite

Das Drama um die vermasselte Flugshow:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/70-jahre-luftbruecke-rueckkehr-der-ro...