[B] Wohnraum ist keine Ware! Zwei Wohnungen in der Liebig14 enteignet.

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Wir werden uns nicht ergeben. Und selbst wenn sie uns aus unseren Häusern zerren. Wir werden zurückkehren. Und wir werden uns das wiederholen was uns genommen wird.” Worte aus der Liebig34 am 9. Oktober 2020, um 04:00 Uhr morgens.

 

Genau heute vor drei Jahren, am 9. Oktober 2020, wurde das anarcha queer feministische Projekt Liebig34 geräumt. Vor mehr als zwölf Jahren, am 2. Februar 2011, wurde das Hausprojekt Liebig14 geräumt. Die Räumungen waren Angriffe auf unsere Kämpfe, selbstbestimmt und von unten unsere Leben und Lebensorte zu gestalten. Sie waren Angriffe auf unsere kollektive Organisierung gegen sexistische Gewalt und das kapitalistische Patriarchat.

 

Genau heute, am 9. Oktober 2023, haben wir zwei leerstehende Wohnungen in der Liebig14 enteignet. Wir erklären sie zu gemeinschaftlichem Besitz der Nachbarschaft.

 

 

 

 

 

 

Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, aber die Erinnerung an Kämpfe, die geführt wurden, lebt in unseren heutigen Schritten. Aus dem Bewusstsein unserer Geschichte schöpfen wir Kraft, nicht weil wir uns die Vergangenheit zurück wünschen sondern weil in dem was wir heute tun, das Morgen durchschimmert. Weil wir neue Wege und Räume suchen, unsere Ideen von Selbstorganisierung gegenseitiger Hilfe und Autonomie in die Tat umzusetzen.

 

Die bisher leerstehenden Wohnungen sollen – wie in dem Rest der Liebig14 als auch in den Häusern Rigaer95 und Rigaer96 – als hochpreisige Eigentumswohnungen verkauft werden. Sogenannter Eigentümer ist die AfD-nahe Firma “Hanse Real”. Auch andere Häuser im Kiez sind von Verdrängung akut bedroht. Nicht zuletzt die aktuellen Bewohner*innen in der Liebig34, die als Übergangslösung von Padovicz fungieren und unter miserablen Bedingungen mieten, bis das Haus luxussaniert werden wird. Der kommende Amazon Tower in unserer unmittelbarer Nachbarschaft wird die Mieten- und Immobilienpreise in die Höhe schießen lassen. Obwohl schon mehrere Wellen der Gentrifizierung durch den Friedrichshainer Nordkiez gerollt sind, zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass Profitlogik und die Warenförmigkeit des kapitalistischen Systems niemals ein Ende finden werden – wenn nicht ein für alle Mal gesagt wird:

 

Wohnraum darf weder Eigentum noch Ware sein sondern ist ein Grundbedürfnis! Es reicht!

 

Unbezahlbarer Wohnraum oder steigende Obdachlosigkeit gehören zu einer der drängendsten sozialen Fragen in den Städten. Mit Gewalt wird die Verwandlung Berlins in die “Hauptstadt der Digitalisierung” umgesetzt. Die Inflation führt zu noch knapperen Kassen vieler Mieter*innen, viele können sich die Wohnungspreise im innerstädtischen Bereich kaum noch leisten. Täglich gibt es mehrere Räumungsklagen, werden Wohnungen zwangsgeräumt. So soll auch Reinhard am Freitag, den 13. Oktober aus seiner Wohnung in der Manteuffelstraße 63 in Berlin-Kreuzberg zwangsgeräumt werden, in der er seit 1979 wohnt. Reinhard soll die Zukunft geklaut werden.

 

Um die heute enteigneten Wohnungen in der Liebig14 zu verteidigen, wurden Barrikaden auf der Straße errichtet. Es geht uns darum, die um uns greifende Ohnmacht und Perspektivlosigkeit zu durchbrechen. Angesichts der mit Gewalt durchgesetzten Verwandlung der Stadt in eine Betonwüste sehen wir das als notwendig an. Wir schicken euch ein Zeichen der Lebendigkeit.

 

Liebe Grüße an die Besetzter*innen in Leipzig vor zwei Wochen! Liebe Grüße an die Besetzer*innen der Habersaath-Straße!

 

Anstelle von Isolation, Spaltung, Herrschaft, Ausbeutung und Zerstörung streben wir eine Nachbarschaft mit Austausch, Solidarität, Selbstorganisierung, gegenseitiger Hilfe und Aktivität an.

 

Wir sind wütend, wir sind laut. Nordkiez lebt!

 

 

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