(B - BB) Bericht: Brandenburg Calling: Gegen den AfD- Parteitag in Rangsdorf!
Am Samstag, den 02.02.2019 folgten rund 70 Berliner Antifaschist*innen unserem Aufruf zu einer gemeinsamen Anreise nach Rangsdorf, um vor Ort das lokale Bündnis und die Demonstration „Gesicht zeigen gegen den Rechtsruck“ zu unterstützen. Die Demonstration mit rund 300 Teilnehmer*innen, die von Mitgliedern des Vereins Grenzenlos e.V. angemeldet wurde, richtete sich gegen den AfD- Landesparteitag im Seehotel Rangsdorf.
Support vor Ort
Die organisierte Anreise aus Berlin wurde von Anwohner*innen und Gruppen vor Ort sehr positiv aufgenommen.
Bei der Ankunft am Bahnhof in Rangsdorf, dem Startpunkt der Demonstration, ließen sich Kontakte knüpfen und es wurden einige Gespräche mit Rangsdorfer*innen geführt. Die Demonstration startete kraftvoll und laut mit Parolen gegen die rassistische Politik der AfD und für Solidarität mit geflüchteten Menschen. Während der Demonstration kam es immer wieder zu Zuspruch von Anwohner*innen.
Protest vor dem Seehotel
Gegen ca. 14 Uhr erreichte die Demonstration schließlich ihren Abschlusspunkt am Seehotel Rangsdorf, wo die Brandenburger Cops bereits Gitter aufgestellt hatten. Entlang der gesamten „Landseite“ des Seehotels Rangdorf formierte sich die Demonstration mit Transparenten und Fahnen zu einem weithin hör- und sichtbaren Protest. Die Teilnehmer*innen des AfD-Parteitags drängelten sich an den Scheiben des Seehotels und zückten ihre Smartphones, um Videos zu machen. Scheinbar war ein geordnetes Arbeiten auf dem Parteitag zu diesem Zeitpunkt entweder nicht vorgesehen, oder aufgrund des massiven Protests vor dem Hotel nicht mehr möglich. So überrascht es auch nicht, dass schon nach kurzer Zeit diverse FunktionärInnen, darunter auch Andreas Kalbitz, vor dem Hotel aufkreuzten. Sichtlich unentschlossen, wie mit dem Protest umzugehen sei, einigte man sich von Seiten der AfD augenscheinlich darauf, minutenlang Selfies vor dem Hotel zu machen und die Aktivist*innen des Gegenprotests zu provozieren. Eine Auswahl dieser Neudefinition von „Parteitagsarbeit“ ist bereits auf der Facebook Seite der Neofaschist*innen veröffentlicht worden. Als Reaktion auf die zunehmenden Provokationen von Seiten der AfD, die sich irgendwann regelrecht im Gegenprotest suhlten, kam es schließlich zu einigen Klopapier und Trillerpfeifen-Würfen. Trotz klirrender Kälte standen viele Rangsdorfer*innen noch weit über eine Stunde vor dem Hotel um gegen diese Inbeschlagnahme ihres Ortes durch die AfD zu protestieren. Während schließlich beim Lautsprecherwagen die Reden einzelner Politiker der demokratischen Parteien liefen, verließen die ersten Menschen die Abschlusskundgebung zurück zum Bahnhof Rangsdorf, so dass nach Auflösung der Versammlung noch rund 80 Personen anwesend waren. Im Anschluss ging es auch für uns zurück zum Bahnhof Rangsdorf. Zu Provokationen und Übergriffen seitens der eingesetzten Cops kam es überraschenderweise, unseres Wissens nach, nicht.
AfD- Tagungsort Seehotel Rangsdorf. Scheinbar kein Zufall!
In Gesprächen beklagten viele Rangsdorfer*innen, dass das Seehotel der AfD bereits zum wiederholten male Räume zur Verfügung gestellt hat. Zuletzt Anfang Januar ebenfalls für einen Landesparteitag. In einem Redebeitrag wurde erwähnt, dass dort voraussichtlich auch am 18. März 2019 der nächste geplant sein soll. Dass das Seehotel dies ganz bewusst und aus ideologischen Hintergründen tut, liegt klar auf der Hand, wenn man einen Blick auf die Vita des Hotelketten-Besitzers Rolf Lohbeck wirft. Dieser ist Autor von rechten Romanen mit Titeln, wie „Moschee des Todes“ und „Kalifat des Todes“, die am Laufenden Band stereotype, rassistische Hetze gegen Geflüchtete beinhalten. Zum Beweis, nur ein kleiner Ausschnitt aus der eigenen Buchbeschreibung der offiziellen Homepage der Lohbeck- Privathotels:
„Mag auch Angela Merkel daran festhalten, dass wir „das schaffen“ – Dr. Lohbeck beschreibt in seinem neuesten Politthriller schonungslos, wie die Wirklichkeit aussieht: Hunderttausende Flüchtlinge strömten illegal nach Deutschland, Recht und Gesetz sind in Teilen außer Kraft. Mit den Menschen, die in Todesangst vor Hunger und Krieg flüchten, kamen in großer Zahl auch IS-Kämpfer unkontrolliert ins Land. Niemand weiß, wie viele es wirklich sind und was sie im Schilde führen – das macht die Situation so brisant.“
Diese Bücher werden auch direkt in Lohbecks Hotels vertrieben, selbstverständlich auch während der dort stattfindenden AfD- Parteitage. Bereits im Jahr 2017 rief eine Kreisvorsitzende der GÜNEN wegen der AfD- Nähe dazu auf, das Seehotel nicht mehr für die eigenen Parteiveranstaltungen zu nutzen.
Der Kapitalist Lohbeck besitzt neben Hotels in Deutschland, den USA und Österreich, noch einige Brauereien, Seniorenresidenzen und einen eigenen Zeitungsverlag.
Perspektive
Die AfD erreichte bei den letzten Bundestagswahlen 2017 in Rangsdorf ein Wahlergebnis von 15,42 % mit 1.113 Stimmen. Damit liegt sie hinter den Wahlergebnissen in Gesamt- Brandenburg, bei denen sie 20,2 % erreichte.
Uns hat es gefreut, zu sehen, dass sich in der Kleinstadt ein breiter zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen die neofaschistische Partei etabliert hat und dieser Ausdruck in einer Demonstration gegen den Landesparteitag der Rechten fand. Bereits Anfang Januar gab es eine Demonstration des Vereins „Grenzenlos e.V“, an der sich rund 100 Menschen beteiligten. Auch in Zukunft ist es daher wichtig, die Rangsdorfer*innen weiter in ihrem Kampf gegen die AfD zu unterstützen. Über die rechten Umtriebe des Seehotel- Inhabers Rolf Lohbeck muss noch weiter in der Stadt und darüber hinaus aufgeklärt werden. Bereits auf der Demonstration äußerten viele Menschen, das Seehotel seit dem Bekanntwerden der Gesinnung des rechten Betreibers, zu meiden. Von den auf der Demonstration anwesenden Rangsdorfer*innen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass nicht Geflüchtete das Problem seien, sondern die mangelnde Sozialpolitik der demokratischen Parteien, ein Wegfall an Infrastrukturen, sowie die Schließung lokaler Gaststätten.
In Zukunft gilt es dies stärker in die Proteste hineinzutragen und auch die Verantwortlichen klar zu benennen, da sich linke Kritik nicht in einem einseitigen Abwehrkampf gegen die AfD und andere rechte Kräfte erschöpfen darf, sondern ebenso die eigenen Vorstellungen von sozialem Zusammenleben, Selbstverwaltung und einer Organisierung von unten in den Vordergrund stellen muss. Zudem müssen wir auch den bürgerlichen Parlamentarismus als Teil des Rechtsrucks benennen und problematisieren. Unser Ziel als Antifaschist*innen darf letzten Endes nicht sein, die Menschen nur dazu zu bewegen ihr Kreuz an anderer Stelle zu setzen. Den bereits vorhandenen lokalen Netzwerken, die sich solidarisch positionieren, gilt es weiter den Rücken zu stärken.
Danke an Alle, die an diesem Tag in Rangsdorf gegen die AfD auf die Straße gegangen sind!
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Keine Stadt, kein Dorf, keine Straße, kein Raum für die AfD!
Ergänzungen
Fotos
Ergänzung: Der Typ auf dem Foto in dem schwarzen Anzug ist der rechte Autor und Unternehmer Rolf Lohbeck. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass es der AfD erlaubt ist, ihre Parteitage im Seehotel Rangsdorf zu veranstalten.