Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK): Türkische Angriffe mit Einverständnis der USA

Die Angriffe der Türkei auf Mexmûr, Şengal und Rojava dienen dem Zweck, das faschistische Regime im türkischen Staat aufrecht zu erhalten, erklärt die KCK und ruft zum Widerstand auf.

Der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat eine Erklärung zu den jüngsten Luftangriffen der türkischen Armee auf zivile Siedlungsgebiete in Südkurdistan abgegeben. Am Donnerstagabend haben Kampfjets das Flüchtlingscamp Mexmûr und das ezidische Siedlungsgebiet Şengal bombardiert. In Şengal kam es zu keinen menschlichen Verlusten, in Mexmûr wurden ein Mädchen und drei Frauen im Alter zwischen 14 und 73 Jahren getötet. Die KCK macht in ihrer Erklärung darauf aufmerksam, dass die beiden Angriffsziele eine besondere Bedeutung haben und das faschistische Regime in der Türkei sich durch den permanenten Kriegszustand in Syrien auf den Beinen zu halten versucht.

In der Erklärung heißt es:

„Der türkische Staat baut seine Existenz seit seiner Gründung auf einem physischen und kulturellen Genozid an Völkern und Glaubensgemeinschaften auf. Zuletzt sind das Flüchtlingscamp Mexmûr, das unter dem Schutz der UN steht, und Şengal angegriffen worden. Nord- und Ostsyrien werden mit einer Militärinvasion bedroht“, so der KCK-Exekutivrat, der den Angehörigen, der Bevölkerung von Mexmûr und dem gesamten kurdischen Volk sein Beileid ausspricht.

In Syrien wird ein permanenter Kriegszustand forciert

„Die Androhung einer Besatzung Nord- und Ostsyriens sowie die Angriffe auf Şengal und Mexmûr haben eine besondere Bedeutung. Der türkische Staat will Nord- und Ostsyrien besetzen, um das von den Völkern gemeinsam aufgebaute demokratische, freie und gleichberechtigte Leben zu zerstören. Für den Faschismus stellen Demokratie, Freiheit, Gleichheit und Frieden eine Bedrohung dar. Der türkische Staat weiß, dass der Faschismus in der Türkei nicht haltbar ist, wenn in Syrien eine demokratische Ordnung entsteht. Um den Faschismus auf den Beinen zu halten, soll in Syrien ein permanenter Kriegszustand bestehen bleiben. Faschismus lebt von Blut und Feindschaft.

Mexmûr ist aufgrund des von der dortigen Bevölkerung aufgebauten Systems und ihrer ehrenvollen Haltung angegriffen worden. Die Menschen in Mexmûr halten seit einem Vierteljahrhundert stand gegen jede Form von Angriff.[1] Sie sind ein Symbol für ehrenhaften Widerstand. Der Angriff auf Mexmûr gilt der unbeugsamen Haltung unseres Volkes.

Ebenso ist es kein Zufall, dass das türkische faschistische Regime ständig Şengal angreift. Der Angriff gilt den Minderheiten, Religionsgemeinschaften und Konfessionen, die einen eigenen Willen zeigen. Für den türkischen Staat ist es unerträglich, dass das ezidische Volk, das seit Jahrhunderten durch Erniedrigung, Vertreibung und Massaker ausgelöscht werden soll, einen eigenen Willen bildet. Was der IS nicht geschafft hat, will der türkische Staat selbst erledigen. Mit den Eziden sollen auch die Aleviten, die Kakai, die Suryoye und die Christen angegriffen werden. Der türkische Staat will Chaos anrichten und die Menschen in Kurdistan einschüchtern.

Einverständnis internationaler und regionaler Mächte

Wie bereits im ersten Weltkrieg finden auch die heutigen Angriffe des türkischen Staates auf die Kurden und die anderen Völker der Region nicht ohne das Wissen und Einverständnis internationaler und regionaler Mächte statt. Der irakische Luftraum steht unter der Kontrolle der USA. Ohne die Einwilligung der USA sind solche Luftangriffe nicht möglich. Der türkische Staat hat bereits bei dem Anschlag auf Zekî Şengalî [2] erklärt, dass die irakische Regierung darüber informiert war. So wie damals zeigt sich die irakische Regierung auch heute nicht überzeugend. Auch die südkurdische Regierung hat sich nicht gegen die Angriffe positioniert. Daran wird deutlich, dass die irakische und die südkurdische Regierung ihr Einverständnis gegeben haben. Dass auch die Vereinten Nationen keine Reaktion angesichts des unter ihrem Schutz stehenden Flüchtlingscamps zeigen, ist jedoch in keiner Weise hinnehmbar. Die UN machen sich damit verdächtig.“

Die Angriffe gelten nicht nur den Kurden

Die KCK beglückwünscht in ihrer Erklärung die Menschen aus Mexmûr und Şengal für ihre unbeugsame Haltung und verweist auf den geschlossenen Widerstand der Völker Nord- und Ostsyriens gegen die türkischen Invasionsandrohungen: „Die Menschen wissen genau, dass der Angriff nicht nur den Kurden gilt, sondern dem gemeinsam aufgebauten demokratischen und freien Leben“, so die KCK, die die Völker der Region zum Widerstand und die Freundinnen und Freunde des kurdischen Volkes zur Solidarität aufruft.

 

[1] Anm. der Redaktion: Im Camp Maxmur leben KurdInnen, welche in den 90er Jahren aus ihren Dörfern in Bakur/Türkei vertrieben wurden

[2] Anm. der Redaktion: Zekî Şengalî war Mitglied der ezidischen Koordination Şengal. Er wurde am 15 August 2018 durch einen gezielten Luftangriff des türkischen Militärs auf sein Fahrzeug ermordet.

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen