Roni Baz: Bewertung zur Jugend in Europa
In einem Video-Interview mit Nuce Ciwan, bewertet Roni Baz von Komalen Ciwan (Vereinte Jugend) den kürzlich stattgefundenen Jugendkongress in Europa, die aktuellen Schwierigkeiten in der Jugendarbeit und eröffnet Perspektiven für die kurdische und internationalistische Jugend.
Von der in Europa lebenden kurdischen Jugend und ebenso auch vielen anderen in Europa lebenden revolutionären sozialistischen Jugendlichen, die mit unserer Bewegung sympathisieren, wurde gemeinsam ein Jugendkongress durchgeführt. Hiermit begrüßen wir diesen Kongress. Wir gratulieren den GenossInnen, denjenigen, die sich die Mühe gegeben haben den Kongress vorzubereiten und denjenigen die sich für den Kongress eingesetzt haben.
Die Ergebnisse des Kongresses spiegelten sich in der Presse wider. Die inhaltlichen Themen, sowie die Planung wie sich in Zukunft dem Kampfprozess angeschlossen wird, wurden in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit haben wir davon mitbekommen. Wir sind zuversichtlich, dass der Kongress eine starke Kritik und Selbstkritik beinhaltet. Denn es war für die in Europa lebende revolutionäre Jugend aus Kurdistan eine starke Selbstkritik erforderlich. In diesem Prozess hatten sie natürlich große Arbeit getan und sie ließen die Reihen des Kampfes nie unvollständig. Dennoch war es nicht auf ausreichender Ebene, um den Faschismus zu zerstören und die Isolation zu durchbrechen. Deswegen konnten sie keine ausreichende Ebene des Kampfes hervorbringen. Deshalb ist eine starke Selbstkritik von Nöten.
Von hier aus möchten wir der kurdischen Jugend in Europa Folgendes mitteilen und der gesamten revolutionär patriotischen Jugend und denjenigen, die eine Vorreiterrolle einnehmen:
Man muss die aktuelle Phase, den warmen Kriegsprozess den wir durchlaufen, gut verstehen. Damit auch die Gefahren und Möglichkeiten, die sich ergeben, richtig erkannt werden, ist es notwendig ein starkes Bildungsprogramm zu beginnen. Die GenossInnen befinden sich im Zentrum des Kapitalismus. Das ist natürlich nicht einfach, denn sie sind tagtäglich mit allen ideologischen Angriffen des Kapitalismus konfrontiert. Um den Kampf gegen den türkischen Faschismus zu intensivieren sollten sie die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen und sie sich erneut ins Gedächtnis rufen. Sie sollten insbesondere die revolutionäre Tradition in Europa analysieren. In den 1990er Jahren zum Beispiel war die Jugend Kurdistans wichtig für unseren Kampf in Europa und sie hat diese Mission erfüllt. Das müssen wir gut ausdiskutieren.
Wir haben größere Chancen als in den 90er Jahren, vor allem in Europa. Warum? Derzeit ist die PKK-Bewegung für die gesamte Weltbevölkerung zu einer großen Hoffnung auf Alternative geworden. In der Vergangenheit war die PKK-Bewegung auf dieser Ebene unter den Völkern Europas nicht anerkannt. Warum? Mittlerweile wurde in Kobanê Widerstand geleistet. Warum? In Êfrin wurde Widerstand geleistet. Warum? Weil die YPG mit dem Widerstand Kurdistans DAEŞ besiegt hat. Diese Entwicklungen haben zur Anerkennung der kurdischen Freiheitsbewegung PKK und zu einer Akzeptanz der Bevölkerung, anlässlich des Kampfes der YPG und YPJ in Rojava, geführt. Nun, dann stellt sich die Frage: In wie weit konnten wir dieses Prestige in Europa als Jugend Bewegung bewerten? Und wie konnten wir dem in unserer Organisierung gerecht werden? Wie viele Menschen konnten wir bei dieser Gelegenheit erreichen?
Natürlich gibt es einige Entwicklungen, die jedoch unzureichend sind, so dass sie nicht in der Lage sind, das Niveau unseres Kampfes widerzuspiegeln. Es ist wichtig, dies zur Sprache zu bringen. Wir glauben daran, dass wir das mit diesem Kongress überwinden können. Bereits der Name wurde zu Tevgera Ciwanên Şoreşger geändert. Sie sagten, dass sie mit revolutionären Maßnahmen handeln würden und dass sie mit revolutionärer Entschlossenheit am Kampf teilnehmen würden, die YXK- Arbeiten eingeschlossen. Sie sind ein Ganzes. Wir müssen von allen zweitrangigen Tagesordnungen, die uns intern ersticken, wegkommen. Dieser Prozess ist ein Prozess, der keine Fehler akzeptiert. Dieser Prozess ist ein Prozess, der mehr Opferbereitschaft in Anspruch nehmen wird.
Ich möchte daher auf einen Begriff eingehen, der im Kongress öfters aufgetaucht ist: Es sei mit der Heimat eins zu werden. Unter anderem wurde der Prozess anhand dessen bewertet. Ebenso die organisatorische und ideologische Bewertung wurde in diesem Rahmen durchgeführt. Selbstverständlich muss man sich mit der Heimat vereinen, um zu einer führenden Persönlichkeit im Land zu werden. Mit dem Land zu leben heißt, bis zum Schluss vereint mit dem Volk, deren Wut, deren Hoffnung und deren Entschlossenheit am Kampf und mit dieser Verpflichtung leben und kämpfen zu können. Mit dem Land zu leben bedeutet, eine ernsthafte und entschlossene, radikale Haltung gegen jeden Ansatz des Liberalismus zu haben. Mit dem Land zu leben bedeutet, eine Linie zu schaffen, die die alten Prozesse überwindet. Eine kreative und effektive Aktionslinie zu schaffen, die insbesondere die europäischen Staaten bezwingt. Mit dem Land zu leben, heißt, in den Bergen zu leben, für das Land zu kämpfen und für das Land zu atmen. Alles andere ist haram. Das gilt für die Jugend von Kurdistan. Jeder weitere Atemzug, ist für uns nicht akzeptabel. Vor allem, wenn unser Vorsitzender sich in Isolationshaft befindet. Wir haben keine Alternative außer dem Kampf, es gibt weder eine andere Option noch eine andere würdige Lebenssituation.
Einige der erwähnten Freiheitsoptionen und all dies, sind die Spiele des Kapitalismus. Das sind alles die Spiele der Kolonialisten. Es gibt einige Worte, die erfunden werden, um die Jugend Kurdistans von Freiheitswerten zu trennen. Das sind ideologische Ansätze und Angriffe. Dessen muss man sich bewusst sein. Wenn es Leben mit dem Land heißt, dann sollten diese Fragen gestellt werden. Dazu müssen die europäischen Jugendlichen, entscheidende Mobilisierungen in zwei Punkten vornehmen. Alle kurdischen Jugendlichen und alle in Europa, alle sozialistischen Jugendlichen sollten sich das vornehmen. Erstens die Mobilisierung der Organisierung, zweitens die Mobilisierung der Aktion. Darüber hinaus geht es um eine Ausbildungs- und Bewusstseinsarbeit. In diesen beiden Bereichen, werden wir wichtige Sprünge erreichen und bedeutende Entwicklungen schaffen.
So wie in der Phase in der YCK (Union der Jugendlichen aus Kurdistan), als die kurdische Jugend in Europa unseren historischen Kampf geprägt hat, haben wir heute die selben Möglichkeiten, diese Eindrücke der kurdischen Jugend in Europa wieder zu hinterlassen. Es gibt auch ein solches Niveau und Erfahrung der in Europa lebenden Jugendlichen Kurdistans. Wir sind in Besitz einer apoistischen Philosophie, eines apoistischen Kampfniveaus, eines apoistischen ideologisch-alternativen Systems. Das müssen wir wissen.
Und aus diesem Grund, wenn sich nicht die kurdische Jugend traut, wer denn dann? Wenn die kurdische Jugend nicht entschlossener denn je ist, wer sollte es dann sein? Zum ersten Mal wird in der Geschichte eine Freiheitsbewegung, ein Befreiungsführer, als die Hoffnung auf Freiheit in der ganzen Welt angesehen. Gibt es noch einen Grund, um Stolz zu sein? Gibt es denn ein Leben, das ehrenvoller sein könnte? Alles andere ist nicht akzeptabel, alles andere ist mit der Sklaverei gleichgestellt. Tatsächlich ist es eine sehr tiefe und schmutzige Sklaverei. Daher der Glaube an eine eigene Ideologie, Vertrauen und Selbstvertrauen. Zufälliges oder bloß tägliches bewegen ist nicht ausreichend. Es benötigt ein klug und durchschauendes Bewegen, geplantes und systematisches Leben, Arbeit und Kampf.
Wir glauben daran, dass sich eine solche Jugendorganisation entwickeln wird. In Europa gibt es sowohl ezidische als auch alevitische Jugendliche. Ebenso gibt es in Rojava, Başur und in Rojhilat junge Leute. Wenn man es objektiv betrachtet sieht es etwas fragmentiert aus. Sehr schnell muss diese Formation mit dem Bündnis der Jugendopposition gestärkt werden, um eine Einheit aufzubauen. Zu dem gibt es internationalistische Arbeiten, internationalistische GenossInnen. Es ist notwendig, all dies zusammenzubringen, den einzigen Widerstandsblock gegen den Faschismus zu bilden, die einzig widerstandleistende Front und die sich in dieser Position befindende Lage zu vergrößern. Vielleicht ist dies was die Jugendorganisation Kurdistans in Europa an Schwierigkeiten mitbringt. Es gibt eine fragmentierte Situation, diese Fragmentierung muss überwunden werden.
Schauen wir mal, ob es im türkischen Faschismus zu einer Fragmentierung kommt? Kriegszeiten akzeptieren keine Fragmentierung. Was auch immer seine Ideologie ist. Damit ein junger Mensch gegen den Faschismus kämpfen kann, muss er nicht die apoistischen Ideologie vertreten. Es gibt nur einen Punkt, der uns zusammenbringt. Und zwar ist es der Antifaschismus, Antikapitalismus. Ob Sozialismus, oder eine andere Ideologie vertreten wird ist irrelevant. Wir haben nur ein Prinzip und zwar den Kampf gegen den Faschismus. Andere ideologische Unterschiede sind in diesem Zeitraum keine geforderte Maßnahmen. Im Gegenteil sie stehen außen vor. Es ist nicht wichtig welcher Ideologie, welcher Abstammung man angehört. Wer auch immer er/sie sein mag, wo auch immer er/sie herkommt. Es ist wichtig, sie alle innerhalb der Front der revolutionären Jugendbewegung zu organisieren und zu mobilisieren.
Wer dies tun wird, ist die revolutionäre Jugendbewegung. Wir glauben, dass sie das tun werden, sie haben eine solche Macht. Unsere Erwartung bei Seite, es ist auch nicht bloß eine Erwartung, wir glauben nämlich, dass die Jugend Kurdistans sie erfüllen wird. Abgesehen von unseren Erwartungen haben unsere GenossInnen, unser Land und unser Volk ebenso solch eine Erwartung.
Während der Krieg in anderen Teilen so intensiv weitergeht, sind wir davon überzeugt, dass die Jugend in die Berge der Guerilla strömen wird und sich den Reihen der Guerilla anschließen wird. Bis jetzt haben wir viele GenossInnen aus Europa, die sich mit einer Opferbereitschaft den Guerillakämpfen angeschlossen haben, gekämpft haben und gefallen sind. Sie haben diese Stellung seitdem immer stark gehalten und wir glauben, dass sie noch stärker werden können. Wir sind der Meinung, dass sie auf dieser Handlungs- und Organisationslinie basieren werden. Zum Schluss sagen wir das für die europäische Jugend: Lasst uns organisieren, zu Aktionen übergehen und aufstehen.
Das ganze Interview als Video mit deutschen Untertitelnfindet ihr unter: Nuce Ciwan
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