Keupstraße ist überall! - Auch in Leipzig

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Pressemittelung zur Straßenumbenennung einiger Leipziger Hauptverkehrsstraßen in Gedenken an die Opfer der NSU-Morde in der Nacht zum 04.11.2014

Pressemitteilung vom 04.11.2014, Straßenumbenennung einiger Leipziger Hauptverkehrsstraßen in Gedenken an die Opfer der NSU-Morde.

In der Nacht zum 04.11.2014 wurden zwei Hauptverkehrsstraßen im Leipziger-Süden und -Osten in Gedenken der Opfer der rassistischen NSU-Morde umbenannt. In der Südvorstadt wurde die Karl-Liebknecht-Straße in Keupstraße und im Leipziger-Osten die Dresdner Straße in Halit-Straße umbenannt. Die Aktion ist Teil der bundesweiten Kampange "Keupstraße ist überall" zum Tag der Selbstenttarnung des NSU am 04.11.2011.

"Damit die öffentliche Wahrnehmung nicht wieder auf den NSU und somit auf die Täter_innen gerichtet sein wird, werden bzw. wurden auch schon, bundesweit Straßen
umbenannt. Auf diese Weise möchten wir unsere Solidarität mit den mehr als 30 Nebenkläger_innen im NSU-Prozess und den Angehörigen der Opfer zeigen." so die
Aktionskünstlerin Ronja R. "In der Kölner Keupstraße wurden am 9.Juni 2004 22 Menschen durch ein Nagelbombenanschlag des NSU zum Teil schwer verletzt. Der neue Name
der Dresdner Straße (Halit-Straße) ist Halit Yozgat gewidmet, der am 6. April 2006 aus rassistischen Motiven vom NSU in Kassel ermordet wurde." "Wir wollen mit der
symbolischen Straßenumbenennung den Opfer des NSU gedenken, in dem wir ihre Namen sichtbar machen und so einen öffentlichen Ort zum Mahnmal des Rassismus ausrufen.
 Gleichzeitig soll so aber auch der alltägliche Rassismus aufgezeigt werden, in dem der öffentliche Ort des Alltags, nämlich die Straße an sich mit den Namen
derjenigen identifizieren wird, die dem Rassismus zum Opfer gefallen sind." "Wir sehen den NSU nicht als einzelnen barbarischen Exess rassistisch motivierter Gewalt
an, sondern als mörderische Konsequenz eines menschenverachtenden rassistischen Weltbildes, dessen alltägliche Formen zwar nicht so mörderisch, jedoch nicht minder
gewaltvoll und rassistisch sind." so Ronja R. weiter.
weitere Informationen zu der bundesweiten Kampange unter: http://keupstrasse-ist-ueberall.de/

In Gedenken an: Enver Şimşek, Abdurrahim Ödzüdorğu, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theorodos Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat sowie alle weiteren Opfer des NSU und der rassistischen Gewalt

sowie in Solidrität mit den Freund_innen und Familien der Opfer und ihren Kämpfen gegen Rassismus.

Gegen Rassismus auf allen Ebenen! In Deutschland und anderswo!

Keupstraße ist überall!

 
Auszug aus dem Aufruf zur Straßenumbenennung der Kampange "Keupstraße ist überall":

Denn der 04. November stellt nicht nur ein Ende des NSU dar. Vielmehr steht
dieser Tag für den Anfang einer bisher kaum staffgefundenen gesellschaftlichen Auseinandersetztung. Hätte die Selbstenttarnung nicht stattgefunden, wären die
Betroffenen bis heute noch nicht von der Verdächtigung der deutschen Behörden befreit und als Opfer rassistischer Gewalt anerkannt worden. Bis zum heutigen Tag
jedoch hat in keiner Stadt ein den Wunsch der Betroffennen entsprechendes Gedenken and die verlorenen Freunde und Familienmitglieder stattgefunden. Inzwischen ist
deutlich geworden, dass der Aufklärung im NSU-Prozess enge Grenzen gesetzt werden, um zentrale Fragen darin nicht zu verhandeln: Wer gehört(e) zum NSU-Netzwerk und
welche Rolle spielte der Verfassungsschutz darin? Welche institutionellen Vorraussetzungen ermöglichten es dem NSU über so viele Jahre unbehelligt zu morden und
Bombenanschläge zu verüben, während die Angehörigen der Mordopfer in Nürnberg, München, Rostock, Dortmund und Kassel sowie die Betroffenen der Bombenanschläge in
Köln über Jahre kriminalisiert und öffentlich verdächtigt wurden?

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