Erste Proteste gegen Montagsdemonstration

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Im Vorfeld der inzwischen schon dritten Demonstration gegen vermeintliche “Glaubens- und Stellvertreterkriege auf deutschem Boden” hatte die “Undogmatische Radikale Antifa” (URA) ebenfalls zu einer eigenen Veranstaltung am Goldenen Reiter aufgerufen.

Während die Zahl der selbsternannten Verteidiger des Abendlandes gegenüber der letzten Woche noch einmal auf mehr als 1.000 Personen zulegen konnte, beteiligten sich an der unter anderem auch vom Bündnis “Dresden Nazifrei” beworbenen Gegenveranstaltung nur etwas mehr als 250 Menschen (Bilder). Obwohl die etwa 100 eingesetzten Beamtinnen und Beamten immer wieder versuchten, kritischen Protest in Hör- und Sichtweite der PEGIDA-Demonstration zu verhindern, kam es im Bereich des Neumarktes vereinzelt zu lautem Protest.

 

Nachdem es vor zwei Wochen im Umfeld der PEGIDA-Kundgebung zu Übergriffen gegen vermeintlich linke Menschen kam und in der letzten Woche immer wieder gegen anwesende Journalisten gepöbelt wurde, fand gestern zum ersten Mal eine offizielle Gegenveranstaltung statt, die sich gegen Rassismus und islamfeindliche Hetze richtete. Der Demonstrationszug setzte sich gegen 17 Uhr am Goldenen Reiter in Bewegung und zog von dort über die Augustusbrücke auf die Altstadtseite.

 

Unterwegs wurden Passantinnen und Passanten mit Flyern und Durchsagen über den Hintergrund der Versammlung auf dem Postplatz informiert. In der Dresdner Altstadt ging es dann mit musikalischer Begleitung und viel Bass weiter über den Schlossplatz bis zu einer Zwischenkundgebung vor der Altmarktgalerie.

 

Nachdem der Versuch, von dort zum Postplatz zu gelangen, von der Polizei gewaltsam unterbunden wurde, ging es schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt auf dem Neustädter Markt. Insgesamt blieb die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedoch deutlich hinter denen der PEGIDA-Veranstaltung zurück, die sich auch in dieser Woche vornehmlich aus Fußballanhängern, stadtbekannten Nazis und Teilen der Normalbevölkerung zusammensetzte.

 

Während Mitveranstalter Lutz Bachmann über Facebook daran appellierte, sich nicht von “antidemokratischen linken Faschisten” provozieren zu lassen, nahmen Redebeiträge Bezug auf rechtes Gedankengut, wenn etwa gefordert wurde, “friedlich, entschlossen und völkisch stark” zu demonstrieren.

 

Auch in sozialen Netzwerken geben sich Teilnehmer kaum Mühe, ihre rechte Einstellung zu verbergen. Dies verwundert kaum, schließlich hatte Bachmann selbst ein Interview mit der von Felix Menzel herausgegebenen neurechten Zeitung “Blaue Narzisse” gegeben und dort behauptet, deutsche Gerichte würden vor wirklichen Bestrafungen so genannter “Hassprediger” zurückschrecken.

 

Gleichzeitig eigneten sich die Proteste Losungen der Leipziger Montagsdemonstrationen an, um damit jedoch nicht wie 89 für eine friedliche, demokratische Neuordnung, sondern vielmehr gegen Flüchtlinge und gegen eine angebliche “radikalreligiöse Unterwanderung unseres Landes und unserer christlich-jüdischen Abendlandkultur” zu protestieren. Vom Postplatz zogen die mehr als 1.000 Menschen nahezu ungestört über die Wilsdruffer Straße und der Weißen Gasse bis vor die Frauenkirche, wo die Demonstration schließlich unter lautstarken “Wir sind das Volk”-Rufen von der Versammlungsleitung beendet wurde.

 

Für die kommende Woche ist erneut eine Demonstration geplant, zur Stunde hatten schon fast 1.000 Menschen bei Facebook zugesagt. Was aus der Veranstaltung in Zukunft werden soll, bleibt dennoch ungewiss. Fakt ist, dass das Klima in der Stadt Asylsuchenden gegenüber immer schlechter wird.

 

Das belegen nicht nur mehrere Übergriffe auf Asylsuchende in der jüngsten Vergangenheit, sondern auch rassistisch motivierte Proteste von Bürgerinnen und Bürgern wie heute am Rande einer Sitzung des Ortsbeirates im Stadtteil Prohlis. Auf Grund der steigenden Zahl von Flüchtlingen rechnet die Stadt bis Dezember 2016 mit rund neu hinzukommenden 3.400 Asylsuchenden, die in Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen der Stadt untergebracht werden müssen.

 

Spätestens dann, wenn sich die von den Veranstaltern bislang noch allgemein gegen die Aufnahme von Flüchtlingen formulierte Haltung mit einem konkreten Protest gegen notwendige Neueröffnungen von Unterkünften verbindet, könnte nach Einschätzung des Antifa Recherche Team (ART) eine “neue und gefährliche Dynamik” entstehen.

 

Fernsehbeitrag des MDR: Demo und Anti-Demo in Dresden

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