Warum wir nicht mit der Jugendorga Revo zusammenarbeiten

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Während des Bildungsstreiks am 22. Juni 2018 sahen manche von euch vielleicht unsere Basisgewerkschaft FAU mit der kommunistischen Jugendorganisation ‚Revolution‘ zusammen demonstrieren und ihr habt euch darüber gewundert. Die gute Nachricht ist: Wir wunderten uns auch! Mit Freund_innen des Staatssozialismus (= Staatskapitalismus) haben wir wenig gemein. Die Jugendorganisation Revo versucht sich jedoch immer wieder die Teilnahme an emanzipatorischen Bündnissen mal zu erschleichen, mal zu erbetteln, mal zu erpressen. Eine Sammlung eines fundierten, inhaltlichen Standpunkts gegen diese und ähnliche Organisationen nahm bei uns einige Zeit in Anspruch. Nun fassen wir unsere Diskussionen in einem umfangreichen Statement zusammen.
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hier der Link zum kompletten Statement und als Teaser noch die Einleitung hier:

Warum dieses lange Statement zur Organisation ‚Revolution‛?

Für die, die den Anlass dieses Statements nicht kennen: Seit ca. 2 Jahren sind verschiedene Gruppen und Strukturen in Dresden mit einer kleinen, trotzkistischen Jugendorganisation konfrontiert. Diese ist bundesweit in 8 Städten vertreten und auch international vernetzt. Sie forderte immer wieder, einen Platz in Bündnissen zu erhalten, obwohl sie von den meisten emanzipatorischen Akteur_innen in Dresden abgelehnt wurde. Mit diesem Statement hoffen wir, anhaltende und anstrengende Auseinandersetzungen um eine eventuelle Akzeptanz der Organisation inhaltlich begründet und dauerhaft zu beenden.

Die trotzkistische Jugendorganisation ‚Revolution‛ Dresden (nachfolgend Revo) ist seit ihrem Entstehen marginal. Es stellt sich also die Frage, warum Organisationen, die etwas Besseres zu tun haben (bspw. Erwerbslosenberatung, Arbeitskämpfe, antifaschistisches Community-Building in Nazikäffern, Hausprojekte, Demos), sich damit befassen sollten, ein umfangreiches Statement zu schreiben oder dieses hier zu lesen. Auch wir haben es aus dieser Frage heraus lange vermieden und wollten dies in einer Theorie‑AG zu Sozialismus-Konzeptionen mal allgemein klären. Uns diese Zeit zu nehmen, verpassten wir aber ebenfalls (wir sind eher Praktiker_innen) und standen schließlich vor der Situation, eine Teilnahme von Revo bei Bündnissen wie dem Kritischen Bildungsbündnis zwar vehement abzulehnen, diesen Standpunkt aber nicht inhaltlich sauber begründen zu können. Das stieß bei weiteren Bündnispartner_innen (zu Recht) auf großes Unverständnis.

Diesem Versäumnis war es schließlich auch geschuldet, dass wir am 22. Juni auf einer Bildungsstreikdemonstration deutlich wahrnehmbar zusammen mit Revo auftauchten, was sicher viele Außenstehende befremdet hat. Für einige Mitglieder unserer Gewerkschaft war es der Grund, nicht an der Demonstration teilzunehmen, und es sorgte auch für Scham bei vielen Branchenmitgliedern, die da waren.

Mit unseren halbgaren Aussagen und unserem schlingernden Verhalten gegenüber Revo haben wir für Unverständnis bei Schüler_innen und Studierenden gesorgt, auch bei jenen, die uns prinzipiell gut finden oder sich gegebenenfalls gar bei uns organisieren wollten. Darüber hinaus sorgten wir auch für Irritation bei Gruppen und Partner_innen, mit denen uns eine langjährige gemeinsame Praxis und eine gemeinsame Haltung gegenüber nicht libertär-sozialistischen Strukturen verbindet. Dafür möchten wir uns entschuldigen.

Im Folgenden möchten wir unsere Ablehnung der Zusammenarbeit mit Revo und ähnlichen Gruppen inhaltlich ordnen, für Außenstehende nachlesbar und plausibel machen und gleichzeitig der Bitte von Revo-Mitgliedern nachkommen, diese Diskussion inhaltlich zu führen.

Wir haben in Zukunft nicht vor, uns Pamphlete hin und her zu senden, und werden auf eine Antwort Revos, so sie nicht umfassend alle hier genannten Kritikpunkte ausräumt und praktische Veränderungen (siehe Ende) anstößt, nicht reagieren. Insbesondere würden wir den Versuch, auf zwei oder drei Details Gegendarstellungen zu liefern, um den Rest der Argumentation außen vor zu lassen, als ein ärmliches, taktisches Manöver empfinden. Wir wollen uns wieder unserer eigentlichen Arbeit widmen und aus der Marginalität mit konkreten, alltäglichen Projekten herauswachsen, anstatt uns mit noch marginaleren Freunden des kommunistischen Kasernenhofs rumzuärgern.

Wir hoffen gleichzeitig, dass der vorliegende Text anderen Gruppen in ähnlichen Situationen helfen kann, die eigene Argumentation zu ordnen und zu schärfen und dass so die hier investierte Arbeitszeit vielleicht nicht ganz umsonst war.

Nach Abschluss der Arbeiten zu diesem Text wurde uns noch eine Kritik der Gruppe „Konverjugend“ an der Organisation Revo mitgeteilt. Auch wenn die Argumentation und die Art und Weise dieser Kritik von uns z.T. so nicht getragen wird, macht der Text teils auf schamlos offenen Antisemitismus der Dachorganisation „ArbeiterInnenmacht“ aufmerksam der uns bei der Recherche entgangen war.

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