Solidaritätsaktion mit Gefangenen am Knast in der Leinestraße
Wir waren am 7. Oktober am Knast in der Leinestraße in Leipzig um den Gefangenen dort unsere Solidarität auszudrücken. Es gab ein Transpi auf dem unsere Botschaft gut lesbar war: Gegen alle Knäste. Außerdem haben wir ein wenig Feuerwerk mitgebracht, um den grauen Alltag im Knast mit etwas Farbe und Licht zu unterbrechen. Wir hatten auch eine Grußbotschaft dabei, die mit Megaphon vorgetragen wurde. Wir waren in Sicht- und Hörweite zum Knast und hatten das Gefühl, dass unsere Grüße gut ankamen.
Es war ein schöner und fröhlicher Moment, zumindest kurz mit den Menschen im Knast in Kontakt zu sein, sich sehen und hören zu können.
Wir wollten mit unserer Soli-Aktion den Menschen drinnen mitteilen, dass wir an sie denken und sie nicht vergessen sind. Wir wollten vor allem die Isolation der Menschen durch den Knast aufbrechen.
Haft soll bewirken, Menschen zu isolieren, sie zu brechen und an diese scheiß Gesellschaft anzupassen. Sie soll in Menschen das Gefühl von Einsamkeit und Machtlosigkeit erzeugen. Diese Logik finden wir abscheulich. Sie ist Teil eines Systems, dass auf Unterdrückung und Ausbeutung beruht, und dem es nicht darum geht, die konkreten Probleme von Menschen anzugehen, sondern einige für ihr „Fehlverhalten“, meist aber für Armut und Aktivitäten der Umverteilung und des Überlebens zu bestrafen.
Wir lehnen es generell ab, dass Menschen bestraft und eingesperrt werden. Wir sind gegen den Staat und das Justizsystem im Ganzen und glauben nicht an dessen „Gerechtigkeit“.
Gesetze, die das Eigentum schützen, können nicht gerecht sein, da sie Menschen bestrafen, die nicht genug Geld haben, um sich Fahrkarten, gutes Essen oder andere Dinge für ein gutes Leben zu kaufen. Die meisten Menschen in deutschen Knästen sitzen aufgrund von sogenannten „Eigentumsdelikten“, weil sie keinen deutschen Pass haben, weil sie einer illegalisierten Arbeit nachgehen, wegen Konsums illegalisierter Substanzen oder bestimmter illegalisierter Wohnformen.
Wir finden es zum Kotzen, dass in dieser Gesellschaft vor allem die Menschen inhaftiert werden, die nicht in die Norm passen. Wir glauben nicht, der Knast würde Menschen „bessern“. Er ist dafür da, Menschen gegenüber der geltenden Norm in dieser Gesellschaft gefügig zu machen und somit diese repressive Ordnung – den Staat - zu schützen. Knast ist keine Lösung, sondern Teil des Problems.
Knast betrifft uns alle, auch uns hier draußen, weil er als ständige Drohung unser Handeln kontrolliert. Er soll Angst erzeugen, damit wir uns an Gesetze und an eine patriarchale, kapitalistische Norm halten. Der Knast bedroht alle, die sich nicht an diese Norm halten, die nach Freiheit streben und den Staat nicht akzeptieren.
Wer eine Gesellschaft ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung anstrebt, muss dem Staat gegenüber feindlich sein.
Wir hassen jede Form von Herrschaft und als einen ihrer Ausdrücke den Knast.
Denn solange diese Gesellschaft Knast braucht, kann keine von uns wirklich frei sein.
Freiheit für alle Gefangenen!
Wir kommen wieder!