Chemitz. Sachsen. Deutschland

 

 Die jüngsten Ereignisse in Chemnitz anlässlich einer Auseinandersetzung auf dem Stadtfest mit 2 Verletzten und einem Verstorbenen, sind symptomatisch für die momentane Situation in Deutschland. Gestern versammelten sich über 5000 Personen und Sonntagabend an die 1000 Personen in Chemnitz aus dem rechten bis rechtsradikal-militanten Spektrum, darunter Neonazis, Hools, Parteien wie der Dritte Weg, die AfD, und verschiedene andere regionale Bündnisse aus rechten Strukturen.

An beiden Tagen war die Szenerie von Rechten bestimmt, die durch rassistische Parolen, Hitlergrüße und körperliche Übergriffen, auf alle die in ihr Feinbild passten - vor allem vermeintliche Migrant*innen und Linke - , versuchten gewalttätig klar zu machen, dass dies kein Ort für sie sei. Eine weitere Parallele der beiden Tagen waren die komplett überforderten sächsischen Bullen - ob dahinter Kalkül steckt oder nicht darüber lässt sich spekulieren. Besonders am Sonntag waren die Betroffenen des rassistischen Mobs hauptsächlich wahllos ausgesuchte People of Color, mit einem Lynchmob durch die Straßen gejagt und angegriffen wurden.

Gestern kamen zu einer angemeldeten Gegenkundgebung etwa 1000 Menschen. Mit der zu geringen Anzahl an Antifaschist*innen ließ sich gerade mal ein notdürftiger Schutz für die Kundgebung stellen, da die Cops früh klarmachten, dass sie dazu nicht in der Lage wären. Die Kundgebung befand sich genau in der Mitte der Naziroute. In der gesamten Zeit kam es zu erneuten massiven Übergriffen, unter anderem auf eine von Bullen begleitete Abreise von Antifaschist*innen zum Hauptbahnhof.

Behörden und Politik von Pegizei, VS bis zur Regierung haben damit wieder klar gemacht, dass sie nach wie vor Rechte nicht als Gefahr einschätzen und damit aufgedeckt, wie sehr dieses Gedankengut schon bei ihnen verankert ist. Volker Kauder von der CDU sagte erst vor zwei Tagen, dass man auf die AfD Wähler*innen zugehen und mit ihnen in den Dialog treten müsse. Dass damit Stück für Stück die Positionen von rechten Strukturen mehr Raum gewinnen, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Wenn sich selbst als links bezeichnende Parteien, an diesem Spiel beteiligen, sind die Ereignisse der letzten Tage mehr die logische Konsequenz aus der aktuellen Situation, als ein unerwarteter Ausschlag der Eskalation. Das ein Rechtsruck sich nicht nur rechtsaußen vollzieht sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem - von AfD bis Linkspartei, von Polizeigesetzen bis zur Verschärfung der Asylgesetze, von G20-Repression bis zu medialer Berichterstattung - ist, sollte jetzt auch der*die Letzete von uns verstanden haben. Das Bekämpfen dieser Entwicklung beginnt nicht in Chemnitz. Doch dort zeigt sich mal wieder deutlich die Notwendigkeit eines militanten Antifaschismus auf, um im besten Fall den Status Quo aufrecht zu halten. Die Stärkung des Selbstbewusstseins solcher Hetzjagden, führt auch gleichzeitig zu einer Steigerung von Übergriffen und Alltagsrassismus gegenüber PoC‘s, vermeintliche Migrant*innen und alle anderen, die nicht in das hetero-normative weiße Idealbild dieser menschenverachtenden Ideologie passen.

Genau solche Tage wie in Chemnitz vermitteln neonazistsichen Strukturen, dass sie keine Konsequenzen zu befürchten haben, wenn sie zu Pogromen aufrufen und alles daran legen, diese durchzusetzen. Es kann leider nicht davon ausgegangen werden, dass dem wirksam durch die Gesellschaft und dem Staat begegnet wird. Gerade kleine und dauerhaft bedrohte linke Strukturen wie in Chemnitz sind ebenfalls nicht in der Lage, ohne Unterstützung von außerhalb so vielen Nazis etwas entgegenzusetzen. Es gibt in der Regel öffentliche Treffpunkte für gemeinsame Anreisen in die jeweiligen Städte und es ist an solchen Tagen mehr als notwendig in Großgruppen anzureisen und sich auch in diesen zu bewegen. Für den 1. September ist laut der rechten NGO "1% Prozent" aus Berlin eine erneute Demo in Chemnitz geplant und dies ist vermutlich nicht der einzige Tag an dem die Leute Unterstützung brauchen. Organisiert euch und eine gemeinsame Anreise! Supportet die Genoss*innen im Osten.

 Antifa in die Offensive! Die Rechten zu Boden!  Solidarität mit allen Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen