Weshalb Solidarität mit "Letzte Generation"/"Extinction Rebellion" wichtig ist - aus Sicht eines Langzeitgefangenen!

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Im Herbst 2022, wieder wurden Temperaturrekorde gebrochen, haben sich politische Parteien sowie ein großer Teil der Medienhäuser in Deutschland verbündet, um mit Fake News oder an Fake News grenzender Argumentation und Berichterstattung Umweltbewegungen zu delegitimieren, moralisch zu diskreditieren und schließlich auch zu kriminalisieren. Wenn dabei von CDU über die SPD, GRÜNE bis hin zu Deutschlandfunk und BILD TV eine inoffizielle Allianz eingehen, dann dürfte das jedoch zu gleich auch Beleg dafür sein, dass die Aktivist*innen im Auto-Land BRD mit ihren Forderungen einen Nerv getroffen haben.

 

Jene Neugeborenen des Jahres 2022, zumindest im globalen Norden mit einer Lebenserwartung von über 80 Jahren, sie werden im 22.Jahrhundert, wenn sie dereinst im Schaukelstuhl sitzen, mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Welt leben, die in weiten Teilen unbewohnbar sein dürfte. Schon heute machen sich die Hungrigen dieser Erde auf den Weg zu den Schuldigen dieser Erde. Die Europäische Union, ebenso wie die USA versuchen durch ihre brutalen Grenzregime die hungrigen dieser Erde fern zu halten. Dabei geflissentlich übersehend, dass die Satten von heute die Hungrigen von morgen sein werden! Die dann ihrerseits an militärisch gesicherten Grenzen sterben werden.

 

Neben Krieg und Armut ist die Erhitzung des Planeten ein wesentlicher Migrationsfaktor. Jede*r mit offenen Ohren und Augen kann hören und sehen, wie sich G7/G20-Staaten in Millimeterschritten, wenn überhaupt, bewegen um dazu beizutragen die Welt auch noch in 100, 200 und mehr Jahren in weiten Teilen bewohnbar zu halten. Der Jugend von heute anzusinnen, sie möge sich „auf den Marsch durch die Institutionen“ begeben, erscheint ebenso weltfremd wie unverantwortlich. Die wirtschaftlichen und politischen Eliten der Gegenwart werden ihrer Generationen übergreifenden Verantwortung nicht gerecht (was letztlich, wenn wir ehrlich sind, auch niemand von ihnen erwartet), wenn sie versuchen relevante Veränderungen auf die Zukunft zu vertagen. Denn jetzt muss gehandelt werden. Nicht erst in 10,20,50 Jahren, sondern heute!

Angesichts dieser Ausgangssituation erscheint es mir geradezu existenziell, dass Menschen, welche unter Inkaufnahme von Verleumdung, Repression, in einigen Fällen sicherlich auch der Inhaftierung eben jene intergenerationelle Verantwortung ausbuchstabieren, unsere Solidarität erfahren. Sie handeln nämlich dort, wo die Mehrheit der Menschen es lieber bei einer Tasse fair gehandeltem Grünen Tee oder dem Grillnachmittag mit Billigfleisch im Garten bewenden lässt und über die letzte Hitzewelle oder Sturzflut allenfalls klagt. Während zur selben Zeit die Hungrigen an den Grenzzäunen oder im Mittelmeer namenlos, gesichtslos und stimmlos sterben. Während zeitgleich das Eis der Arktis weiter schmilzt. Während in weiten Teilen Afrikas der Boden verdorrt, das Vieh verendet und die Menschen verhungern!

 

Deshalb: Solidarität mit den Aktivist*innen von „Letzte Generation“, „Extinction Rebellion“ und „FFF“!

 

 

Thomas Meyer-Falk, z. Zt. Justizvollzugsanstalt (SV),

 

Hermann-Herder-Str.8, 79104 Freiburg

 

https://freedomforthomas.wordpress.com

 

http://www.freedom-for-thomas.de

 

 

 

 

 

 

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Ergänzungen

Die Liebe zum Leben kann in Sicherungsverwahrung nicht entstehen, so Thomas Meyer-Falk in seinem Erlebnisbericht über ein Jahrzehnt in der JVA Freiburg. Ein weiterer aktueller Text von ihm:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1168355.sicherungsverwahrung-im-totenh...