Die Rudolf-Hess-Parade in Berlin
Am Wochenende jährte sich der 74. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns. Ihm widmeten wir unsere antifaschistischen Aktivitäten und Kämpfe an diesen Tagen. Für Samstag mobilisierten Faschisten aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus zu einer Gedenkdemonstration für den Nazi-Kriegsverbrecher und Völkermörder Rudolf Hess nach Berlin-Spandau.
Am Freitag gab es eine kleine Anti-Nazi-Vorabenddemonstration in Spandau, an der wir uns mit unseren Spandauer Freunden und Sympathisanten beteiligten. Die Route führte zum Gelände des ehemaligen Kriegsverbrechergefängnisses, in dem Hess saß und viel zu spät sein gerechtes Ende fand. Es kam während der Demonstration zu keinerlei Naziprovokationen oder Aktionen, was unterstreicht, dass es sich in erster Linie um ein auswärtiges Problem handelt. Wir verteilten unsere Anwohner-Flugblätter an Passanten, wie bereits am Vortag entlang der von den Faschisten angemeldeten Demonstrationsstrecke. Vor allem die infantilen Anti-Deutschland-Parolen, die teilweise von einigen Demonstranten angestimmt wurden, führten zu Recht zu irritierten Reaktionen bei ansonsten eher positiv gestimmten Spandauern.
SAMSTAG – STAAT UND NAZIS HAND IN HAND
Der Samstag selbst bewies fundamental die Korrektheit der Parole „Staat und Nazis – Hand in Hand“. Die gesamte Mobilisierung der Faschisten nach Spandau war nur eine Finte, um den Protest und die Gegen-Aktivisten dort zu binden. In Wahrheit wollten die Faschisten mitten durch das östliche Herz Berlins, vom Alexanderplatz in Mitte durch Friedrichshain, am Friedhof der Märzgefallenen vorbei bis nach Lichtenberg, fast bis zur Gedenkstätte der Sozialisten. Dies geschah definitiv in enger Absprache mit der Polizei des “Rot“-“Rot“-Grünen Senats: Entlang der kompletten Nazi-Route durch Spandau standen in den Vortagen keine Hamburger Gitter. Auch der Antreteplatz war völlig untauglich und ist mit ÖPNV schwer zu erreichen. Sie hatten nie vor hier zu laufen und die Berliner Polizei wusste das genau.
Nachdem die Gegendemonstrationen in Spandau gestartet waren – übrigens entlang einer mit zahllosen Hamburger Gittern versehenen Route – band die Polizei sie vor Ort, zwang sie de facto zum weiterdemonstrieren und ließ sie nicht in die Berliner Innenstadt, wo vom Alexanderplatz und dem Platz der Vereinten Nationen aus, über 600 aus dem gesamten Bundesgebiet herangekarrte Faschisten mit ihrer kostümierten Parade begannen. Geschützt wurden sie von einem unfassbar teuren Riesenaufgebot von 2.700 Bullen, nicht nur aus Berlin und Brandenburg, sondern auch aus Thüringen, Sachsen, Hessen und NRW, inklusive Wasserwerfer, Räumpanzer, agressive Hundestaffeln, etc. …
SITZBLOCKADEN UND DIE ANTIFASCHISTISCHE BEWEGUNG
Spandau wäre für einige Widerstandsoptionen günstiger gewesen. Hier hat die Polizei nicht zwanzig Konzepte und 100-fache Demo-Vorerfahrung in jedem Straßenzug. In Friedrichshain spielten Sie ihre überlegenen, gut erprobten, polizeilichen Taktiken und ihre zahlenmäßige Stärke voll aus und machten konsequente und direkte antifaschistische Praxis äußerst schwierig. Trotzdem gab es am Rand der Fascho-Parade immer wieder und kontinuierlich Proteste von tausenden Aktivisten und Anwohnern. Es zeigte sich aber auch ein weiteres mal, wie sehr die antifaschistische Bewegung in Berlin an Stärke verloren, wie sehr sie sich selbst kastriert, pazifisiert und system-integriert hat. Man muss nüchtern feststellen: bis auf einige Ausnahmen, hat sie verlernt zu kämpfen.
Ein Ausdruck davon sind auch die „Sitzblockaden“. Es gibt wenig unterwürfigeres und dämlicheres, als sich im Angesicht eines hochgerüsteten Feindes, der austauschbar die liberale wie auch die faschistische Seite der Diktatur des Kapitals repräsentiert und sie verteidigt, auf den Boden zu setzen und sich in völliger Ohnmacht seiner Willkür, seiner Repression, seiner Gewalt hinzugeben. Das offenbart nur tief sitzende und extrem falsche Illusionen in den bürgerliche Staat und führt ins nichts. Sitzblockaden – wenn sie nicht von oben gewollt sind – bringen gar nichts. Hört auf damit. Fangt wieder an zu kämpfen!
Geprägt war das Wochenende auch von den erbärmlichen Versuchen zahlreicher Hobbypolitaktivisten, den antifaschistischen Widerstand zu spalten bzw. gegen kämpferische, konsequente und internationalistische Antifaschisten zu arbeiten. Bereits auf der Vorabenddemo in Spandau gab es nach anonymen Beschwerden den Versuch uns wegen vermeintlichen, nicht belegten “Angriffen“ auf “Antifagruppen“ von der Demo auszuschließen, was unter anderem nach einem Gespräch mit der Demoleitung, scheiterte. Vor allem online spitzte sich das am Samstag noch zu, “Aktivisten“, Presse und Fotografen die mit Outingfotos Anti-Antifa-Arbeit machen, liberale Zecken die kämpferische Antifaschisten denunzieren und ihre Standorte via Twitter durchgeben, etc.
Auf der Straße gab es zahlreiche reaktionäre Gegendemonstranten, bürgerliche Parteien inszenierten sich und ließen das System der Ausbeutung und Unterdrückung und den in Afghanistan und anderen Ländern der Ditten Welt völkermordenden Status Quo hochleben, hasserfüllte Antikommunisten tobten sich aus, es wurden zu hauf dämliche Parolen skandiert und – sehr vereinzelt – selbst kolonialistische, mit Blut getränkte Fahnen des Besatzerstaats Israel hochgehalten, während gleichzeitig hunderte Hitleristen durch vermeintlich alternative Viertel ziehen.
Das sind Probleme die wir nur beheben können, wenn wir als proletarische Revolutionäre und als rote Jugend unsere Aufgaben annehmen und eine neue, kämpfende antifaschistische Bewegung im Geiste Ernst Thälmanns und im Dienst der sozialistischen Revolution in diesem Land, als Teil des Kampfes des internationalen Proletariats und der Völker der Welt, errichten.
Zu den Faschisten gibt es nur zu sagen: Es zeigt sich immer wieder eindrücklich wie euer mit Staatschutzagenten durchsetzter Spitzelhaufen von Kinderschändern und Verbrechern nur ein dreckiges Instrument der Herrschenden ist. Wenn sie wollen, dürft ihr euch aufrichten und euch ein bisschen austoben und provozieren, das Volk spalten und die Leute ablenken und verhetzen.
Aber auch weiße Hemden verdecken nicht das kranke Innenleben dieser ehrenlosen Hunde. Die faschistische Brut muss zerschlagen werden, mit der eisernen Faust der proletarischen Jugend. Eine andere Sprache verstehen sie nicht und das ist gut so, denn das ist eine Sprache, die unsere Klasse wenn sie zu Bewusstsein kommt, sehr gut sprechen kann.
ABENDS IN NEUKÖLLN
Am späten Abend des selben Tages führten rote Antifaschisten vermummt, mit Rauchtöpfen und Fackeln eine disziplinierte Spontandemonstration durch Neukölln, um dem letzten anerkannten Führer der deutschen Arbeiterklasse und großen Antifaschisten Ernst Thälmann würdig und kämpferisch zu gedenken. Immer wieder schallte „Ernst Thälmann – lebt im Kampf!“ aber auch Parolen gegen den Faschismus und internationalistische Parolen durchs Viertel. Passanten und Anwohner klatschten, grüßten die Demo und riefen teilweise Parolen mit. In weiteren Sprechchören wurde gefallenen Antifaschisten und Kommunisten aus Neukölln und Deutschland gedacht – und auch den vor kurzem auf den Philippinen im Kampf gegen die faschistische US-Duterte-Administration gefallenen Kämpfern der Neuen Volksarmee (NPA), Kasama Hector und Kasama Bryan.
Die Antifa ist tot. Es lebe die Antifaschistische Aktion!
Ernst Thälmann lebt im Kampf!
Jugendwiderstand,
19.08.2018