Recherche: Die Evangelikale Rechte aus der Deckung holen!

von: Anarcha-Feminist Antifa am: 26.05.2018 - 18:44

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Eine Recherche zur Evangelikalen Rechten in und um Annaberg-Buchholz, ihrer Publikationsplattform des Verlags "Lichtzeichen GmbH" und der Vereinigung "AG Welt e.V.".

Annaberg-Buchholz. Irgendwo in Sachsen, im nirgendwo von Deutschland. Seit 2010 werden dort sogennante „Schweigemärsche für das Leben“ organisiert. Daran teil nähmen jährlich zwischen 300 bis 700 christlische Fundamentalist*innen.

Ursprünglich wurde diese reaktionäre Veranstaltung von der CDL Sachsen1 (Christdemokraten für das Leben), einer Organisation innerhalb der CDU Sachsen, organisiert. Diese Vereinigung gibt es überregional seit 1985 und setzt sich nach eigenen Angaben für das „Lebensrecht“ und einem „christlichen Menschenbild“ ein. Konkret bedeutet dies aber, dass sie das Recht auf Abtreibungen und der Selbstbestimmungen von Frauen* absprechen.

Ab 2016 wurden diese Demonstrationen von der Vereinigung „Lebensrecht Sachsen e.V.“2 organisiert. Personell ist es aber die gleiche Person: Thomas Schneider, welcher Mitglied bei der CDL Sachsen war, Vorsitzender von „Lebensrecht Sachsen e.V.“ ist und für die Durchführung der jährlichen „Schweigemärsche“ verantwortlich ist3.

Only local images are allowed. Doch wer ist Thomas Schneider überhaupt? Auf seiner eigens eingerichteten Internetwebsite4 finden wir die Antworten auf unsere Fragen. Unter anderem ist er seit dem 1. September 2011 „Evangelist im Auftrag der Arbeitsgemeinsachft Weltanschauungsfragen e.V“ und Chefredakteur des „Lichtzeichen Verlag GmbH“.

Er ist ehemaliges CDU-Mitglied und verließ die Partei 2014. Von 2008-2014 saß er für die CDU im Kreisrat des Erzgebirges. Thomas Schneider ist mitunter hauptverantwortlich, dass vor circa 7 Jahren die Initiative „Aktion Linkstrend Stoppen“ gegründet wurde. Schon 2012 fühlte sich Thomas „unwohl in seiner politischen Heimat der CDU“, da er selbst dort nicht mehr offen gegen Homosexuelle, Frauen und Migrant*innen hetzen kann ohne „schräg angesehen“ zu werden5.

Mit seiner Kampagne „Aktion Linkstrend Stoppen“ wollte er als besorgter Bürger Deutschlands endlich mal sagen was Sache ist: Gegen die „Homo-Ehe“, gegen „Multi-Kulti“, gegen Abtreibungen und gegen die „Linksextremisten“.

Seine sächsische CDU Regionalgruppe geriet schon damals in Schlagzeilen, da sie auf ihrer Website Artikel der „Jungen Freiheit“ und der rassistisch-verschwörungtheoretischen Website „Politically Incorrect“ verwiesen.

Was Thomas Schneider antreibt ist sein Hass auf alles Linke. Schon 2006 schrieb er in einem Lesekommentar der rechten Zeitung „Junge Freiheit“ bezüglich dessen: „Heute erinnern in Deutschland Tausende Gedenkstätten an die Verbrechen aus der Nazi-Zeit, aber nur eine kleine Zahl an die brutale Diktatur der Stasi-Schergen. Schlimmer noch ist aber das große Schweigen von Politikern und Kirchenmännern. Die kommunistische Ära ist längst noch nicht aufgearbeitet!“6

Bild oben : Screenshot seines Lesekommentars

In einem anderen selbst-verfassten Artikel in der „Jungen Freiheit“ vom 18. Juni 2010 schreibt Thomas Breitenbrunn: „Wann werden auch die Letzten in Deutschland begreifen, daß die Linken in Politik, Kirche und Gesellschaft das deutsche Volk wieder in Richtung Totalitarismus treiben? Viele leiden augenscheinlich an politischer Demenz. In Schulen und Vereinen schleichen sich Ewiggestrige ein, um historische Tatsachen bewußt falsch zu interpretieren.“

Bild: Screenshot 1. seines Artikels in der „Jungen Freiheit“

Bild: Screenshot 2. seines Artikels in der „Jungen Freiheit“

Auf seiner Website teilt er in seiner Rubrik „Politik & Gesellschaft“ fast tagtäglich Artikel der „Jungen Freiheit“7.

Seine Predigten hält er entweder in der Landeskirchlischen Gemeinschaft Rittersgrün; Karlsbader Straße 31, 08359 Breitenbrunn/ OT Rittersgrün oder in der Landeskirchlischen Gemeinschaft in Albernau (Zschorlau), Teichstraße 3, 08321 Albernau.

Auch organisiert er „Männerstammtische“8 und ist dafür verantwortlich, dass vom 22.-27 August 2008 die „Männerwoche Erzgebirge“ stattfand9.

Eine Begründung dieser Männerwoche auf ihrer Website lautet: „Jede Männergeneration hat mit Herausforderungen zu kämpfen. Da sind die großen Bereiche Geld, Macht und Sex. Aber auch alltägliche Sorgen und Nöte mit Stress, Ärger, Prioritäten und Konkurrenz, mit Arbeitslosigkeit, Krankheit und Suchtgefahren spielen eine oft große und ernst zu nehmende Rolle. Familien, Gemeinden und die Gesellschaft brauchen Männer, die in Verantwortung vor Gott und den Menschen leben.“

Thomas Schneiders inhaltliche Nähe zur AfD ist bestätigt. Am 29. Januar 2016 hielt er einen Vortrag zum Thema: „Die Angst vor dem Islam: begründet oder unbegründet“ für die AfD-Kreistagsfraktion im Erzgebiergskreis10.

Bild oben: Screenshot der Veranstaltung

Bild: Screenshots seiner FB-Einträge

Auf seiner Facebook Seite teilt er gerne AfD-Artikel, rechte Publikationen und evangelikalen Mist.

Thomas Schneider ist zudem gut in der „Lebensschutz“ Bewegung vernetzt. 2016 war er auf dem „Marsch für das Leben“ in Berlin als Fotograf unterwegs. Zudem schaffte es der „Schweigemarsch“ die letzten Jahre über konstant zwischen 500-700 Fundamentalist*innen anzuziehen.

Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V (AG Welt e.V.)

Die AG Welt e.V. bezeichnet sich selbst als „unabhängiges Glaubens- und Missionswerk“, deren Ziel es ist „Christen in Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften und gesellschaftlichen Institutionen“ aufzuklären. Sie gehen davon aus, dass alles was in der Bibel steht wahr und „Irttumslos“ sei. Sie will die Menschen, welche „Opfer von Sekten, Kulten und Weltanschauungen (...) sind“ helfen „den Weg zum wahren Leben zu finden“11.

Bild: Die Männer der AG Welt, die uns den „Weg“ zum „Heil“ zeigen wollen.

So weit, so typisch evangelikaler 0815 Mist.

Doch ein kurzer Blick auf die Website reicht aus, um zu erkennen, dass hier der Wind von weit Rechts weht.

Unter anderem bewerben sie auf ihrer Website eine Kampagne namens „Keine Moschee in meiner Stadt“.

Auf dieser Website wird ihre rassistische Gesinnung eindeutig: „Der Islam ist eine gefährliche Ideologie unter religiösem Deckmantel, die unsere

Bild oben: Keine Moschee in meiner Stadt!

freiheitlich- demokratisches Gemeinwesen unterwandern, aushölen und diktatorische Herrschaftsstrukturen schaffen will“.

In der Rubrik Buchempfehlungen wird das Buch „Immer fremder im eigenen Land“ empfohlen. Der Autor ist Eberhard Kleina: Ein neurechter evangelikaler Autor und Beruffschulpfarrer aus Lübbecke (Anschrift: Julius-Brecht Straße 42 32312 Lübbecke).

Hier ein paar Zitate von Kleina12:

- „Daß die USA in leichtfertiger Weise Kriege im Nahen Osten initiiert haben (wahrscheinlich, um Europa mit Flüchtlingsströmen zu überfluten)“

- „Ich gehe davon aus, daß sie noch keine einzige Pegida-Demonstration besucht haben. Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich die absolut friedlichen und mit Angst und Sorge vor dem Islam erfüllten Pegida-Leute bedenke, unter ihnen viele Christen, und die hasserfüllten Gesichter der linken Gegendemonstranten,

Bild: Eberhard Kleina

die Feuerwerkskörper, Steine und Toilettenrollen warfen. Wenn Sie die Pegida ablehnen und nicht einmal anhören, machen Sie sich leider indirekt mit der anderen Seite gemein. Lesen Sie einmal das 19-Punkte-Programm der Pegida, dort finden Sie keine einzige fremdenfeindliche Aussage.“

- „Mit der islamischen Einwanderung ist eine nicht zu übersehende Islamisierung Deutschlands und Europas verbunden, von der EU und allen Altparteien bei uns gefördert. Die Politiker wollen offenbar ein islamisiertes Deutschland oder nehmen es zumindest in Kauf.“

Für seine Ansichten wird er von der rechten Website „Pi-News“ gefeiert13.

Die Kampagne „Keine Moschee in meiner Stadt“ wird übrigens von der AG Welt e.V. betrieben und wurde auch von ihr initiiert.

In einem Interview mit der Jungen Freiheit vom 20. März 2018 wird dies auch von Thomas Schneider bestätigt14.

Solche Aufrufe und Kampagnen kennen wir normalerweise nur von Kameradschaften und völkischen Parteien wie die der NPD15. Der Zusammenschluss von Evangelikalen Denkmustern und Rechter Ideologie ist hier am deutlichsten zu erkennen.

Die AG Welt e.V veröffentlichte im Zeitraum von 2012-2017 zweiundzwanzig Ausgaben ihrer eigens publizierten Zeitschrift „Brennpunkt Weltanschauung“16.

In ihr werden Artikel wie „Lutherbibel mit Homosexuellen-Porträt“17 veröffentlicht, wo Thomas Schneider Homosexualität als „Weg der Verirrung“ bezeichnet. Oder das Buch „Der Genderwahn – Wie eine unsinnige Ideologie uns umerziehen und beherrschen will“ von Eberhard Kleina beworben18. Jede dieser Ausgaben strotzt dabei nur von Rassismus, LGBTQI* Hass und Anti-Feminismus.

In der Rubrik Weltanschauung Allgemein19 wird dies nochmals verdeutlicht. Es gibt LGBTQI* hetzende Artikel wie beispielsweise „Ehe für Alle? Wir stammen doch nicht vom Affen ab!“20.

Zitat: „Gleichgeschlechtliche Verbindungen sind keine Ehe, auch wenn man sie so nennen will. Ich will mir später nicht von unseren Nachkommen vorhalten lassen, warum ich mich nicht gewehrt hätte, so wie wir das unseren Eltern und Großeltern in Bezug auf Adolf Hitler vorgehalten haben. Der Mensch begibt sich auf die Stufe von Tieren, die nur noch ihren Trieben nachgeben und sich von ihnen beherrschen lassen. Wir stammen nicht vom Affen ab, aber manche Zeitgenossen scheinen sich dahin zu entwickeln! Wo bleibt der Protest aus christlichen Kreisen?“ oder Artikel21 , in dem Thomas Schneider die Evangelische Kirsch als „Hure des Zeitgeistes“ beschreibt, da sie am Berliner CSD teilnahm:

„Mit der geplanten Aktion machen sich nicht nur die Berliner evangelischen Kirchenkreise, sondern auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, zur Hure des Zeitgeistes. Statt an geistlich verirrte und verwirrte Menschen Bibeln zu verteilen, bietet man ihnen organisierte Gotteslästerung vor den Altären der Kirchen.

Seit Jahrzehnten ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit ihren sogenannten Handreichungen und Orientierungshilfen zu Ehe, Familie und Sexualität ein Wegbereiter sexueller Verirrung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Landeskirchen auf den teuflischen Zug sexueller Selbstbestimmung aufgesprungen sind. Er fährt direkt zur Hölle!“.

Natürlich darf dabei eine Prise ideologisch-völkischer Artikel22 oder Hetze gegen „Linksextreme“23 nicht im Repertoire fehlen.

Die AG Welt e.V. kuschelt dabei auch gerne mit der AfD und wünscht ihnen in einem Interview mit der damaligen Abgeordneten Frauke Petry „Gottes Segen“24.

Lichtzeichen Verlag GmbH

Der „Lichtzeichen Verlag“ ist eine evangelikale bis neu-rechte Publikationsplattform mit ihrem Sitz in Lage, einer Klein-Stadt in Nordrhein-Westfalen.

Geschäftsführer sind hier Walter Bähr und Michael Bähr. Walter Bähr ist zudem auch Geschäftsführer der AG Welt e.V.. Chefredakteur des Verlags ist Thomas Schneider.

Nach Eigenaussage exisitert die Buchhandlung schon seit mehr als 10 Jahren.

Unter anderem publizierte dieser Verlag Bücher wie „Der Genderwahn“25 von Eberhard Kleina, „Gender-Gaga“26 und „Dann mach doch mal die Bluse zu“27 von der Autorin Birgitte Kelle oder auch rassistische Bücher wie die „Einordnung der Zuwanderung aus biblischer Sicht“28 geschrieben vom Pastor Jakob Tscharntke der evangelischen Freikirche in der Eichenau.

Jakob Tscharntke machte ab 2015 Skandal-Schlagzeilen29, als er anfing in seinen Predigten von einem „kommenden Bürgerkrieg“ aufgrund der „Flüchtlinge“ beziehungsweise der „muslimischen Invasion" zu schwadronieren. Zitat: " Dahinter steckt der Anti-Christ und das Böse, so Tscharntke. Handlangerin ist Angela Merkel. Sie wolle ein anderes Deutschland.“ Für seine Aussagen bekam er eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Ein AfD Verband zeigte sich begeistert von ihm und so hielt er am 21.11.2015 eine Rede auf einer AfD Veranstaltung in Talheim30.

Fazit:

Neu-Rechte und Evangelikale geben sich die Hand: Gemeinsam schreiten sie voran gegen das „Gender-Mainstreaming“, gegen „Feminismus“ und einer „Verweichlichung der Männer“ , gegen „Multi-Kulti Wahn“ und der „Islamisierung des Abendlandes“ und gegen die „Linksextremisten“ und „Gutmenschen“. Sie kämpfen für ihr „christliches Vaterland“.

Bei den „Schweigemärschen“, der „Demo für Alle“, dem „Marsch für das Leben“ oder sogar schon bei „PEGIDA“: Die Zusammenarbeit beider Strukturen ist klar erkenntlich und nimmt sogar zu.

Thomas Schneider ist ein sehr gutes Beispiel dieser Symbiose von evangelikalem und neu-rechtem Gedankengut. Er symbolisiert nämlich beides und versucht es noch nicht einmal zu verbergen. Seit Jahren ist er dafür verantwortlich, dass diese reaktionären „Schweigemärsche“ stattfinden und mit ihm als Chefredakteur des Verlags „Lichtzeichen GmbH“ ist er direkt mit dafür verantwortlich, dass evangelikale neu-rechte Bücher publiziert werden. Er trägt mit zu diesem Rechtsruck bei und spielt auch bei der Vernetzung dieser keine unbedeutende Rolle. Thomas Schneider gehört zu den Personen, die versuchen die evangelikale und neu-rechte Szene zusammenzubringen.

Es wird Zeit ihn bei seinem Vorhaben zu stoppen!

Feminismus und Antifaschismus zusammendenken – Die Evangelikale Rechte aus der Deckung holen!

A - narcha

F - eminist

A - ntifa

Marburg

1 http://cdl-sachsen.de

2 http://lebensrecht-sachsen.de

3 https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/um-gottes-willen-1

4 http://www.schneider-breitenbrunn.de

5 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-02/cdu-linkstrend-konservative

6 https://jungefreiheit.de/service/archiv/